Theater
Udo Schürmer inszeniert Yasmina Rezas "Drei Mal Leben" am Freiburger Wallgraben-Theater
Die Komödien von Yasmina Reza sind im Freiburger Wallgraben-Theater gut aufgehoben. Zuletzt war dort 2009 "Der Gott des Gemetzels" zu sein. "Drei Mal Leben", uraufgeführt 2000, hat eine ähnliche Konstellation: Ein Ehepaar besucht ein anderes. Bettina Schulte sprach mit dem Regisseur Udo Schürmer, der hauptamtlich seit zwölf Jahren Intendant der Schlossfestspiele in Ettlingen ist.
Ticket: Herr Schürmer, Sie inszenieren zum ersten Mal in Freiburg?
, Schürmer: Das Wallgraben-Theater hat einen sehr guten auch literarischen Ruf. Ich kenne es seit vielen Jahren. Ich finde es spannend, auch mal in einem kleineren Rahmen zu inszenieren. Da muss man ganz anders arbeiten als auf der Ettlinger Freilichtbühne. Hier geht es nur über das Wort. Das schärft die Sinne in jeder Hinsicht.
Ticket: Womit wir bei Yasmina Reza wären. Was reizt Sie an "Drei Mal Leben"?
Schürmer: Mich interessiert ja immer: Was passiert zwischen den Menschen? Warum verhalten die sich so? Was sind die Untertöne? Das Spannende an "Drei Mal Leben" ist ja, dass dieselbe Geschichte dreimal erzählt wird – immer ein bisschen anders, die Figuren verhalten sich anders. Der Zuschauer kennt die Geschichten schon und weiß mehr als die Figuren.
Ticket: Die Figuren starten jedes Mal wieder am Nullpunkt?
Schürmer: Es geht darum: Wie werden unterschiedliche Informationen jedes Mal wieder zu einem neuen Leben zusammengebaut? Die drei Szenen führen zu komplett anderes Ergebnissen. Der Zuschauer wird damit vor die Frage gestellt: Was ist denn nun das richtige Leben? Wir stehen ja ständig selber in der Situation, uns entscheiden zu müssen.
Ticket: Und wird dieses schwerwiegende Frage beantwortet?
Schürmer: Natürlich nicht. Der Zuschauer bleibt ratlos zurück. Er verlässt das Theater vermutlich mit der Erkenntnis, dass jeder selbst entscheiden muss.
Ticket: Ist das traurig oder lustig? Schürmer: Es ist beides. Yasmina Reza ist die Meisterin des gehobenen Boulevards: höchst unterhaltsam und zugleich fundiert, ernst und melancholisch. Mir liegt diese Gratwanderung sehr. Unterhaltung mit Anspruch finden Sie im europäischen Theater äußerst selten. Ich liebe das angelsächsische Theater, weil es den Unterschied zwischen U und E nicht kennt. Ganz im Gegensatz zu Deutschland. Die Deutschen haben ein Problem mit anspruchsvoller Unterhaltung. Da kommt die Komik schenkelklopfend daher. Ich bin 35 Jahre als Regisseur unterwegs und habe diese Erfahrung immer wieder machen müssen.
Ticket: Haben Sie eine Erklärung dafür?
Schürmer: Ich glaube, die Deutschen denken gern in Schubladen. Man darf Theater aber nicht katalogisieren.
Ticket: Sie sind an große Räume gewöhnt. Empfinden Sie die begrenzten Bühne des Wallgraben als hinderlich?
Schürmer: Im Gegenteil. Für das, was das Stück erzählt, ist sie ideal. Die Menschen sind in einem Raum zusammen und kommen da nicht raus.
Ticket: Ist es eine besondere Herausforderung für die Schauspieler, dreimal dieselbe Geschichte zu erzählen?
Schürmer: Wir haben es ihnen ein bisschen erleichtert, indem wir die Bühne für jede Episode etwas verändern. Es könnten auch drei Paare in unterschiedlichen Wohnungen sein. Damit spielen wir.
Ticket: Das Stück ist für Sie ungebrochen aktuell?
