Zwischen Baden und Württemberg

Wandern und schlemmen

Schlemmen und spazieren auf dem Fohrenbühl zwischen Baden und Württemberg.

Zwei unterschiedliche Telefonvorwahlen, zwei unterschiedliche Postleitzahlen, und wenn im Winter der Schneepflug aus einem der beiden Täler heraufschnauft, dann macht er auf der 786 Meter hohen Passhöhe kehrt und fährt wieder hinab. Zwar sind die Schlagbäume von einst verschwunden, auch Wegzölle werden nicht mehr erhoben – doch noch immer ist da eine Grenze.

Zwar nicht mehr jene zwischen Vorderösterreich und Württemberg oder die darauffolgende zwischen dem Großherzogtum Baden und dem Königreich Württemberg, sondern nur noch die zwischen dem Ortenaukreis und dem Landkreis Rottweil. Der verwitterte Grenzstein am Waldrand aus dem Jahr 1842 hinter dem Restaurant Schwanen erinnert an das Großherzogtum. Nur 25 Meter vom badischen Schwanen entfernt liegt der Adler, das andere Traditionsgasthaus auf dem Fohrenbühl.

Die Zeit der Animositäten liegt schon hinter den beiden Wirtsfamilien. Seit zwölf Jahren bieten sie mit den Wirten der anderen beiden Gasthäuser, dem vor mehr als 100 Jahren erbauten Gedächtnishausturm und dem in den 1960ern gebauten Landhaus Lauble, einen kulinarischen Grenzgang an: ein Vier-Gänge-Abendmenü. Die Idee von "Schlemmen und Spazieren", die sich die Wirte von den Kollegen aus Sasbachwalden geborgt haben, ist, dass in jedem der Restaurants ein Gang eingenommen wird, mit Spaziergängen dazwischen.

Regionale und saisonale Spezialitäten von Spargel über Forelle, selbstgemachten Spätzle und Knödeln bis zu Wildgerichten werden serviert. Das Credo: Herzhaft, fein und regional – was die Oma noch wusste, wird raffiniert verfeinert. Die Menüs wechseln monatlich, ebenso die Reihenfolge der Gastgeber. Die Tour wird immer freitags angeboten, maximal sind 50 bis 70 Teilnehmer möglich.

Den besten Überblick hat man – natürlich – von oben. 116 Stufen sind es bis zur Aussichtsplattform des Gedächtnishausturms auf dem 879 Meter hohen Mooswaldkopf. Es ist ein wuchtiger Bau aus rotem Sandstein, den der Schwarzwaldverein 1905 dort hingestellt hat. Man blickt in die Landschaft, viel Grün und ein paar Windräder, auf der einen Seite das ehemalige Großherzogtum, auf der anderen das ehemalige Königreich. Die Stube unten ist nicht minder sehenswert: ein gemütlicher alter Kachelofen, dunkle Holzvertäfelung, rustikal-knarrende Dielen, auf Neo-Kitsch und Schwarzwald-Nippes wird verzichtet. Nicht aber auf die schmackhafte Küche.

Der Gedächtnishausturm ist der höchste Punkt des Spaziergangs. Sanft hinab entlang der Grenze geht es einen knappen Kilometer zur Passhöhe und den beiden Traditionslokalen, weiter zum Landhaus Lauble, einem Wellness- und Tagungshotel an einem kleinen, hübschen See, sind es von da nur noch 300 Meter. Dort steht Juniorchef Jürgen Lauble, 41. "Nein", sagt er und lächelt, "das Konkurrenzdenken war früher vielleicht da, wir haben es überwunden." Die Grenze sei inzwischen verschwommen und nur noch die, die ganz genau hinhörten, würden die Unterschiede im Dialekt links und rechts der Passhöhe bemerken.

Weitere Infos: Anmeldung bei einem der vier Wirte mindestens einen Tag im Voraus.
Preis fürs Menü: 35,90 Euro;
http://www.fohrenbuehl-schwarzwald.de
von Dominik Bloedner
am Fr, 07. September 2018

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