Und hoch das Bein!
Eins, zwei, Cha-cha-cha: Tanzen bringt Leute von Acht bis Achtzig in Bewegung. Und so unterschiedlich die Schrittfolgen bei den einzelnen Disziplinen auch sein mögen, eines ist bei allen gleich: Der Spaß und die Leidenschaft tanzen mit – sogar unabhängig vom Können, wie unsere Autorin festgestellt hat.
Fetzige Hip-Hop-Klänge wummern durch den großen Raum, die Bässe dröhnen. Es riecht nach Parkett, Turnhalle und Schweiß. Der Boden bebt unter den turntanzenden Kids, die dort wirbeln: Mathieu und Pepe üben Kopf- und Handstand, während Philipp sich am Boden um die eigene Achse dreht. Yara probiert zu Eminems Sprechgesang einen Handstandüberschlag, Trainer Gyo assistiert – im Freiburger Haus der Jugend sieht der Breakdance-Anfängerkurs so gar nicht amateurhaft aus.
Entstanden ist Breakdance als Teil der Hip-Hop-Bewegung im New York der frühen 1970er als leichtfüßige Alternative zur Gewalt der Straßengangs. Längst hat sich das B-Boying, wie Breakdance auch genannt wird, als Tanz etabliert und steht im Haus der Jugend schon seit Jahren auf dem Programm. Das Besondere: Neben einem Mann gehört auch eine Frau zum Trainerteam, das den jungen Tänzern zeigt, wie man sich mit welchen Dehnübungen aufwärmt.
"Wir wollen den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geben, sich zu treffen, etwas auszuprobieren und zu entwickeln – alles mit dem Spaß und der Freiheit, die dazugehört", beschreibt Tilo Fierravanti, Leiter des Hauses der Jugend, die Arbeit mit den Kids. "Dabei gilt: each one teach one." So wie bei Mira, die Pepe, der seinen Handstand perfekt hinbekommen hat, nun zeigt, wie das geht mit dem hippen Move, bei dem sie sich im Knien den Fuß an die Schulter legt, gerade so, als wäre alles aus Gummi.
Bis zu 30 Kids kommen regelmäßig einmal die Woche. Dem zwölfjährigen Philipp ist das zu wenig. Zusätzlich geht er noch zu einem kommerziellen Anbieter, trifft sich zum Breakdancen mit Kumpels draußen und trainiert außerdem zu Hause. "Es sieht so cool aus, das wollte ich auch können", erzählt er auf die Frage nach dem Warum. "Es ist mir leichtgefallen. Aber es gibt auch Tiefpunkte, da tut man sich nur noch weh", sagt Philipp und fährt nachdenklich fort: "Irgendwie lernt man auch was fürs tägliche Leben, nämlich, nicht aufzugeben. Und meine Selbstdisziplin ist auch schon besser geworden", sagt er grinsend – und ist schon wieder weg, am Weiterüben.
Auch Yara und Mira, ebenfalls zwölf, gefällt die Verbindung zwischen Tanzen, Akrobatik und Parcours. "Es ist cool hier, nicht so streng", sagt Yara und Nesthäckchen Mathieu, sieben Jahre, der "halt wissen wollte, wie’s geht", findet: "Ich habe schon ganz schön viele Tricks gelernt."
Diese Tricks können die jungen Breakdancer einmal jährlich beim Jam Down South Junior Battle vortragen, den das Haus der Jugend ausrichtet. Und mit einem sogenannten Battle, bei dem zwei Gruppen klatschend einen Kreis bilden und darin gegeneinander antanzen, geht auch das heutige Training zu Ende und die Musik aus. Schade. Aber die Bilder von tanzenden Jugendlichen und die Musik bleiben noch lange im Kopf.
Zumba ist Lebenslust, vorgeführt von fitten, sportgestählten Tänzern mit Leichtigkeit und fettem Grinsen. Das möchte ich auch. Und so stehe ich jetzt am Start, warte darauf, dass meine Zumba-Probestunde anfängt, auf dass südamerikanische Lebensfreude auch in meinen Alltag Einzug halte.
Ivam, der Trainer, nickt zuversichtlich, die Musik setzt ein. Die Rhythmen haben Namen wie Gewürze: Salsa und Samba, Merengue und Mambo, Hip-Hop und Indie werden zu einem lustigen Tanzbrei vermischt, mit Aerobic garniert. Bei Ivam sieht das toll aus, wie ein feuriges, südamerikanisches Gericht. Bei mir wie Quatsch mit Soße.
