Vom Hunger nach Leben

Rüdiger Nehberg alias "Sir Vival" erzählt heute in Freiburg von Menschen, Ländern, Abenteuern.

E in Mann. Ein Leben. Ein Abenteuer. Rüdiger Nehberg ist Spezialist in Sachen Überleben. Schon mit vier Jahren stellte er sein Talent unter Beweis. Zum Schrecken seiner Eltern verschwand er eines Nachts spurlos. Zwei Tage später brachte ihn die Polizei unversehrt nach Hause zurück. Mit 15 erlernt er den Beruf des Bäcker und Konditors. "Doch in der Backstube konnte ich meinen Hunger nach Grenzerfahrung und die Neugier auf die Welt nicht stillen", erzählt Nehberg. So zog er aus, sich als Überlebensexperte, Abenteurer und Menschenrechtler einen Namen zu machen.

Frei von bürgerlichen Zwängen erkundete er zunächst mit dem Fahrrad Europa und Indien. In den 60er-Jahren ließ er sich von dem in den USA grassierenden Survival-Fieber anstecken und unterzog sich einem ersten Härtetest. Abseits der Straßen und ohne Nahrung marschierte er quer durch Deutschland, von Hamburg nach Oberstdorf.

Auf der Suche nach neuen Herausforderungen entdeckte Nehberg Anfang der 80er-Jahre Afrika und vor allem Brasilien für sich. "Weit ab von jeglicher Zivilisation konnte ich hier meine Überlebenstechniken trainieren und verfeinern", schwärmt Nehberg. "Ich lauerte Wildschweinen in einem Wasserloch auf. Schleuderte eine Riesenschlange so lange herum, bis sie zwei Fische ausspuckte. Verspeiste Engerlinge und Skorpione, denen ich zuvor den Stachel gezogen hatte."

Als seine Bucherlöse in die Höhe kletterten, verkaufte er seine Konditorei und gab sich ganz dem Abenteuer Leben hin. Aber was wäre ein Leben ohne Sinn? So nutzte er seinen Willen zum Überleben, um auf Missstände und Ungerechtigkeit in der ganzen Welt aufmerksam zu machen. Seit Anfang der 80er-Jahre setzt Nehberg sich für das Yanomami-Volk im Nordosten Brasiliens ein. "In ihrem von Goldsuchern verwüsteten Lebensraum sollte wieder Frieden einkehren", erklärte Nehberg sein Engagement. Zu diesem Zwecke baute er beispielsweise aus einem 17 Meter langen Baumstamm ein Boot mit Solarreflektor und segelte damit 43 Tage über den Atlantik. Der Erfolg gibt ihm Recht: Die Yanomami bekamen 2000 ein geschütztes Reservat zugesprochen. Aber auch Aktionen wie die Überquerung des Atlantiks mit einem Tretboot 1987 oder sein Australienmarsch 1996 sorgten für Aufsehen.

Als Selbstinszenierung will "Sir Vival" sein Leben allerdings nicht verstanden wissen. Mehr als sein eigenes Leben liegt ihm das Überleben der Völker und Geschlechter am Herzen. Vor vier Jahren hat er zusammen mit seiner Lebensgefährtin Annette Weber die Menschenrechtsorganisation "Target" gegründet. Hauptanliegen ist es, die Verstümmelung von Frauen in afrikanischen und arabischen Ländern, an der zwei Drittel der Gemarterten sterben, abzuschaffen. Um für dieses Anliegen zu werben, zieht er auf Deutschlandtour eine Bilanz seines Lebens. 69 und kein bisschen müde, sprühend vor Leben und Witz erzählt er von seinen Abenteuern - heute wieder in Freiburg unter dem viel versprechenden Titel "Querschnitt durch ein aufregendes Leben".

Anja Reiß

"Querschnitt durch ein aufregendes Leben", Freiburg, St.-Ursula-Gymnasium, Fr, 10. Dez., 20 Uhr, Info unter [TEL] 01805/ 556656 oder http://www.mundologia.de



GEWINNEN! Lust auf Nehbergs aufregendes Leben bekommen? Wir verlosen zwei mal zwei Eintrittskarten für den Diavortrag im Freiburger St.-Ursula-Gymnasium. Rufen Sie heute bis 12 Uhr einfach an unter [TEL] 0137/85501533 (Anruf kostet 49 Cent aus dem Festnetz), nennen Sie Ihren Namen, Adresse sowie das Stichwort "Nehberg".
am Fr, 10. Dezember 2004

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