Wer suchet, der findet
Kinder lieben es, Sachen zu suchen, Geheimnisse zu enträtseln und Dinge zu entdecken. Zwei Angebote dazu haben wir ausprobiert: Im Rhein haben wir nach Gold gesucht und in Freiburg uns bemüht, das Rätsel um Bruder Bertolds Höllenformel zu lösen.
Schaufeln, schwenken, schreien: Schon die Kelten taten’s, dann die Römer und heute wir – Goldwaschen am Rhein. Mit Kind und Kegel geht es bei Istein an den Fluss, wo Franz-Josef Andorf, Goldsucher aus Leidenschaft, regelmäßig Neulinge in die alte Kunst des Goldwaschens einweist.
Seit jeher hat das Edelmetall die Fantasie der Menschen beflügelt und an den Fluss getrieben, angefangen mit der Geschichte vom sagenhaften Nibelungengold, das Hagen von Tronje im Rhein versenkt haben soll. Doch auch ohne das fahrlässig Hineingekippte gab und gibt es Gold. Das stammt aus den Schweizer Alpen, erzählt Andorf. Abgetragen und ausgewaschen in Jahrmillionen ist es durch Regen und Bergrutsche in die Flüsse gespült und von Aare und Emme in den Rhein getragen worden.
Getragen haben auch wir: die Schaufeln auf unserem Zehnminutenmarsch Richtung Gold. Scheppernd fallen sie auf die Kieselbank. Puh. Schön hier, auch wenn wir nicht die ersten Goldgräber sind. Eine weitere Gummistiefelgruppe stapft ein Stück weiter im Flussbett, in friedlicher Betriebsamkeit. Die Sonne scheint, bringt den glatten Rheinwasserspiegel zum Glänzen. Ob da wohl noch mehr glänzt?
Übermütig träumen die Kinder schon jetzt vom großen Goldschatz, handeln die Anteile aus. Allerdings sind Goldstücke in knapp Drei-Zentimeter-Nuggetgröße für unsereins wohl so häufig wie ein Sechser im Lotto. Ein erfahrener Goldwäscher findet an einem Tag etwa ein bis zwei Gramm, meist dünne Plättchen, noch nicht einmal zwei Millimeter groß, erzählt Andorf, während er wadentief im Wasser steht und die Schaufel beherzt in den steinig-harten Flussboden rammt. Das grobe Flussgestein wandert in die Körbe, darunter sitzt die Goldwaschpfanne – "wer will die erste Pfanne voll?", ruft Andorf in die Runde. Viele Finger schießen in die Höhe, nur einer nicht: "Da ist ja nur Dreck drin!", stellt das vierjährige Nesthäkchen empört fest.
Damit das nicht so bleibt, geht Andorf in die Knie und lässt Wasser in die Pfanne laufen, schwenkt die Flusssand-Kieselstein-Pampe in einem fort. Gold ist 20-mal schwerer als Wasser, erklärt er, deshalb sinken die feinen Glitter auf den Boden oder bleiben beim langsamen Kreisen an den Seitenrillen der Goldpfanne hängen. Der Fachmann zupft die großen Kiesel aus der Goldseife, den Rest erledigt das Wasser. Viele Schwenks später bleibt schwarzer Sand übrig und – "Goldgoldgold!", jubeln die Kinder.
Doch bis die eigene Goldbeute mit einem feinen Pinsel aus der Pfanne gefischt und in ein mit Wasser gefülltes Miniplastikröhrchen wandern kann, ist harte Arbeit angesagt: Erst das Schaufeln, das Mama, Papa und der große Bruder übernehmen. Dann das Schwenken und Schwenken und: "Neinneinnein, nicht so schnell!", ruft Andorf – zu spät für diese Pfannenladung. Und weiter geht’s: schaufeln, bücken, schwenken. Selbst das, was uns endlich aus schwarzem Sand verheißungsvoll entgegenblitzt, ist nur sogenanntes Katzengold.