Links, rechts, links, nach vorne. Ganz einfach, eigentlich. Aber meine Füße entwickeln ein Eigenleben, der Takt stimmt, die Richtung nicht. Uff. Weitermachen, vielleicht merkt’s ja keiner. Südamerikanische Leichtigkeit und so. Links, rechts, links, nach vorne. Ha, endlich, kapiert.
Aber was macht er jetzt um Himmelswillen mit den Hüften? Und den Armen? Dann kommt die Drehung. Wohin? Falschrum und dabei aus dem Takt gekommen. Uups, das war knapp, fast hätte die arme Nebenfrau meine Armbewegung in ihrem Gesicht gehabt. Doch sie lacht, ich lache mit, südamerikanische Lebensfreude eben. Dann ist das Lied vorbei, zum Glück ohne weiteren Unfall, alle klatschen. Super. War’s das?
Noch lange nicht. Stattdessen: Neues Lied, neue Choreografie, neues Glück. Und das alte Problem – ich fürchte, ich bin ein Bewegungsidiot. "Nach den ersten drei, vier Stunden geht das wie von selbst", beruhigt Ivam. Mit der Hüfte wackeln, klatschen, wieder ein falscher Schritt, eine verkehrte Drehung. Egal. Das Gefühl zählt, ich lasse los und meine Füße dahin, wo sie wollen.
Vier, fünf Lieder später tropft der Schweiß. "Hey" rufen, erst Brust, dann Hintern schütteln, vor, zurück. "Das letzte Lied", ruft Ivam aufmunternd und lacht, hat sein sonniges Gemüt trotz meiner chronischen Untalentiertheit nicht verloren. Dann ist alles vorbei, wir klatschen, schwitzend, lachend. Schön war’s. Und was bleibt? Muskelkater und die Erkenntnis, dass man zwar aus dem Tritt kommen, aber niemals sein Lachen verlieren darf.
Von wegen Abwarten und Tee trinken: Die flotte Nachmittagsgesellschaft, die sich zum Tanztee im Kurhaus in Badenweiler eingefunden hat, ist nicht von der passiven Sorte: Rund zehn Pärchen schwofen, schieben und drehen sich schwungvoll übers Parkett und lassen – so sie denn einen trinken – ihren Tee buchstäblich kalt werden.
So wie Eva, die mit einem etwas ungewöhnlich Partner ein Tänzchen wagt. Hugo von Boss heißt ihr Begleiter, seines Zeichens Malteserhund. "Mein Mann tanzt nicht gerne, aber ich liebe diesen Ort. Ich komme aus einer Musikerfamilie und jetzt, im Alter von 54 Jahren, freue ich mich, Musik aus meinen Jugendjahren zu hören", erzählt sie strahlend.
Ursprünglich gibt es diese Art der nachmittäglichen Zusammenkunft mit viel Musik, die ihren Anfang in England nahm, seit dem 19. Jahrhundert. Auch wenn heute kein Brite seinen Weg in den Badenweiler Tanzsaal findet, ist das Publikum dennoch international. Nicht nur Kurgäste, auch viele Stammtänzer aus der Schweiz, Frankreich und der gesamten Region kommen gerne hierher.
"Amoore, amoore, amoooore", haucht der Sänger des Kurorchesters ins Mikro. Dazu tanzt ein Pärchen besonders versunken und blickt sich vor einer formvollendeten Drehung tief in die Augen. Sie: schicker, grauer Pagenkopf, elegantes, knielanges türkisblaues Kleid, er: farblich passend im feschen türkisfarbenem Hemd. Sehr vertraut wirkt ihr Tanzen. Wie lange sie wohl schon verheiratet sind? Verlegen gucken sich Gertrud und Helmut an: "Wir sind eigentlich nicht verheiratet, haben beide unseren Partner verloren, aber uns zum Glück gefunden", erzählt Helmut. Das Tanzen sei ihre Passion. "Wir haben schon ein paar Jahre auf dem Buckel, aber sind noch fit", sagt Helmut augenzwinkernd. Und schon zieht es die beiden wieder zur Tanzfläche, wo gerade "The last Waltz" läuft. von anfe
Entstanden ist Breakdance als Teil der Hip-Hop-Bewegung im New York der frühen 1970er als leichtfüßige Alternative zur Gewalt der Straßengangs. Längst hat sich das B-Boying, wie Breakdance auch genannt wird, als Tanz etabliert und steht im Haus der Jugend schon seit Jahren auf dem Programm. Das Besondere: Neben einem Mann gehört auch eine Frau zum Trainerteam, das den jungen Tänzern zeigt, wie man sich mit welchen Dehnübungen aufwärmt.
