Vom Stausee zur Hochweide
D er Blick reicht vom Ballon d'Alsace zum Grand Ballon, und selbst der Petit Ballon schaut noch keck über die gegenüberliegende Bergkante. Dort blitzen die Autoschlangen in der Sonne, und auch der Markstein ist voll wie immer. Doch auf dem flachen Gipfel des Grand Ventron herrscht himmlische Ruhe, selbst am Wochenende verirren sich nur wenige Wanderer auf die Chaumes, die Hochweiden des rund 1650 Hektar großen Naturschutzgebiets über dem Lac de Kruth-Wildenstein.
Die Region am Ende des Thur-Tals bietet einigen Freizeitwert. Da ist der - am Wochenende etwas überlaufene - See mit Booten, Anglern und Badegästen. Für den kleinen Spaziergang erhebt sich direkt daneben der 670 Meter hohe Schlossberg mit der Ruine Wildenstein, zu der indessen nur wenige der See-Besucher emporsteigen. Von der Ruine ist zwar nicht mehr allzu viel erhalten, dafür erzählen bunte Info-Tafeln vom Leben hoch über dem Tal. Jenseits des Berges breitet sich ein großer und recht schöner Campingplatz aus. Rund um das Naturschutzgebiet Grand Ventron, das ein ganzes Massiv mit mehreren Gipfeln umfasst, laden kleine und große Straßen mit mittelschweren Pässen zur Umrundung mit dem Fahrrad ein.
Erst fahren wir noch relativ entspannt am See entlang und durch Wildenstein, ehe der 956 Meter hohe Col de Bramont mit seinen Serpentinen etwas mehr Kraft verlangt. Doch der Bramont ist noch nicht der höchste Punkt. Nach links geht ein kleines Sträßchen zum Col de la Vierge ab und bringt uns von dort mit einer etwas heftigeren Steigung auf 1150 Meter "hinter" den Gipfel des Grand Ventron, wo die Auberge "Chaume du Grand Ventron" zum Verweilen einlädt. Kurz danach begegnet uns ein Rudel frei laufender Hausschweine, die offenbar auf der Suche nach Pilzen sind, aber erst einmal schnuppern, ob die Radler etwas zu fressen haben.
In flotter Fahrt geht es nach der Begegnung talwärts an den Fuß des Col d'Oderen, der ebenfalls noch bezwungen werden will, ehe wir kurz vor Kruth auf einen Radweg stoßen, der uns auf kürzestem Weg zum See zurückbringt.
Nach der Umrundung des Ventron auf zwei Rädern folgt die "Besteigung" auf Schusters Rappen. Es führen viele gut ausgeschilderte Wege auf und über das Massiv mit seinen verschiedenen Gipfeln, unter anderem der Fernwanderweg GR 531. Wir wählen erst einmal den Aufstieg von der Staumauer aus. Der Weg bringt uns durch einen dichten Mischwald an die Felsen und "Cascades" , die Wasserfälle der steilen Ostseite. Über viele Felsstufen, die zum Teil aussehen wie von Menschenhand gemeiselt, fällt das Wasser in Richtung See. Der Wald selbst wird immer mehr zum dichten Märchenwald mit viel Moos auf den Felsen und an den Baumstämmen.
In gut 700 Meter Höhe beginnt das eigentliche Naturschutzgebiet. Der Weg weitet sich zur Waldstraße; kurz vor dem Col du Bockloch zweigt der Pfad in Richtung Gipfel ab. Der wird immer schmaler und verliert sich fast zwischen den Felsen, wo wir auf eine kleine Gruppe von Wanderern stoßen, die nicht mehr weiterwissen. Gemeinsam gelingt es uns, den richtigen Weg wiederzufinden, der uns zur Chaume, der Hochweide auf dem Gipfel führt. Dessen Höhe scheint nicht genau bekannt zu sein, die Angaben schwanken von 1202 über 1203 bis 1204 Meter. Dem traumhaften Blick in über die Vogesengipfel und -kämme in alle Richtungen tut dies indessen keinen Abbruch. Ein Orientierungstisch hilft überdies bei der Suche. Als alle geortet sind, bleibt genügend Zeit, die Seele baumeln zu lassen.
Ausgeruht wandern wir in leichtem Auf und Ab zum Petit Ventron und von dort schon etwas steiler zum Tête du Chat Sauvage, dem Wildkatzenkopf. Mit der verfallenen Mauer, die sich hier im Wald versteckt, hat es eine besondere Bewandtnis. Sie markierte von 1871 bis zum Ersten Weltkrieg und während des Zweiten die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich, die über den gesamten Ventron-Kamm verlief. Nach Westen öffnet sich der Wald auf dem Weg zum Sattel von Wintergés immer wieder zu den lichten Hochweiden. Der Wechsel zwischen dunklem Wald und hellen Wiesen macht den Reiz des Abstiegs in Richtung Felsach aus, wo eine Ferme auberge mit verführerischer Karte voll deftiger Kost mit Speck und Bratkartoffeln sowie einem Garten lockt.
Wer danach den Rest des Weges kaum mehr schafft, braucht sich nicht zu quälen: Auf der Ferme gibt es Zimmer und einen Schlafsaal. Von dem Angebot machen wir indessen keinen Gebrauch, sondern marschieren mit Abendsonne über das Skigebiet von Frenz und durch den Seelwald zurück an den Lac de Kruth-Wildenstein.