"Puh, das ist nix für Weicheier", stellt der Große fest, der aber, der Hartnäckigkeit sei Dank, schließlich doch Goldglitter um Goldglitter ins Röhrchen bannen kann – da sind die anderen Kinder längst ausgebüxt, haben die Goldwannen zum Fische fangen zweckentfremdet, bauen Steinmännchen, spielen und planschen am heute ganz friedlich dahinfließenden Altrhein.
Gut oder schlecht? "Was immer du dir vorstellst, hinter dieser Tür passiert es", heißt es auf der Fußmatte vor dem Escape Room. Wenn das so ist, passiert ziemlich viel, denn unsere Familiengruppe mit drei Jungs und zwei Müttern hat jede Menge Fantasie. Und die werden wir auch nötig haben, wenn es uns gelingen soll, Bruder Bertolds Höllenformel zu finden und zu zerstören.
Wir treten ein in den Escape Room Rätselhaft, einem von fünf Freiburger Spielorten, die einen besonderen Kitzel versprechen: Man lässt sich als Team (freiwillig) einschließen, um sich in einer vorgegebenen Zeit wieder frei zu knobeln.
"Willkommen in der Außenstelle des parapsychologischen Instituts von Freiburg, Doktor van Hessing mein Name", begrüßt uns ein Weißkittel mit Bart. Auf Zeitreise soll es gehen, erfahren wir. Zurück ins Mittelalter, in eine Zeit, als der Freiburger Mönch und Alchimist Bertold Schwarz ein Teufelszeug zusammenmixte und das Schwarzpulver erfunden haben soll. Da genau liegt das Problem, fährt der Doktor fort, denn wäre die Welt nicht eine bessere, wenn das Schießpulver, das so viel Unheil über die Menschen gebracht hat, erst gar nicht hergestellt worden wäre?
Die Jungs überlegen. An Silvester sind Böller prima, aber sonst? Van Hessing reibt sich die Hände. Und legt nach: Damals galt Alchemie als Teufelswerk. Wenn wir die verbotene Formel finden und vernichten, könnten wir obendrein Bruder Bertolds erbärmliche Seele retten.
Also ab in die Zeitschleuse. "Aber Vorsicht!", warnt der Doktor noch, "die Zeitschleuse ist nur 75 Minuten geöffnet. Wenn sie sich schließt und ihr seid nicht zurück, seid ihr für immer im Mittelalter gefangen." Mit lautem Scheppern fällt die klösterliche Kerkertür ins Schloss. Na, bravo!
"Iiiiihhhh, Kakerlaken!" Ganz schön echt sieht es in der Zelle aus, also nichts wie raus. Aber wie? Wilde Betriebsamkeit bricht aus, wir drehen jeden Stein und Sack um, suchen nützliche Gegenstände, Zahlen, Formeln, Schlösser und Schlüssel. Irgendwas. "Arbeitet kooperativ, sprecht euch ab", hatte van Hessing uns eingebläut. Wir tragen unsere Fundstücke zusammen, tüfteln, testen: Für was können wir das stählerne Fußeisen brauchen, für was einen Stock oder das Seil? Schließlich bekommen wir die Zellentür auf, sind aber trotzdem noch meilenweit entfernt vom geheimen Labor.
Zig Gegenstände und Hinweise später tappen wir immer noch im Dunkeln. "Ich will" – "nein, ich" – "lass’ mich mal"... wie war das mit den vielen Köchen und dem Brei? Wir reißen uns zusammen, sortieren, kombinieren neu – und stehen einige Zeit später im geheimen Reich von Bruder Bertold. Viele geheimnisvolle Fläschchen, Pülverchen und Bücher hat der Alchimist in seinem Labor angesammelt. Doch was ist ein Hinweis, was eine falsche Fährte? Kaum haben wir ein Puzzleteil gefunden und einen Code geknackt, tun sich zwei neue auf und ist endlich ein weiterer Schlüssel aufgetaucht, scheint es kein passendes Schloss zu geben.
