Wenn der Kuckuck dreimal ruft

Wer glaubt, Museen wären ein alter Hut für Kinder, irrt; das beweist unter anderem das Elztalmuseum in Waldkirch.

W as hat die Kuckucksuhr mit dem Computer zu tun? Nichts, würde man meinen. Kommt doch das eine als hölzerner überdachter Kasten daher, aus dessen Giebelfensterchen ein kleiner hölzerner Kuckuck herausschnellt und die Zeit ansagt und das andere als technologisches hochkomplexes Wunderwerk.

Ihre Gemeinsamkeit liegt darin, dass beide Erfindungen Wegmarken einer kulturgeschichtlichen Entwicklung sind, wonach Menschen seit der Antike danach streben, selbsttätige, in gewisser Hinsicht "lebendige" Maschinen zu bauen. Um 1730 erklang im Schwarzwald die erste Kuckucksuhr, 1941 vollendete der deutsche Ingenieur Konrad Zuse mit der Z 3 die erste programmgesteuerte Rechenmaschine der Welt, einen Urcomputer sozusagen. Weit davor schon haben Menschen sich in die Rolle des Schöpfers geträumt. Bereits Homer erzählte von dem Schmied Hephaistos, der mechanische Lebewesen schuf. Unter dem Titel "Automatenträume - von mechanischer Musik zur Macht der Maschinen" hat das Waldkircher Elztalmuseum einen "Tunnel des Begreifens" eingerichtet, der die Besucher zu einer Zeitreise einlädt. Dort lässt sich entdecken wie die Kuckucksuhr funktioniert sowie Drehorgeln und Orchestrien, die ganze Musikstücke wiedergeben. Aufgezeigt wird, wie die von Lochkarten gesteuerte Zählmaschine des Hermann Hollerith funktioniert und ebenso der von Relais gesteuerte Urcomputer des Konrad Zuse bis hin zu den winzigen Siliziumplättchen, den Mikrochips, die die Computer in handliche Geräte für Jedermann und jeden Ort verwandelt haben. An der Endstation sind elektronisch gesteuerte "Kissing Machines" und ein Roboterhund zu sehen, von der Waldkircher Firma Sick speziell für die "Automatenträume" gefertigt. Schritt für Schritt werden die Besucher im Elztalmuseum durch die immer komplexer und aufwändiger werdenden Mechanismen geführt.

Attraktiv ist die Ausstellung besonders für Kinder und Jugendliche, da sich die Techniken teilweise zum Laufen und Funktionieren bringen lassen - das übt seit jeher große Faszination aus.

Das Prinzip aller Automaten ist stets das Gleiche: Sie gehorchen streng dem Programm, das ihre Erbauer in die Konstruktion hineingeschrieben haben. Diese Programme verarbeiten jeweils die Daten, beispielsweise Musik, die sich ausdrückt als Abfolge verschiedener Tonhöhen und Tonlängen. In der Waldkircher Manufaktur des Ignaz Bruder wurden im 19. Jahrhundert Tonfolgen mittels Drahtstiften und Drahtklammern auf eine drehbare Walze "gezeichnet". Tastärmchen lesen sie ab, betätigen Ventile und leiten so einen Luftstrom in Orgelpfeifen.

Möglich ist auch, die Schlegel eines Glockenspiels betätigen zu lassen. Lochbänder sollten bald die Walzen ersetzen. Gerollt oder gefalzt durchlaufen sie das Lesewerk der Maschinen, tastende Stifte oder ein Luftstrom "lesen" seinen Inhalt. Auf diese Weise können ganze Opern und Symphonien widergegeben werden. Der Komponist Johann Strauß hat seine Werke stets an die Musikzeichner in den Orchestrienmanufakturen gegeben. Sie haben seine Musik bekannt gemacht. Nur wenige Menschen waren damals in der Lage eine Aufführung in den Metropolen zu besuchen. Im 19. Jahrhundert erschufen auch mechanische Webstühle von Lochbändern gesteuert komplizierteste Stoffmuster. Das Elztalmuseum ist nicht von ungefähr Schauplatz der "Automatenträume".

Im 19. Jahrhundert gelangte Waldkirch durch Ignaz Bruder und seine Söhne zu Weltruhm.

Silvia Faller

Information: Das Elztalmuseum ist geöffnet bis Ende Oktober, von Dienstag bis Samstag, von 15 bis 17 Uhr, November bis

Ostersamstag: Mittwoch, Freitag, und Samstag, von 15 bis 17 Uhr. Waldkirch ist über die A 5 und dann über die Abfahrt Vörstetten und weiter über die Bundesstraße 294 zu erreichen.

am Fr, 22. Oktober 2004

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