Sonderausstellung zur Sommerzeit
Uhrenmuseum in Furtwangen
Wir schreiben das Jahr 1916. Der Erste Weltkrieg ist in vollem Gange, die Versorgungslage in Deutschland schlecht – und so bekommt eine schon länger schwelende Idee Auftrieb: die Sommerzeit. Es ist Krieg, es wird nicht lange gefackelt und in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai wird die Sommerzeit eingeführt – das war vor fast genau 100 Jahren.
Für das Deutsche Uhrenmuseum Furtwangen ist dieses Jubiläum eine gute Gelegenheit für eine Sonderausstellung zum Thema "100 Jahre Sommerzeit". Auf großen gelben Hartschaumplatten steht die Geschichte der Sommerzeit geschrieben – von ihren Anfängen als erste Überlegung bis zu ihrer vorläufig letzten Einführung 1980.
Das Licht im Raum ist gedimmt, die gelben Schilder erstrahlen dagegen in hellem Licht. "Es ist eine Debattenausstellung", sagt der stellvertretende Museumsdirektor Johannes Graf. "Wir hoffen, dass die Ausstellung die Besucher zum Nachdenken anregt." Für oder gegen die Sommerzeit? Denn in schöner Regelmäßigkeit kommt zweimal jährlich die Diskussion über das Für und Wider auf – man kann sprichwörtlich die Uhr danach stellen. Die Argumente sind dabei seit Jahrzehnten fast die gleichen.
Zurück ins Jahr 1916. Die gerade eingeführte Sommerzeit wird heiß diskutiert. Energieersparnis, rufen die Sommerzeit-Befürworter. Dafür gibt es keine Beweise, kontern Sommerzeit-Gegner. Mehr Zeit für Landwirtschaft, betonen die Befürworter. Die Kuh will nicht früher gemolken werden, widersprechen Gegner. Dafür bekommen die Menschen mehr Licht, gut für die Gesundheit, kontern Befürworter. Ich muss eine Stunde früher aufstehen, schlecht für die Gesundheit, nörgeln Gegner. Und so ist es nicht verwunderlich, dass 1919, kaum ist der Erste Weltkrieg vorbei, die Sommerzeit wieder abgeschafft wird.
"Nach dem Krieg genossen die Menschen ihre wiedergewonnene Freiheit", sagt Claire Hölig, die die Ausstellung gemeinsam mit Johannes Graf organisiert hat. Einmal jährlich veranstaltet das Uhrenmuseum Furtwangen eine Sonderausstellung – fast keine hat derartige Wellen geschlagen, wie die aktuelle. Anscheinend ist das Museum weit und breit das einzige, das dem Thema Sommerzeit eine Ausstellung widmet; Zeit ist nun mal schwer greifbar. Deshalb steht für Johannes Graf der kulturgeschichtliche Hintergrund als "roter Faden" im Blickpunkt.
Zurück in die Vergangenheit, genau gesagt ins Jahr 1940. Der Zweite Weltkrieg hält die Welt in Atem, in Deutschland haben die Nationalsozialisten das Sagen und die finden die Sommerzeit wieder gut – an der Uhr drehen zu können demonstriert Macht. Die Sommerzeit kommt wieder und sie übersteht auch das Ende des Krieges und die Übernahme Deutschlands durch die Alliierten. Allerdings wollen auch die zeigen, wer die Macht hat und so führt jede Besatzungsmacht ihre eigene Sommerzeit ein – ein völliges Zeitchaos entsteht.
Zehn Jahre später. Deutschland erholt sich vom Krieg, es möchte die Zeit der Besatzung hinter sich lassen. Die Sommerzeit ist ein Relikt – und so geht es ihr erneut an den Kragen. Erst 1980 wird sie hierzulande wieder eingeführt, seit 1996 ist sie europaweit einheitlich.
Wir sind am Ende der Ausstellung angelangt. Für die, die sich einfach nicht merken können, wann die Uhr nun vor- und wann, verflixt nochmal, zurückgestellt wird, hat das Uhrenmuseum eigens Merksprüche notiert. Es gilt die Caféhausregel: Im Sommer stelle ich die Café-Stühle vor die Tür – im Herbst hole ich sie zurück. Also wenn’s jetzt nicht klappt...
