Tierpfleger für einen Tag

Vogelpark Steinen

Im Vogelpark Steinen können Kinder einen Blick hinter die Kulissen werfen, schnippeln, streicheln – und ausmisten.

Was Kinder gerne werden wollen? Fußballer, Pilot, Schauspieler, oder? Genau: "Ich will Tierpfleger bei den Falken werden", ist dem zehnjährigen Jonathan klar, der einen Blick hinter die Kulissen des Vogelparks in Steinen werfen und endlich einmal selbst anpacken will – wie der Rest der Kindergruppe.

Regie dabei führt Renate Spanke: "Ich bin kein Tierpfleger, sondern für euch Zweibeiner zuständig", stellt sich die Diplom-Biologin und Lehrerin vor, die den Vogelpark in- und auswendig kennt und Jonathan, Fin und Mathes alles zeigen will – vor allem die Kängurus. Damit das klappt, gibt es Regeln. Jonathan ist schon zum zweiten Mal dabei und erklärt sie den beiden Neuzugängen: "Wir dürfen nur die Tiere streicheln, die uns Renate erlaubt, sonst haben wir den Finger ab."

Auf dem Weg zum Futterhaus geht es vorbei an Störchen, den schönen gelb-orangefarbenen, aber lauten Sonnensittichen, den bunten Aras und am Lachenden Hans aus der Familie der Eisvögel. Anders als viele seiner Kollegen kommt diese Vogelart mit ihrem braun-grau-weißen Gefieder eher unscheinbar daher, aber: "Wenn wir ihm mit Schmackes etwas Vorlachen, lacht er mit. Kommt, wir probieren’s!", schlägt Spanke vor, doch das verhaltene Kichern der Kinder lockt die Vögel nicht aus der Reserve.

Ein Stück weiter schließt Tierpflegerin Heike die Tür zur Futterküche auf, die Jungs rümpfen die Nase: "Iiiih!" "Ich finde, heute riecht’s richtig gut hier drin, ich hab Popcorn gemacht. Manchmal taue ich Fische auf, das duftet dann ganz anders", sagt dagegen Heike und lacht. Nun geht’s ans Schnippeln, Bananen für die Affen und Gemüse für die Kängurus.

Während die Jungs Tomaten, Gurken und Karotten in kleine Stücke schneiden, erzählt Spanke, dass die Benett-Kängurus aus Tasmanien kommen. Die frisch geborenen Kängurus sind nur so groß wie Gummibärchen, krabbeln dann in den Sack der Mutter, beißen sich dort an den Zitzen fest und trinken sich über Monate größer. Vor lauter Zuhören vergisst ein Teil der Gruppe das Schneiden. Oder ist es die Unlust? "Wie, du kannst nicht mehr? Denkst du, du kannst die Tiere nur streicheln, aber ihnen nicht’s zum Fressen geben?", fragt Jonathan einen seiner Kollegen streng. Das zieht. Und als Spanke dann erklärt, dass sie auch bedenkenlos auf Kleinkindprogramm mit Kneten umstellen könne, sind die Ausreißer schnell wieder an den Schneidebrettern.

Dann geht’s unter Spankes Obhut in die Greifvogelschau, wo die Kinder mit großen Augen und eingezogenen Köpfen – Vorsicht, absichtlich tieffliegende Vögel! – die artistischen Kunstflieger beobachten. Jonathan darf assistieren, und kehrt mit stolzgeschwellter Brust und Jungfalknerurkunde auf die Ränge zurück. Doch auch der Rest der Gruppe darf sich den Lederhandschuh überstreifen: Waldi heißt das sanfte Käuzchen mit den großen, dunklen Augen, das sich von den Kindern tragen und sogar – "Uui, wie weeeich!" – streicheln lässt.

Ganz schön knifflig ist dagegen das Affenfüttern. Die angehenden Jungtierpfleger lernen, dass nur streng nach Rangordnung gefüttert werden darf, weil sich sonst die Affen in die Haare kriegen. Und dass man die auch noch so süßen Äffchen keinesfalls streicheln darf, weil sonst – man denke an Jonathans Einwand zu Beginn – vielleicht nicht der Finger ab ist, aber man sich zumindest eine Bisswunde einfängt.

Nun ist die Gruppe bereit fürs Kängurugehege. Die Stoßkarren werden mit Futter und allerlei Gerätschaften gefüllt. "Wozu brauchen wir denn die Gabeln und Schaufeln?", fragt Mathes. "Weil da nicht nur Futter oben rein, sondern auch Kacka unten rauskommt", antwortet Spanke und zeigt, wie das funktioniert mit dem Stall ausmisten. Doch die Kinder sind so begeistert von den Beuteltieren ("Oh, guck mal, wie die hochhüpfen!" – "Ohgott ist das süß, das Kleine im Beutel"), dass die Stallarbeit ohne Murren vorangeht und der Schubkarren ruckzuck mit Heumistfladen gefüllt ist. Dabei erzählt Spanke, wie die Kängurus leben – und natürlich hüpfen: "Guckt mal, wenn die Kängurus langsam hüpfen, nehmen sie ihren Schwanz zur Hilfe." Die Kinder fragen, beobachten und verteilen zum Schluss das Futter.

Und da nicht nur Tiere was zu futtern brauchen, sondern auch Kinder, ist dann auch Schluss für heute. Wiederkommen wollen sie alle – und natürlich später ganz bestimmt Tierpfleger werden.
von Anita Fertl
am Fr, 12. Mai 2017

Info

Vogelpark Steinen – hinter den Kulissen

Ferienaktion: Pro Person 12 Euro plus Eintritt (19 Euro, Kinder von 4 bis 11 Jahre 9 Euro), Dauer von 14 bis 17 Uhr, Termine und Angebote: http://www.vogelpark-steinen.de

Führung:
30 Euro/Stunde und Gruppe plus Parkeintritt, auch zwei oder drei Stunden buchbar
Weitere Infos: Thema nach Wunsch nach telefonischer Absprache, Anmeldung erforderlich,
Tel. 07627/971165 oder per E-Mail unter spanke.vogelpark@online.de  

Autor: anfe

Badens beste Erlebnisse