Schwäbische Alb
Wandern: Auf dem Albtrauf hoch zur Burgruine Hohenneuffen
Dder Wanderparkplatz Raupental am Ortseingang von Kohlberg, am Fuß des Jusibergs, lässt schon erahnen, was auf Wanderer des neuen Gustav-Ströhmfeld-Qualtitätswanderwegs zukommt. Eben ist hier nämlich erst einmal nichts.
Ströhmfeld war der Vater der Albvereins-Wanderwege. Und so hat man dem 1938 Verstorbenen den 22 Kilometer langen Weg von Metzingen nach Neuffen gewidmet. Die knapp zwölf Kilometer vom Fuß des Jusibergs, etwa vier Kilometer östlich der "Outlet-City" Metzingen gelegen, zur Burgruine Hohenneuffen, einer der größten in Süddeutschland, sind eine moderate Tagestour, auf der die geologisch und landschaftlich interessantesten Passagen des gut markierten Ströhmfeld-Wanderwegs liegen.
Der Albtrauf gehört zu den spannendesten geologischen Formationen im Südwesten. Rund 200 Kilometer ist die Nordwestkante der Alb lang – und sie ist in Bewegung: In 1000 Jahren zieht sich die Alb, die einstmals bis in den Raum Stuttgart reichte, zwei Meter weiter Richtung Süden zurück. Bekannt sind die Burgen, die die Kante einst bewachten und heute zieren; berüchtigt sind die Albaufstiege, die den Straßenverkehr "entschleunigen" und den Wanderer ins Schwitzen bringen.
Der Albtrauf ist außerdem Herzstück des Geoparks Schwäbische Alb. Er ist von der Unesco als Welt-Naturerbe geadelt, und gibt einen Einblick in 200 Millionen Jahre Erdgeschichte: in Höhlen und Höllenlöchern, auf steile Karstwände und scharfe Grate. Und dann ist der Albtrauf auch als Schwäbische Alb Nordrandweg oder Albsteig mit dem Kürzel HW1 markiert und rund 350 abwechslungsreiche Kilometer lang. Die kann man in schönen Tagesetappen oder einzelnen Rundtouren zurücklegen.
Vom Jusi, einem Vulkanschlot, geht’s erst in den Schatten der für den Albtrauf typischen Buchen hinunter in den Sattelbogen und dann weitere 100 Meter hinauf auf das 701 Meter hohe Hörnle. Das bietet einen schönen Blick auf das Ziel Hohenneuffen. Dass das Hörnle noch steht, ist den Bürgern der Gemeinde Dettingen zu verdanken. Die bereiteten dem seit 1902 betriebenen Kalk- und Mergelabbau 1956 in einer Volksabstimmung ein Ende. Das Zementwerk Nürtingen wollte den kompletten Berg abtragen. 1974 war Schluss, der halbe Berg war gerettet. Die Steinbruchwand, die an den Abbau erinnert, ist ein Naturschutzgebiet mit mehr als 100 Vogelarten.
Vom Hörnle geht es in einen weiteren Sattel, den das Schillingskreuz ziert. Der nächste Anstieg beträgt nur gut 50 Meter und bringt uns auf die Albhochfläche mit Streuobstwiesen und einem Segelflugplatz. Dort überquert der Weg die L 1250, es ist der Albaufstieg für den Autoverkehr von Neuffen aus. Danach wird’s künstlerisch und historisch. Erst eine überdimensionale Brille, ein Kunstwerk von Karl Schwarz aus dem nahen Hülben, durch die man einen Blick auf die Ruine Hohenneuffen werfen soll. Und dann der Heidengraben, die Reste einer befestigten Keltensiedlung. Der Wehrgraben schützte im 2. und 1. Jahrhundert vor Christus die größte keltische Siedlung auf dem europäischen Festland.