Weitere Infos: Das Deutsche Uhrenmuseum Furtwangen hat täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 6 Euro. Die Sonderausstellung "100 Jahre Sommerzeit" läuft vom 18. März bis zum 30. Oktober. Kinder dürfen sich eine eigene Sonnenuhr basteln;
weitere Infos im Internet unter http://www.deutsches-uhrenmuseum.de von Susanne Ehmann
Für das Deutsche Uhrenmuseum Furtwangen ist dieses Jubiläum eine gute Gelegenheit für eine Sonderausstellung zum Thema "100 Jahre Sommerzeit". Auf großen gelben Hartschaumplatten steht die Geschichte der Sommerzeit geschrieben – von ihren Anfängen als erste Überlegung bis zu ihrer vorläufig letzten Einführung 1980.
Das Licht im Raum ist gedimmt, die gelben Schilder erstrahlen dagegen in hellem Licht. "Es ist eine Debattenausstellung", sagt der stellvertretende Museumsdirektor Johannes Graf. "Wir hoffen, dass die Ausstellung die Besucher zum Nachdenken anregt." Für oder gegen die Sommerzeit? Denn in schöner Regelmäßigkeit kommt zweimal jährlich die Diskussion über das Für und Wider auf – man kann sprichwörtlich die Uhr danach stellen. Die Argumente sind dabei seit Jahrzehnten fast die gleichen.
Zurück ins Jahr 1916. Die gerade eingeführte Sommerzeit wird heiß diskutiert. Energieersparnis, rufen die Sommerzeit-Befürworter. Dafür gibt es keine Beweise, kontern Sommerzeit-Gegner. Mehr Zeit für Landwirtschaft, betonen die Befürworter. Die Kuh will nicht früher gemolken werden, widersprechen Gegner. Dafür bekommen die Menschen mehr Licht, gut für die Gesundheit, kontern Befürworter. Ich muss eine Stunde früher aufstehen, schlecht für die Gesundheit, nörgeln Gegner. Und so ist es nicht verwunderlich, dass 1919, kaum ist der Erste Weltkrieg vorbei, die Sommerzeit wieder abgeschafft wird.
Die Ausstellung hat hohe Wellen geschlagen
"Nach dem Krieg genossen die Menschen ihre wiedergewonnene Freiheit", sagt Claire Hölig, die die Ausstellung gemeinsam mit Johannes Graf organisiert hat. Einmal jährlich veranstaltet das Uhrenmuseum Furtwangen eine Sonderausstellung – fast keine hat derartige Wellen geschlagen, wie die aktuelle. Anscheinend ist das Museum weit und breit das einzige, das dem Thema Sommerzeit eine Ausstellung widmet; Zeit ist nun mal schwer greifbar. Deshalb steht für Johannes Graf der kulturgeschichtliche Hintergrund als "roter Faden" im Blickpunkt.
Zurück in die Vergangenheit, genau gesagt ins Jahr 1940. Der Zweite Weltkrieg hält die Welt in Atem, in Deutschland haben die Nationalsozialisten das Sagen und die finden die Sommerzeit wieder gut – an der Uhr drehen zu können demonstriert Macht. Die Sommerzeit kommt wieder und sie übersteht auch das Ende des Krieges und die Übernahme Deutschlands durch die Alliierten. Allerdings wollen auch die zeigen, wer die Macht hat und so führt jede Besatzungsmacht ihre eigene Sommerzeit ein – ein völliges Zeitchaos entsteht.
Zehn Jahre später. Deutschland erholt sich vom Krieg, es möchte die Zeit der Besatzung hinter sich lassen. Die Sommerzeit ist ein Relikt – und so geht es ihr erneut an den Kragen. Erst 1980 wird sie hierzulande wieder eingeführt, seit 1996 ist sie europaweit einheitlich.
Wir sind am Ende der Ausstellung angelangt. Für die, die sich einfach nicht merken können, wann die Uhr nun vor- und wann, verflixt nochmal, zurückgestellt wird, hat das Uhrenmuseum eigens Merksprüche notiert. Es gilt die Caféhausregel: Im Sommer stelle ich die Café-Stühle vor die Tür – im Herbst hole ich sie zurück. Also wenn’s jetzt nicht klappt...
Weitere Infos: Das Deutsche Uhrenmuseum Furtwangen hat täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 6 Euro. Die Sonderausstellung "100 Jahre Sommerzeit" läuft vom 18. März bis zum 30. Oktober. Kinder dürfen sich eine eigene Sonnenuhr basteln;
weitere Infos im Internet unter http://www.deutsches-uhrenmuseum.de von Susanne Ehmann
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Fr, 08. April 2016