Die Köpfe glühen. "Leute, wir haben nur noch zehn Minuten Zeit!". Dann endlich: ein Hoffnungsschimmer, "die Formel, ich habe sie gefunden", brüllt einer der Jungs – und wir vernichten sie. Damit ist die Menschheit gerettet, immerhin. Ihr wollt euch bedanken? Aber gerne, keine Ursache. Uns persönlich die Hände schütteln? Wird schwierig. Der letzte Code für die Zeitschleuse fehlt immer noch. Wir sitzen fest, gefangen im Mittelalter. von anfe
Seit jeher hat das Edelmetall die Fantasie der Menschen beflügelt und an den Fluss getrieben, angefangen mit der Geschichte vom sagenhaften Nibelungengold, das Hagen von Tronje im Rhein versenkt haben soll. Doch auch ohne das fahrlässig Hineingekippte gab und gibt es Gold. Das stammt aus den Schweizer Alpen, erzählt Andorf. Abgetragen und ausgewaschen in Jahrmillionen ist es durch Regen und Bergrutsche in die Flüsse gespült und von Aare und Emme in den Rhein getragen worden.
Getragen haben auch wir: die Schaufeln auf unserem Zehnminutenmarsch Richtung Gold. Scheppernd fallen sie auf die Kieselbank. Puh. Schön hier, auch wenn wir nicht die ersten Goldgräber sind. Eine weitere Gummistiefelgruppe stapft ein Stück weiter im Flussbett, in friedlicher Betriebsamkeit. Die Sonne scheint, bringt den glatten Rheinwasserspiegel zum Glänzen. Ob da wohl noch mehr glänzt?
Übermütig träumen die Kinder schon jetzt vom großen Goldschatz, handeln die Anteile aus. Allerdings sind Goldstücke in knapp Drei-Zentimeter-Nuggetgröße für unsereins wohl so häufig wie ein Sechser im Lotto. Ein erfahrener Goldwäscher findet an einem Tag etwa ein bis zwei Gramm, meist dünne Plättchen, noch nicht einmal zwei Millimeter groß, erzählt Andorf, während er wadentief im Wasser steht und die Schaufel beherzt in den steinig-harten Flussboden rammt. Das grobe Flussgestein wandert in die Körbe, darunter sitzt die Goldwaschpfanne – "wer will die erste Pfanne voll?", ruft Andorf in die Runde. Viele Finger schießen in die Höhe, nur einer nicht: "Da ist ja nur Dreck drin!", stellt das vierjährige Nesthäkchen empört fest.
Damit das nicht so bleibt, geht Andorf in die Knie und lässt Wasser in die Pfanne laufen, schwenkt die Flusssand-Kieselstein-Pampe in einem fort. Gold ist 20-mal schwerer als Wasser, erklärt er, deshalb sinken die feinen Glitter auf den Boden oder bleiben beim langsamen Kreisen an den Seitenrillen der Goldpfanne hängen. Der Fachmann zupft die großen Kiesel aus der Goldseife, den Rest erledigt das Wasser. Viele Schwenks später bleibt schwarzer Sand übrig und – "Goldgoldgold!", jubeln die Kinder.
Doch bis die eigene Goldbeute mit einem feinen Pinsel aus der Pfanne gefischt und in ein mit Wasser gefülltes Miniplastikröhrchen wandern kann, ist harte Arbeit angesagt: Erst das Schaufeln, das Mama, Papa und der große Bruder übernehmen. Dann das Schwenken und Schwenken und: "Neinneinnein, nicht so schnell!", ruft Andorf – zu spät für diese Pfannenladung. Und weiter geht’s: schaufeln, bücken, schwenken. Selbst das, was uns endlich aus schwarzem Sand verheißungsvoll entgegenblitzt, ist nur sogenanntes Katzengold.
"Puh, das ist nix für Weicheier", stellt der Große fest, der aber, der Hartnäckigkeit sei Dank, schließlich doch Goldglitter um Goldglitter ins Röhrchen bannen kann – da sind die anderen Kinder längst ausgebüxt, haben die Goldwannen zum Fische fangen zweckentfremdet, bauen Steinmännchen, spielen und planschen am heute ganz friedlich dahinfließenden Altrhein.