Von den Heiden zur Hölle ist es nicht weit: Links von der Hangkante des Albtraufs öffnen sich die sogenannten Höllenlöcher, die an den Rückzug der Alb nach Süden erinnern. Der Pfad entlang der Hangkante mündet in einen breiten Forstweg und schließlich in eine Zufahrtsstraße zur Burg Hohenneuffen, mit 743 Höhenmetern der höchste Punkt der Tour.
Die zwischen 1100 und 1120 errichtete Burg wechselte häufig ihre Besitzer, wurde im 15. Jahrhundert Landesfestung und erhielt durch den Ausbau im 16. Jahrhundert ihre heute noch erkennbaren gewaltigen Abmessungen. Die Auseinandersetzungen mit dem Schwäbischen Bund, den Bauerkriegen und den Dreißigjährigen Krieg überstand die Burg unbeschadet. Zeitweise diente sie auch als Gefängnis, wohl berühmtester Gefangener war Joseph Süß Oppenheimer 1737 für einige Wochen. Erst 1803 begann man, die Festung abzutragen – die Bewohner der umliegenden Dörfer freuten sich über das kostenlose Baumaterial. Bereits 1830 wurden die immer noch ansehnlichen Reste gesichert. Seit 1862 gibt es eine Gaststätte in der Burgruine.
Von der geschichtsträchtigen Burg nehmen wir einen schmalen, nicht markierten steilen Weg. Erst durch den Wald und dann durch die Weinberge des "Tälesweins" nach Neuffen und vom Bahnhof mit dem Bus zurück an den Ausgangspunkt. Für 15 Kilometer und 595 Höhenmeter haben wir knapp vier Stunden benötigt und einiges über Natur, Geologie und Geschichte erfahren. von Rolf Müller
Ströhmfeld war der Vater der Albvereins-Wanderwege. Und so hat man dem 1938 Verstorbenen den 22 Kilometer langen Weg von Metzingen nach Neuffen gewidmet. Die knapp zwölf Kilometer vom Fuß des Jusibergs, etwa vier Kilometer östlich der "Outlet-City" Metzingen gelegen, zur Burgruine Hohenneuffen, einer der größten in Süddeutschland, sind eine moderate Tagestour, auf der die geologisch und landschaftlich interessantesten Passagen des gut markierten Ströhmfeld-Wanderwegs liegen.
Der Albtrauf gehört zu den spannendesten geologischen Formationen im Südwesten. Rund 200 Kilometer ist die Nordwestkante der Alb lang – und sie ist in Bewegung: In 1000 Jahren zieht sich die Alb, die einstmals bis in den Raum Stuttgart reichte, zwei Meter weiter Richtung Süden zurück. Bekannt sind die Burgen, die die Kante einst bewachten und heute zieren; berüchtigt sind die Albaufstiege, die den Straßenverkehr "entschleunigen" und den Wanderer ins Schwitzen bringen.
Der Albtrauf ist außerdem Herzstück des Geoparks Schwäbische Alb. Er ist von der Unesco als Welt-Naturerbe geadelt, und gibt einen Einblick in 200 Millionen Jahre Erdgeschichte: in Höhlen und Höllenlöchern, auf steile Karstwände und scharfe Grate. Und dann ist der Albtrauf auch als Schwäbische Alb Nordrandweg oder Albsteig mit dem Kürzel HW1 markiert und rund 350 abwechslungsreiche Kilometer lang. Die kann man in schönen Tagesetappen oder einzelnen Rundtouren zurücklegen.
Vom Jusi, einem Vulkanschlot, geht’s erst in den Schatten der für den Albtrauf typischen Buchen hinunter in den Sattelbogen und dann weitere 100 Meter hinauf auf das 701 Meter hohe Hörnle. Das bietet einen schönen Blick auf das Ziel Hohenneuffen. Dass das Hörnle noch steht, ist den Bürgern der Gemeinde Dettingen zu verdanken. Die bereiteten dem seit 1902 betriebenen Kalk- und Mergelabbau 1956 in einer Volksabstimmung ein Ende. Das Zementwerk Nürtingen wollte den kompletten Berg abtragen. 1974 war Schluss, der halbe Berg war gerettet. Die Steinbruchwand, die an den Abbau erinnert, ist ein Naturschutzgebiet mit mehr als 100 Vogelarten.
