Fahrradtour

Weinberge und Schwarzwalblick: Von Freiburg über Ebringen nach Horben

Diese Radtour führt von den Reben in den Schwarzwald. Von Freiburg-St. Georgen führt die Route über Ebringen nach Horben. Arbeit für ungeübte Radlerbeine, doch der Ausblick ist die Strapazen wert.

Wenn die Sonne am Thermometer kitzelt und die Temperaturen steigen, dann heißt es: Das Rad aus dem Keller holen, Ketten ölen, Reifen aufpumpen und auf geht’s zur Lieblingstour von den Reben bis zum Schwarzwald.

Einrollen. Von Freiburg aus Richtung St. Georgen lässt es sich noch locker treten und die Gegend betrachten. Und schon hier bahnt sich an, was sich die kommenden Kilometer fortsetzen wird: Eine charmante Vorgartenschau durch Hecken und Bäume, auf kleine, grüne Oasen, liebevoll gepflegt, so scheint’s, von grinsenden Gartenzwergen mit Rechen im Anschlag.

Ab St. Georgen geht es erst einmal bergauf – und in die Reben. Wer’s gemütlich mag, kann den eher unten verlaufenden Radweg bis Ebringen wählen, doch noch viel schöner ist der Blick nach einigen mühsam erstrampelten Höhenmetern: Wie frisch gekämmt und sanft gewellt liegen die Weinhänge vor uns, gut tut das, diese grüne Weite. Ein giftiger Anstieg wartet in Leutersberg, vorbei an hübschen Häuschen und urigen Gehöften, uff, das bedeutet Arbeit für noch untrainierte Radlerbeine.

Die Anstiege fordern untrainierten Radlerbeinen alles ab

Ein luftig-angenehmes Auf und Ab später grüßt Ebringen mit Schloss, Kirche und ziegelbedachter Gemütlichkeit. Erst oberhalb des Orts, später durchs Dorf kurbeln wir mühsam weiter Richtung Schönberg. Der Anstieg lässt jede Menge Zeit für Blicke in die beschauliche Umgebung. In Gelb und Lila wuchern Steingärten. So steil wird es nun und so langsam schleichen wir, dass wir gefühlt jedem Rosenkelch bis ins Innere seiner Staubblätter gucken können.

Dann endlich: Geschafft, der erste Zwischengipfel ist erklommen. Schön ist’s am Schönberg, Zeit für eine Pause. Auf den unteren Berghauser Matten grast eine Schafherde, oben weiden wir uns am Idyll. Seufz, weiter geht’s, im Südosten haben wir schon die nächste Herausforderung vor der Nase. Doch davor: Abfahrt! Die Wiesen fliegen vorbei, der Wind surrt in den Ohren, treibt wie ein Motor dieses unverschämte kleine Abfahrtglücksgefühl an.

Wittnau bremst uns aus, doch nicht unangenehm, denn neben dem Sträßchen läuft wieder die Vorgartenschau ab, Nummer wie viel nochmal? Drei oder vier? Egal, immer wieder neu entschleunigt die ruhige Beschaulichkeit hinter Gartenzäunen, hübschen Häuschen und altem Mauerwerk. Noch ein letztes Mal weht der Abfahrtswind durch Helm und Haar – vorerst. Denn kurz vor Au geht’s rechts ab, ehe mit dem Katzental der heute letzte Höhenmeterklops ansteht.

Während sich das Ministräßchen angenehm in das grüne Tal hineinwindet, an dessen Flanke sich Linkerhand der Berg auftürmt wie gut gehender Hefeteig, bleibt schön viel Zeit, die Gedanken kreisen zu lassen: Wie kommt eigentlich das Katzental zu seinem Namen? Ist es Zufall, dass es quasi mitten im Hexental mit seinen Gemeinden Merzhausen, Au, Sölden, Bollschweil, Wittnau und schließlich Horben liegt? Und überhaupt, was hat es mit dem Hexental auf sich?

Der Schwarzwaldblick in Horben entschädigt für die Strapazen

Auf den Alemannischen Seiten wird jedenfalls gemutmaßt, dass es dort Hexen und Zauberer gab, dieselben, die in den vielen Sagen über das ansonsten beschauliche Tal auftauchen. Eine andere Wortdeutung bietet sich außerdem an: "Hex" kommt wohl aus der keltischen Sprache, wo das Wort "Hags" Gebüsch oder Hecke wurde, und daraus umgangssprachlich die Hex. Egal. Verhext steil, ist dieses Stück Straße jedenfalls, führt vorbei am Ringlihof mit seinen Ziegen, die es sich heute direkt vor dem Stall gemütlich gemacht haben, im Homeoffice sozusagen. Still ächzend radeln wir weiter, und da, wo ehemals (und wenn überhaupt) die Muskeln waren, ist mittlerweile nur noch Gummi.

Doch der Blick oben entschädigt, ebenso tut es die langgezogen-wellige Strecke, die an uralten Gehöften mit einem Wahnsinnstalblick vorbeiführt. Auf den letzten Metern kurz vor Horben kommt dann endgültig der Mann mit dem Hammer – und die bange Frage: Ist sie frei, unsere Lieblingsbank, die schönste und beste vor der großen Abfahrt zurück nach Freiburg? Ja, sie ist es. Selig lassen wir uns auf der Himmelsliege nieder, packen das Vesper aus, genießen. Was ein Blick, fünf auf einen Streich: Der Schwarzwald, der Schönberg, weiter hinten am Horizont kleben Tuniberg, Kaiserstuhl und als krönendes Sahnehäubchen die Vogesen. Tiefe Zufriedenheit macht sich bis in die letzte Faser hinein breit – und morgen bestimmt Muskelkater dank des Katzentals.
Die Tour in Kürze: 30 Kilometer, 560 Höhenmeter, Dauer: etwa 2 Stunden, GPX-Tourdaten: mehr.bz/5blick
von anfe
am Mi, 02. Juni 2021 um 18:00 Uhr

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