Gut oder schlecht? "Was immer du dir vorstellst, hinter dieser Tür passiert es", heißt es auf der Fußmatte vor dem Escape Room. Wenn das so ist, passiert ziemlich viel, denn unsere Familiengruppe mit drei Jungs und zwei Müttern hat jede Menge Fantasie. Und die werden wir auch nötig haben, wenn es uns gelingen soll, Bruder Bertolds Höllenformel zu finden und zu zerstören.
Wir treten ein in den Escape Room Rätselhaft, einem von fünf Freiburger Spielorten, die einen besonderen Kitzel versprechen: Man lässt sich als Team (freiwillig) einschließen, um sich in einer vorgegebenen Zeit wieder frei zu knobeln.
"Willkommen in der Außenstelle des parapsychologischen Instituts von Freiburg, Doktor van Hessing mein Name", begrüßt uns ein Weißkittel mit Bart. Auf Zeitreise soll es gehen, erfahren wir. Zurück ins Mittelalter, in eine Zeit, als der Freiburger Mönch und Alchimist Bertold Schwarz ein Teufelszeug zusammenmixte und das Schwarzpulver erfunden haben soll. Da genau liegt das Problem, fährt der Doktor fort, denn wäre die Welt nicht eine bessere, wenn das Schießpulver, das so viel Unheil über die Menschen gebracht hat, erst gar nicht hergestellt worden wäre?
Die Jungs überlegen. An Silvester sind Böller prima, aber sonst? Van Hessing reibt sich die Hände. Und legt nach: Damals galt Alchemie als Teufelswerk. Wenn wir die verbotene Formel finden und vernichten, könnten wir obendrein Bruder Bertolds erbärmliche Seele retten.
Also ab in die Zeitschleuse. "Aber Vorsicht!", warnt der Doktor noch, "die Zeitschleuse ist nur 75 Minuten geöffnet. Wenn sie sich schließt und ihr seid nicht zurück, seid ihr für immer im Mittelalter gefangen." Mit lautem Scheppern fällt die klösterliche Kerkertür ins Schloss. Na, bravo!
"Iiiiihhhh, Kakerlaken!" Ganz schön echt sieht es in der Zelle aus, also nichts wie raus. Aber wie? Wilde Betriebsamkeit bricht aus, wir drehen jeden Stein und Sack um, suchen nützliche Gegenstände, Zahlen, Formeln, Schlösser und Schlüssel. Irgendwas. "Arbeitet kooperativ, sprecht euch ab", hatte van Hessing uns eingebläut. Wir tragen unsere Fundstücke zusammen, tüfteln, testen: Für was können wir das stählerne Fußeisen brauchen, für was einen Stock oder das Seil? Schließlich bekommen wir die Zellentür auf, sind aber trotzdem noch meilenweit entfernt vom geheimen Labor.
Zig Gegenstände und Hinweise später tappen wir immer noch im Dunkeln. "Ich will" – "nein, ich" – "lass’ mich mal"... wie war das mit den vielen Köchen und dem Brei? Wir reißen uns zusammen, sortieren, kombinieren neu – und stehen einige Zeit später im geheimen Reich von Bruder Bertold. Viele geheimnisvolle Fläschchen, Pülverchen und Bücher hat der Alchimist in seinem Labor angesammelt. Doch was ist ein Hinweis, was eine falsche Fährte? Kaum haben wir ein Puzzleteil gefunden und einen Code geknackt, tun sich zwei neue auf und ist endlich ein weiterer Schlüssel aufgetaucht, scheint es kein passendes Schloss zu geben.
Die Köpfe glühen. "Leute, wir haben nur noch zehn Minuten Zeit!". Dann endlich: ein Hoffnungsschimmer, "die Formel, ich habe sie gefunden", brüllt einer der Jungs – und wir vernichten sie. Damit ist die Menschheit gerettet, immerhin. Ihr wollt euch bedanken? Aber gerne, keine Ursache. Uns persönlich die Hände schütteln? Wird schwierig. Der letzte Code für die Zeitschleuse fehlt immer noch. Wir sitzen fest, gefangen im Mittelalter. von anfe
am
Mi, 16. Mai 2018