Vom Hörnle geht es in einen weiteren Sattel, den das Schillingskreuz ziert. Der nächste Anstieg beträgt nur gut 50 Meter und bringt uns auf die Albhochfläche mit Streuobstwiesen und einem Segelflugplatz. Dort überquert der Weg die L 1250, es ist der Albaufstieg für den Autoverkehr von Neuffen aus. Danach wird’s künstlerisch und historisch. Erst eine überdimensionale Brille, ein Kunstwerk von Karl Schwarz aus dem nahen Hülben, durch die man einen Blick auf die Ruine Hohenneuffen werfen soll. Und dann der Heidengraben, die Reste einer befestigten Keltensiedlung. Der Wehrgraben schützte im 2. und 1. Jahrhundert vor Christus die größte keltische Siedlung auf dem europäischen Festland.
Von den Heiden zur Hölle ist es nicht weit: Links von der Hangkante des Albtraufs öffnen sich die sogenannten Höllenlöcher, die an den Rückzug der Alb nach Süden erinnern. Der Pfad entlang der Hangkante mündet in einen breiten Forstweg und schließlich in eine Zufahrtsstraße zur Burg Hohenneuffen, mit 743 Höhenmetern der höchste Punkt der Tour.
Die zwischen 1100 und 1120 errichtete Burg wechselte häufig ihre Besitzer, wurde im 15. Jahrhundert Landesfestung und erhielt durch den Ausbau im 16. Jahrhundert ihre heute noch erkennbaren gewaltigen Abmessungen. Die Auseinandersetzungen mit dem Schwäbischen Bund, den Bauerkriegen und den Dreißigjährigen Krieg überstand die Burg unbeschadet. Zeitweise diente sie auch als Gefängnis, wohl berühmtester Gefangener war Joseph Süß Oppenheimer 1737 für einige Wochen. Erst 1803 begann man, die Festung abzutragen – die Bewohner der umliegenden Dörfer freuten sich über das kostenlose Baumaterial. Bereits 1830 wurden die immer noch ansehnlichen Reste gesichert. Seit 1862 gibt es eine Gaststätte in der Burgruine.
Von der geschichtsträchtigen Burg nehmen wir einen schmalen, nicht markierten steilen Weg. Erst durch den Wald und dann durch die Weinberge des "Tälesweins" nach Neuffen und vom Bahnhof mit dem Bus zurück an den Ausgangspunkt. Für 15 Kilometer und 595 Höhenmeter haben wir knapp vier Stunden benötigt und einiges über Natur, Geologie und Geschichte erfahren. von Rolf Müller
am
Fr, 18. September 2015
Burgruine Hohenneuffen
Anfahrt: Von Metzingen Richtung Neuffen, am Ortseingang von Kohlberg auf den Wanderparkplatz Raupental (GPS 48°33’’1’’ N, 09°19’49’’ E).
Rückfahrt vom Bahnhof Neuffen mit den Buslinien 199/192 stündlich (20 Minuten vor der vollen Stunde) Richtung Metzingen bis Kohlberg, Metzinger Straße
Öffnungszeiten der Burg: April bis Oktober täglich von 9 bis 19 Uhr,
November bis März von 10 bis 18 Uhr, Burgrestaurant täglich außer Montag/Dienstag; November bis Februar Samstag/Sonntag; Tel. 07025/2206
Wanderkarte des Schwäbischen Alb- vereins Reutlingen Bad Urach (Blatt 19)
Infos und GPX-Route zum Download: http://www.neuffen.de/index.php?id=161
Autor: rm