Übung zur Gelassenheit

Mit dem Musikerkollektiv Lambchop aus Nashville endet das Stimmenfestival .

Lambchop ist ein offenes Kollektiv, mehr als ein Dutzend Musiker aus Nashville, der illustren Musikmetropole in dem ansonsten vom konservativen Redneck-Geist geprägten, ländlichen US-Bundesstaat Tennessee, inzwischen ein Herzstück der Trump-USA. Spiritus Rector dieses Kleinor- chesters ist Kurt Wagner. Bevor er Musiker wurde, arbeitete der 58-Jährige als Parkettleger. Wagner war aber auch mal Kunsthochschüler und er kokettiert mit der Rotnacken-Kultur, den Landarbeitern, trägt in der Regel Truckermützen mit dem Logo eines Pferdefutterherstellers. Für eines aber steht Wagner nicht: für traditionellen Country. Tatsächlich "schmirgelt er seit zweieinhalb Jahrzehnten an den Ecken und Enden der amerikanischen Musiktradition herum", befand die Süddeutsche Zeitung im November. So bringen Lambchop seit 25 Jahren Elemente wie Disco über Soul, orchestrale Arrangements mit Falsettstimme oder klavierbetontem Minimalismus ins Spiel. "Lambchop spielten Countrysongs für ein Publikum, das Countrymusik eigentlich verabscheute", befand Die Zeit denn auch im Herbst 2016.

Das Album "Nixon" (2000) verschaffte der Band in Europa einen ersten Hauch von Popularität, das Nachfolgewerk "Is A Woman" erntete zwei Jahre später einstimmiges Lob. Im Zweijahresintervall erschienenen bis 2012 und "Mr. M" weitere Alben. Danach wurde es ruhiger um Lambchop.

Das jüngste Album, das 2016 erschienene "Flotus," ist vom Konzept her denn auch eher ein Soloprojekt Wagners, der hier sein Interesse an R’n’B und HipHop auslebt. Der Titel wiederum ist eine Abkürzung, ein Akronym und zugleich ein Wortspiel; er steht für First Lady Of The United States aber auch für For Love Often Turns Us Still. Ersteres bezieht sich auf seine Ehefrau Mary Manzini, in deren Plattenladen Wagner einst die ersten Schritte als Musiker machte. Für sie zelebriert er hier Musik und hat dafür seinen Klangkosmos einmal mehr neu justiert: "Flotus" knüpft an Klänge an, die jeder kennt aus dem Alltag, Soundfetzen aus dem Radio, Berieselung aus Supermarkt-Lautsprechern. Wagners Gesang fungiert dabei als eine Art Rohstoff, der mittels Autotune, einer Effektsoftware, wie sie auch Kayne West verwendet, in eben die Räume transferiert wird, wo Musik nebenher dudelt. Das entwickelt mitunter zwar eine gewisse elektronische Schläf- rigkeit, hat in den zahlreichen besseren Momenten aber auch etwas vom klassischen Schlafzimmer-Soul, eine Übung zur Gelassenheit, "ein kollektives Lockerungsprogramm für die USA" meinte der Kritiker Der Zeit darin zu hören. Die Süddeutsche erklärte "Flotus" gar schon zum "wichtigsten Album für die Trump-Präsidentschaft" und hört darin "ein Lob der Deradikalisierung", eine Musik, "die sich einem so schmeichelnd schön über die nervösen Gehirnwindungen legt", die alle "Schubladen und Türen und Fenster im Denken aufreißt".

So, 30. Juli, 20 Uhr, Rosenfelspark Lörrach
, Support:

Fenne Lily
von alb
am Sa, 24. Juni 2017

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