Rolf Müller
Massif du Grand Ventron: Wanderkarte 3619 OT Club Vosgien/IGN;
Infos: Office du Tourisme St-Amarin, [TEL] 0033/389/ 821390
Die Region am Ende des Thur-Tals bietet einigen Freizeitwert. Da ist der - am Wochenende etwas überlaufene - See mit Booten, Anglern und Badegästen. Für den kleinen Spaziergang erhebt sich direkt daneben der 670 Meter hohe Schlossberg mit der Ruine Wildenstein, zu der indessen nur wenige der See-Besucher emporsteigen. Von der Ruine ist zwar nicht mehr allzu viel erhalten, dafür erzählen bunte Info-Tafeln vom Leben hoch über dem Tal. Jenseits des Berges breitet sich ein großer und recht schöner Campingplatz aus. Rund um das Naturschutzgebiet Grand Ventron, das ein ganzes Massiv mit mehreren Gipfeln umfasst, laden kleine und große Straßen mit mittelschweren Pässen zur Umrundung mit dem Fahrrad ein.
Erst fahren wir noch relativ entspannt am See entlang und durch Wildenstein, ehe der 956 Meter hohe Col de Bramont mit seinen Serpentinen etwas mehr Kraft verlangt. Doch der Bramont ist noch nicht der höchste Punkt. Nach links geht ein kleines Sträßchen zum Col de la Vierge ab und bringt uns von dort mit einer etwas heftigeren Steigung auf 1150 Meter "hinter" den Gipfel des Grand Ventron, wo die Auberge "Chaume du Grand Ventron" zum Verweilen einlädt. Kurz danach begegnet uns ein Rudel frei laufender Hausschweine, die offenbar auf der Suche nach Pilzen sind, aber erst einmal schnuppern, ob die Radler etwas zu fressen haben.
In flotter Fahrt geht es nach der Begegnung talwärts an den Fuß des Col d'Oderen, der ebenfalls noch bezwungen werden will, ehe wir kurz vor Kruth auf einen Radweg stoßen, der uns auf kürzestem Weg zum See zurückbringt.
Nach der Umrundung des Ventron auf zwei Rädern folgt die "Besteigung" auf Schusters Rappen. Es führen viele gut ausgeschilderte Wege auf und über das Massiv mit seinen verschiedenen Gipfeln, unter anderem der Fernwanderweg GR 531. Wir wählen erst einmal den Aufstieg von der Staumauer aus. Der Weg bringt uns durch einen dichten Mischwald an die Felsen und "Cascades" , die Wasserfälle der steilen Ostseite. Über viele Felsstufen, die zum Teil aussehen wie von Menschenhand gemeiselt, fällt das Wasser in Richtung See. Der Wald selbst wird immer mehr zum dichten Märchenwald mit viel Moos auf den Felsen und an den Baumstämmen.
In gut 700 Meter Höhe beginnt das eigentliche Naturschutzgebiet. Der Weg weitet sich zur Waldstraße; kurz vor dem Col du Bockloch zweigt der Pfad in Richtung Gipfel ab. Der wird immer schmaler und verliert sich fast zwischen den Felsen, wo wir auf eine kleine Gruppe von Wanderern stoßen, die nicht mehr weiterwissen. Gemeinsam gelingt es uns, den richtigen Weg wiederzufinden, der uns zur Chaume, der Hochweide auf dem Gipfel führt. Dessen Höhe scheint nicht genau bekannt zu sein, die Angaben schwanken von 1202 über 1203 bis 1204 Meter. Dem traumhaften Blick in über die Vogesengipfel und -kämme in alle Richtungen tut dies indessen keinen Abbruch. Ein Orientierungstisch hilft überdies bei der Suche. Als alle geortet sind, bleibt genügend Zeit, die Seele baumeln zu lassen.
Ausgeruht wandern wir in leichtem Auf und Ab zum Petit Ventron und von dort schon etwas steiler zum Tête du Chat Sauvage, dem Wildkatzenkopf. Mit der verfallenen Mauer, die sich hier im Wald versteckt, hat es eine besondere Bewandtnis. Sie markierte von 1871 bis zum Ersten Weltkrieg und während des Zweiten die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich, die über den gesamten Ventron-Kamm verlief. Nach Westen öffnet sich der Wald auf dem Weg zum Sattel von Wintergés immer wieder zu den lichten Hochweiden. Der Wechsel zwischen dunklem Wald und hellen Wiesen macht den Reiz des Abstiegs in Richtung Felsach aus, wo eine Ferme auberge mit verführerischer Karte voll deftiger Kost mit Speck und Bratkartoffeln sowie einem Garten lockt.
Wer danach den Rest des Weges kaum mehr schafft, braucht sich nicht zu quälen: Auf der Ferme gibt es Zimmer und einen Schlafsaal. Von dem Angebot machen wir indessen keinen Gebrauch, sondern marschieren mit Abendsonne über das Skigebiet von Frenz und durch den Seelwald zurück an den Lac de Kruth-Wildenstein.
Rolf Müller
Massif du Grand Ventron: Wanderkarte 3619 OT Club Vosgien/IGN;
Infos: Office du Tourisme St-Amarin, [TEL] 0033/389/ 821390
am
Fr, 17. September 2004