Freizeittipp
Was es im Pfahlbaumuseum am Bodensee zu sehen gibt
Der Weg in die Vergangenheit führt auf den Grund des Bodensees, und bis dahin sind es nur wenige Schritte. Da stehen wir nun mit Kopf im Nacken, halten buchstäblich die Luft an und begleiten zwei Taucher bei einem diffizilen Tauchgang, erleben mit, wie Pfahl um Pfahl donnernd in den Boden des Sees gerammt wird, ehe wir wieder auftauchen an die Oberfläche und den Pfahlbauern beim Feuermachen, Kochen und Arbeiten zusehen.
Möglich macht das ein Archaeorama im Pfahlbaumuseum, eine 360-Grad-Projektion. Sie hat uns optisch eindrucksvoll erst ein Tor in die Vergangenheit geöffnet – und entlässt uns nun wieder hinaus ins echte Sonnenlicht. Dort bietet sich ein prima Panoramablick, es stehen reetdachbedeckt Pfahlhaus an Pfahlhaus, verbunden durch Holzstege. Und dort steht auch Vera Edelstein, die uns heute durch das nachgebaute stein- und bronzezeitliche Dorf führt, das sich wie eine Fata Morgana im Wasser spiegelt.
Als studierte Archäologin ist Edelstein genau die richtige, um unsere vielen Fragen zu beantworten: Wie haben es die Pfahlbauer geschafft, die schweren Eichenstämme in den Boden zu rammen? Und warum haben sich die Menschen damals überhaupt die Mühe gemacht, direkt im Wasser zu bauen? "Was glaubt ihr denn?", fragt Edelstein in die Runde. "Um direkt fischen zu können", glaubt der Zwölfjährige. "So konnte man besser mit Seefahrern handeln", vermutet der 14-Jährige. "Und war vor Angriffen geschützt", ergänzt der Erste.
In der Weltkulturerbe-Ausstellung amüsieren wir uns über altertümliche Tauchgeräte, staunen über Originalfundstücke, die verraten, was die Menschen vor tausenden von Jahren gegessen, wie sie gefischt haben und welche Werkzeuge sie besaßen – alles prima erhalten, dank des fehlenden Sauerstoffs im Seeboden. Und weil viele Besucher das alles und noch viel mehr wissen wollen, ist eine der insgesamt 23 haargenau nachgebauten Hütten das Haus der Fragen.
Auf dem Weg dorthin weht uns der Bodenseewind um die Nase. Obwohl die Füße tatsächlich über die Holzplanken Richtung Pfahldorf gehen, fühlt es sich an, wie eine 3-D-Animation. Wir können alles erkunden, Bronzewerkzeug anfassen, durch das Haus des Töpfers, Webers oder des Fischers schlendern.
Beim Bummel durch die Vergangenheit gibt’s Einblicke in den Alltag und die Handwerkskunst der Pfahlbauer. Alles andere als romantisch war das Leben vor 5000 Jahren, im SWR-Filmdorf haben Familien von heute wie damals gelebt – und drohten zu scheitern. "Und, möchtet ihr mal so leben wie in der Steinzeit?", fragt Edelstein in die Runde. Die Jungs rümpfen die Nase. Handy und W-Lan gegen Getreidebrei und harte Arbeit eintauschen? Eher nicht. Aber von einer Sache sind die Teenies begeistert: vom Steinzeitparcours. Dort messen wir uns zum Abschluss beim Wagenrennen mit dem Holzradkarren, testen den Steinbohrer, machen Feuer mit Zunder und Pyrit – und haben zum Schluss schwer Feuer gefangen für das Leben unserer Vorfahren am und auf dem Wasser.