Schürmer: Diese Paare tragen Konflikte aus, die zeitlos sind. Die meisten Menschen interessieren sich doch vor allem für persönliche Beziehungen. Mit Rezas Figuren kann man sich identifizieren.
Termin: Freiburg, "Drei Mal Leben". Wallgraben-Theater. Premiere: Fr, 16. März, 20 Uhr. von bs
, Schürmer: Das Wallgraben-Theater hat einen sehr guten auch literarischen Ruf. Ich kenne es seit vielen Jahren. Ich finde es spannend, auch mal in einem kleineren Rahmen zu inszenieren. Da muss man ganz anders arbeiten als auf der Ettlinger Freilichtbühne. Hier geht es nur über das Wort. Das schärft die Sinne in jeder Hinsicht.
Ticket: Womit wir bei Yasmina Reza wären. Was reizt Sie an "Drei Mal Leben"?
Schürmer: Mich interessiert ja immer: Was passiert zwischen den Menschen? Warum verhalten die sich so? Was sind die Untertöne? Das Spannende an "Drei Mal Leben" ist ja, dass dieselbe Geschichte dreimal erzählt wird – immer ein bisschen anders, die Figuren verhalten sich anders. Der Zuschauer kennt die Geschichten schon und weiß mehr als die Figuren.
Ticket: Die Figuren starten jedes Mal wieder am Nullpunkt?
Schürmer: Es geht darum: Wie werden unterschiedliche Informationen jedes Mal wieder zu einem neuen Leben zusammengebaut? Die drei Szenen führen zu komplett anderes Ergebnissen. Der Zuschauer wird damit vor die Frage gestellt: Was ist denn nun das richtige Leben? Wir stehen ja ständig selber in der Situation, uns entscheiden zu müssen.
Ticket: Und wird dieses schwerwiegende Frage beantwortet?
Schürmer: Natürlich nicht. Der Zuschauer bleibt ratlos zurück. Er verlässt das Theater vermutlich mit der Erkenntnis, dass jeder selbst entscheiden muss.
Ticket: Ist das traurig oder lustig? Schürmer: Es ist beides. Yasmina Reza ist die Meisterin des gehobenen Boulevards: höchst unterhaltsam und zugleich fundiert, ernst und melancholisch. Mir liegt diese Gratwanderung sehr. Unterhaltung mit Anspruch finden Sie im europäischen Theater äußerst selten. Ich liebe das angelsächsische Theater, weil es den Unterschied zwischen U und E nicht kennt. Ganz im Gegensatz zu Deutschland. Die Deutschen haben ein Problem mit anspruchsvoller Unterhaltung. Da kommt die Komik schenkelklopfend daher. Ich bin 35 Jahre als Regisseur unterwegs und habe diese Erfahrung immer wieder machen müssen.
Ticket: Haben Sie eine Erklärung dafür?
Schürmer: Ich glaube, die Deutschen denken gern in Schubladen. Man darf Theater aber nicht katalogisieren.
Ticket: Sie sind an große Räume gewöhnt. Empfinden Sie die begrenzten Bühne des Wallgraben als hinderlich?
Schürmer: Im Gegenteil. Für das, was das Stück erzählt, ist sie ideal. Die Menschen sind in einem Raum zusammen und kommen da nicht raus.
Ticket: Ist es eine besondere Herausforderung für die Schauspieler, dreimal dieselbe Geschichte zu erzählen?
Schürmer: Wir haben es ihnen ein bisschen erleichtert, indem wir die Bühne für jede Episode etwas verändern. Es könnten auch drei Paare in unterschiedlichen Wohnungen sein. Damit spielen wir.
Ticket: Das Stück ist für Sie ungebrochen aktuell?
Schürmer: Diese Paare tragen Konflikte aus, die zeitlos sind. Die meisten Menschen interessieren sich doch vor allem für persönliche Beziehungen. Mit Rezas Figuren kann man sich identifizieren.
Termin: Freiburg, "Drei Mal Leben". Wallgraben-Theater. Premiere: Fr, 16. März, 20 Uhr. von bs
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Fr, 09. März 2018