Was ist ein Mensch wert?
Der kleine Mailänder Immobilienhändler Dino Ossola (Fabrizio Bentivoglio) ist ein Clown, ein alberner Bückling, der das Verhältnis seiner Tochter Serena (Matilde Gioli) zu dem reichen Söhnchen Massimiliano Bernaschi (Guglielmo Pinelli) ausnutzen will, um an den vielversprechenden Spekulationen von dessen Familie teilzuhaben. In seiner Gier lässt sich Dino nur zu leicht reinlegen und 700 000 Euro abknöpfen, die er eigentlich gar nicht hat. Aber der aalglatte Patriarch Giovanni Bernaschi (Fabrizio Gifuni) verspekuliert sich. Gleichzeitig wird ein Kellner nach einer Schulfeier von Serena und Massimiliano mit dessen lächerlich protzigem Jeep totgefahren.
Wir erleben diesen groben Ablauf der Ereignisse aus drei verschiedenen Perspektiven. Was "Die süße Gier" nicht nur lange mit der Frage nach dem Täter spannend hält, sondern auch inszenatorisch sehr reizvoll, wenn an den Knotenpunkten die Handlung, die man bereits einmal gesehen hat, im Hintergrund verläuft. Letztendlich geht es beim Bewerten und Staunen über die moralischen Entscheidungen Einzelner auch um die Frage, was ein Mensch wert ist.
Regisseur Paolo Virzì überträgt den US-amerikanischen Roman "Human Capital" ("Der Sündenfall") von Stephen Amidon auf italienische Verhältnisse. Leider verleiht sein Film, der mehr Gesellschafts-analyse als Krimi ist, nicht allen Figuren genügend Tiefe. Oder vielleicht können nicht alle Schauspieler mit dem Material ihre Figuren beleben. Am deutlichsten ist dies sichtbar bei Valeria Bruni Tedeschi in der Rolle einer devoten, dummen aber braven Ehefrau, die eher aus Langeweile ihre alte Theater-Leidenschaft mit kulturellem Mäzenatentum und einer Affäre verbindet. Doch Bruni Tedeschi – nebenbei auch eine ausgezeichnete Regisseurin – gibt diese reiche Betrüger-Gattin mit soviel Leiden, Verzweiflung und gleichzeitig auch Würde, dass hier niemand von einem Abziehbild oder Klischee redet. Dem jungen, sensiblen, in schwierigen und kriminellen Verhältnissen aufgewachsenen Luca Ambrosini, der wahren Liebe von Serena, kann der Schauspieler Giovanni Anzaldo dagegen nicht diese Glaubhaftigkeit geben. Da zeigt sich also auch hier das Unrecht von arm und reich ... Begnadeten.
– "Die süße Gier" von Paolo Virzì läuft in Freiburg. (Ab 12) von Günter H. Jekubzik
Wir erleben diesen groben Ablauf der Ereignisse aus drei verschiedenen Perspektiven. Was "Die süße Gier" nicht nur lange mit der Frage nach dem Täter spannend hält, sondern auch inszenatorisch sehr reizvoll, wenn an den Knotenpunkten die Handlung, die man bereits einmal gesehen hat, im Hintergrund verläuft. Letztendlich geht es beim Bewerten und Staunen über die moralischen Entscheidungen Einzelner auch um die Frage, was ein Mensch wert ist.
Regisseur Paolo Virzì überträgt den US-amerikanischen Roman "Human Capital" ("Der Sündenfall") von Stephen Amidon auf italienische Verhältnisse. Leider verleiht sein Film, der mehr Gesellschafts-analyse als Krimi ist, nicht allen Figuren genügend Tiefe. Oder vielleicht können nicht alle Schauspieler mit dem Material ihre Figuren beleben. Am deutlichsten ist dies sichtbar bei Valeria Bruni Tedeschi in der Rolle einer devoten, dummen aber braven Ehefrau, die eher aus Langeweile ihre alte Theater-Leidenschaft mit kulturellem Mäzenatentum und einer Affäre verbindet. Doch Bruni Tedeschi – nebenbei auch eine ausgezeichnete Regisseurin – gibt diese reiche Betrüger-Gattin mit soviel Leiden, Verzweiflung und gleichzeitig auch Würde, dass hier niemand von einem Abziehbild oder Klischee redet. Dem jungen, sensiblen, in schwierigen und kriminellen Verhältnissen aufgewachsenen Luca Ambrosini, der wahren Liebe von Serena, kann der Schauspieler Giovanni Anzaldo dagegen nicht diese Glaubhaftigkeit geben. Da zeigt sich also auch hier das Unrecht von arm und reich ... Begnadeten.
– "Die süße Gier" von Paolo Virzì läuft in Freiburg. (Ab 12) von Günter H. Jekubzik
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Do, 08. Januar 2015