"Wir wollen den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geben, sich zu treffen, etwas auszuprobieren und zu entwickeln – alles mit dem Spaß und der Freiheit, die dazugehört", beschreibt Tilo Fierravanti, Leiter des Hauses der Jugend, die Arbeit mit den Kids. "Dabei gilt: each one teach one." So wie bei Mira, die Pepe, der seinen Handstand perfekt hinbekommen hat, nun zeigt, wie das geht mit dem hippen Move, bei dem sie sich im Knien den Fuß an die Schulter legt, gerade so, als wäre alles aus Gummi.
Bis zu 30 Kids kommen regelmäßig einmal die Woche. Dem zwölfjährigen Philipp ist das zu wenig. Zusätzlich geht er noch zu einem kommerziellen Anbieter, trifft sich zum Breakdancen mit Kumpels draußen und trainiert außerdem zu Hause. "Es sieht so cool aus, das wollte ich auch können", erzählt er auf die Frage nach dem Warum. "Es ist mir leichtgefallen. Aber es gibt auch Tiefpunkte, da tut man sich nur noch weh", sagt Philipp und fährt nachdenklich fort: "Irgendwie lernt man auch was fürs tägliche Leben, nämlich, nicht aufzugeben. Und meine Selbstdisziplin ist auch schon besser geworden", sagt er grinsend – und ist schon wieder weg, am Weiterüben.
Auch Yara und Mira, ebenfalls zwölf, gefällt die Verbindung zwischen Tanzen, Akrobatik und Parcours. "Es ist cool hier, nicht so streng", sagt Yara und Nesthäckchen Mathieu, sieben Jahre, der "halt wissen wollte, wie’s geht", findet: "Ich habe schon ganz schön viele Tricks gelernt."
Diese Tricks können die jungen Breakdancer einmal jährlich beim Jam Down South Junior Battle vortragen, den das Haus der Jugend ausrichtet. Und mit einem sogenannten Battle, bei dem zwei Gruppen klatschend einen Kreis bilden und darin gegeneinander antanzen, geht auch das heutige Training zu Ende und die Musik aus. Schade. Aber die Bilder von tanzenden Jugendlichen und die Musik bleiben noch lange im Kopf.
Zumba ist Lebenslust, vorgeführt von fitten, sportgestählten Tänzern mit Leichtigkeit und fettem Grinsen. Das möchte ich auch. Und so stehe ich jetzt am Start, warte darauf, dass meine Zumba-Probestunde anfängt, auf dass südamerikanische Lebensfreude auch in meinen Alltag Einzug halte.
Ivam, der Trainer, nickt zuversichtlich, die Musik setzt ein. Die Rhythmen haben Namen wie Gewürze: Salsa und Samba, Merengue und Mambo, Hip-Hop und Indie werden zu einem lustigen Tanzbrei vermischt, mit Aerobic garniert. Bei Ivam sieht das toll aus, wie ein feuriges, südamerikanisches Gericht. Bei mir wie Quatsch mit Soße.
Links, rechts, links, nach vorne. Ganz einfach, eigentlich. Aber meine Füße entwickeln ein Eigenleben, der Takt stimmt, die Richtung nicht. Uff. Weitermachen, vielleicht merkt’s ja keiner. Südamerikanische Leichtigkeit und so. Links, rechts, links, nach vorne. Ha, endlich, kapiert.
Aber was macht er jetzt um Himmelswillen mit den Hüften? Und den Armen? Dann kommt die Drehung. Wohin? Falschrum und dabei aus dem Takt gekommen. Uups, das war knapp, fast hätte die arme Nebenfrau meine Armbewegung in ihrem Gesicht gehabt. Doch sie lacht, ich lache mit, südamerikanische Lebensfreude eben. Dann ist das Lied vorbei, zum Glück ohne weiteren Unfall, alle klatschen. Super. War’s das?
