Schauspiel

Tschechows "Drei Schwestern" am Theater Basel

Simon Stone schreibt Tschechows "Drei Schwestern" für das Theater Basel um.

Simon Stone, Hausregisseur am Theater Basel, ist ein Shooting-Star der Regieszene. Mit 32 Jahren hat er bereits zweimal den Nestroy-Theaterpreis erhalten. Für seine Inszenierungen schreibt er Texte großer Schriftsteller gerne um. Nun hat er sich Anton Tschechows Drama "Drei Schwestern" angenommen. Am Samstag ist Premiere.

Irina, Mascha, Olga und ihr Bruder Andrej Prosorow leben in einer russischen Provinzstadt, in die sie vor elf Jahren ihres Vaters wegen, einenes Militärs, gezogen sind. Seither träumen sie von der Rückkehr in ihre Heimatstadt Moskau. In vier Akten erzählt Tschechow von den Träumen und Hoffnungen der Schwestern Olga (Barbara Horvath), Mascha (Franziska Hackl) und Irina (Liliane Amuat). Der Bruder Andrej, dargestellt von Nicola Mastroberardino, verkörpert die Schwäche der Männer. Als er heiratet und eine vierte Frau ins elterliche Haus einzieht, entsteht ein Machtkampf zwischen den Frauen.

Stone lässt die Darsteller in einem zweistöckigen Haus spielen. Im Original seien die drei Schwestern Feministinnen, erklärt Stone im Gespräch mit Dramaturgin Constanze Kargl. "In meinem Stück dürfen sie einfach existieren". Tschechow, 1860 geboren, der für seine Zeit sehr emanzipierte Frauen skizzierte, rückt nicht die gesellschaftliche Rolle der Frau in den Vordergrund, sondern ihr Alltags-Ich. Stone greift das auf, ohne den Frauen ihren Eigensinn zu nehmen.

Wie ein roter Faden zieht sich der Wunsch der Geschwister, nach Moskau zurückzukehren, durchs Stück. Dabei gehe es vor allem um die Geborgenheit, die sie dort empfunden hätten, sagt Stone. Am Ende wird ihnen klar, dass sie nie nach Moskau zurückkehren werden. Der australische Regisseur, der seit der Spielzeit 2015/16 in Basel Hausregisseur ist, ist bekannt dafür, dass er die Stücke für seine Inszenierungen umschreibt. So auch bei Tschechow. Denn: "Tschechows Stücke beginnen alle mit dem Hinweis, dass sie in der Gegenwart spielen, und dabei nehme ich ihn wörtlich" – den mehr als 100 Jahre alten Text in die Gegenwartssprache zu übertragen.

An Tschechows Dramen faszinieren Stone die Erzählstrukturen. Einerseits gliedert er seine "Drei Schwestern" in vier Akte. Der Ablauf in den Akten selbst ist jedoch so erzählt, dass es dem Betrachter später schwer fällt, sich an den detaillierten Ablauf zu erinnern. "Für das Publikum ist diese Erzählweise besonders attraktiv, für mich hingegen sehr schwer zu organisieren", so Stone. Wenig erstaunlich also, dass Simon Stone bis ganz kurz vor der Premiere des Stücks an seiner Inszenierung arbeitet.

Termine: Basel, "Drei Schwestern", Schauspielhaus, Premiere: Sa, 10. Dez., 19.30 Uhr; weitere Aufführungen: 14., 15., 20., 23. und 27. Dez., jeweils 19.30 Uhr; Info: Tel. 0041/61/2951133
von Anika Maldacker
am Fr, 09. Dezember 2016

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