Strandpromenade 6, 10 Euro, Kinder (5–15 Jahre) 6 Euro, geöffnet Di, Mi, Do 14 Uhr, Sa, So, 9 bis 17.30 Uhr; 1. April bis 4. Oktober 9–18.30 Uhr, bis 1. November 9–17.30 Uhr; http://www.pfahlbauten.de
von Anita Fertl
Als studierte Archäologin ist Edelstein genau die richtige, um unsere vielen Fragen zu beantworten: Wie haben es die Pfahlbauer geschafft, die schweren Eichenstämme in den Boden zu rammen? Und warum haben sich die Menschen damals überhaupt die Mühe gemacht, direkt im Wasser zu bauen? "Was glaubt ihr denn?", fragt Edelstein in die Runde. "Um direkt fischen zu können", glaubt der Zwölfjährige. "So konnte man besser mit Seefahrern handeln", vermutet der 14-Jährige. "Und war vor Angriffen geschützt", ergänzt der Erste.
"Eigentlich wurde nicht ins Wasser, sondern am Wasser gebaut" Vera Edelstein, Archäologin
Die Archäologin nickt. "Das ist richtig. Aber eigentlich wurde nicht ins Wasser, sondern am Wasser gebaut", erklärt sie. Wechselnde Seespiegelstände mit wenig bis kein Wasser im Winter und vieles im Sommer machten es nötig, die Häuser bis weit in den See hineinzubauen – und auf Pfähle zu stellen, denn bei Hochwasser steige der Seepegel schon mal bis auf drei Meter, sagt unsere Führerin. Das Pfahlaufstellen sei übrigens relativ einfach. Edelstein erklärt, dass nur zwei bis drei Personen nötig gewesen seien, um den Pfahl mit Seilen aufzustellen. Der Rest gehe wie geschmiert und dank Eigengewicht und Rütteln sinkt der Pfosten bis zu zwei Meter in den weichen Seeboden.Das Haus der Fragen
In der Weltkulturerbe-Ausstellung amüsieren wir uns über altertümliche Tauchgeräte, staunen über Originalfundstücke, die verraten, was die Menschen vor tausenden von Jahren gegessen, wie sie gefischt haben und welche Werkzeuge sie besaßen – alles prima erhalten, dank des fehlenden Sauerstoffs im Seeboden. Und weil viele Besucher das alles und noch viel mehr wissen wollen, ist eine der insgesamt 23 haargenau nachgebauten Hütten das Haus der Fragen.
Auf dem Weg dorthin weht uns der Bodenseewind um die Nase. Obwohl die Füße tatsächlich über die Holzplanken Richtung Pfahldorf gehen, fühlt es sich an, wie eine 3-D-Animation. Wir können alles erkunden, Bronzewerkzeug anfassen, durch das Haus des Töpfers, Webers oder des Fischers schlendern.
Familien von heute drohten zu scheitern
Beim Bummel durch die Vergangenheit gibt’s Einblicke in den Alltag und die Handwerkskunst der Pfahlbauer. Alles andere als romantisch war das Leben vor 5000 Jahren, im SWR-Filmdorf haben Familien von heute wie damals gelebt – und drohten zu scheitern. "Und, möchtet ihr mal so leben wie in der Steinzeit?", fragt Edelstein in die Runde. Die Jungs rümpfen die Nase. Handy und W-Lan gegen Getreidebrei und harte Arbeit eintauschen? Eher nicht. Aber von einer Sache sind die Teenies begeistert: vom Steinzeitparcours. Dort messen wir uns zum Abschluss beim Wagenrennen mit dem Holzradkarren, testen den Steinbohrer, machen Feuer mit Zunder und Pyrit – und haben zum Schluss schwer Feuer gefangen für das Leben unserer Vorfahren am und auf dem Wasser.
Pfahlbaumuseum Unteruhldingen
Strandpromenade 6, 10 Euro, Kinder (5–15 Jahre) 6 Euro, geöffnet Di, Mi, Do 14 Uhr, Sa, So, 9 bis 17.30 Uhr; 1. April bis 4. Oktober 9–18.30 Uhr, bis 1. November 9–17.30 Uhr; http://www.pfahlbauten.de
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Di, 11. Februar 2020 um 12:21 Uhr