Noch lange nicht. Stattdessen: Neues Lied, neue Choreografie, neues Glück. Und das alte Problem – ich fürchte, ich bin ein Bewegungsidiot. "Nach den ersten drei, vier Stunden geht das wie von selbst", beruhigt Ivam. Mit der Hüfte wackeln, klatschen, wieder ein falscher Schritt, eine verkehrte Drehung. Egal. Das Gefühl zählt, ich lasse los und meine Füße dahin, wo sie wollen.
Vier, fünf Lieder später tropft der Schweiß. "Hey" rufen, erst Brust, dann Hintern schütteln, vor, zurück. "Das letzte Lied", ruft Ivam aufmunternd und lacht, hat sein sonniges Gemüt trotz meiner chronischen Untalentiertheit nicht verloren. Dann ist alles vorbei, wir klatschen, schwitzend, lachend. Schön war’s. Und was bleibt? Muskelkater und die Erkenntnis, dass man zwar aus dem Tritt kommen, aber niemals sein Lachen verlieren darf.
Von wegen Abwarten und Tee trinken: Die flotte Nachmittagsgesellschaft, die sich zum Tanztee im Kurhaus in Badenweiler eingefunden hat, ist nicht von der passiven Sorte: Rund zehn Pärchen schwofen, schieben und drehen sich schwungvoll übers Parkett und lassen – so sie denn einen trinken – ihren Tee buchstäblich kalt werden.
So wie Eva, die mit einem etwas ungewöhnlich Partner ein Tänzchen wagt. Hugo von Boss heißt ihr Begleiter, seines Zeichens Malteserhund. "Mein Mann tanzt nicht gerne, aber ich liebe diesen Ort. Ich komme aus einer Musikerfamilie und jetzt, im Alter von 54 Jahren, freue ich mich, Musik aus meinen Jugendjahren zu hören", erzählt sie strahlend.
Ursprünglich gibt es diese Art der nachmittäglichen Zusammenkunft mit viel Musik, die ihren Anfang in England nahm, seit dem 19. Jahrhundert. Auch wenn heute kein Brite seinen Weg in den Badenweiler Tanzsaal findet, ist das Publikum dennoch international. Nicht nur Kurgäste, auch viele Stammtänzer aus der Schweiz, Frankreich und der gesamten Region kommen gerne hierher.
"Amoore, amoore, amoooore", haucht der Sänger des Kurorchesters ins Mikro. Dazu tanzt ein Pärchen besonders versunken und blickt sich vor einer formvollendeten Drehung tief in die Augen. Sie: schicker, grauer Pagenkopf, elegantes, knielanges türkisblaues Kleid, er: farblich passend im feschen türkisfarbenem Hemd. Sehr vertraut wirkt ihr Tanzen. Wie lange sie wohl schon verheiratet sind? Verlegen gucken sich Gertrud und Helmut an: "Wir sind eigentlich nicht verheiratet, haben beide unseren Partner verloren, aber uns zum Glück gefunden", erzählt Helmut. Das Tanzen sei ihre Passion. "Wir haben schon ein paar Jahre auf dem Buckel, aber sind noch fit", sagt Helmut augenzwinkernd. Und schon zieht es die beiden wieder zur Tanzfläche, wo gerade "The last Waltz" läuft. von anfe
am
So, 25. September 2016
INFO
Breakdance für Anfänger, Haus der Jugend Freiburg, Uhlandstraße 2, Mi 16.30 bis 18.30 Uhr (8 bis 14 Jahre)
Breakdancetreff, Haus der
Jugend Freiburg, Uhlandstraße 2, Mi 18.30-21.45 Uhr, Di und Do 19.30-21.45 Uhr (ab 14 Jahre);
beide Angebote sind kostenfrei
Weitere Infos: Haus der Jugend, Freiburg, Tel. 0761/7919790, http://www.jbw.de
Tanztee Schritt für Schritt, Kurhaus Badenweiler, Schlossplatz
Termine: jeweils So 15-18 Uhr,
(2. und 30. Okt, 13. Nov, 18. Dez.) Eintritt frei
Weitere Infos: Badenweiler Thermen & Touristik GmbH, Tel. 07632/ 799410, http://www.badenweiler.de
Autor: anfe