"Wie eine Standleitung zu Gott"

TICKET-INTERVIEW:Armin Rohde und Joachim Król über Tiere, "Das Dschungelbuch" und "The Jungle Book".

Die Deutschen lieben Disneys Trickfilm "Das Dschungelbuch"! Nun gibt es eine Live-Action-Version: In "The Jungle Book" sehen die Tiere lebensecht aus, doch sie wurden am Computer kreiert und von Stars gesprochen. Auch für die deutsche Version fand man Promis. Balu, der Bär, und Baghira, der Panther, haben die Stimmen von Armin Rohde (61) und Joachim Król (58). Markus Tschiedert traf sie zum Interview.

Ticket: Herr Rohde, durften Sie als Bär Balu den berühmten "Dschungelbuch"-Song "Probier’s mal mit Gemütlichkeit" selbst singen?
Rohde: Ja, das bin ich, der da singt. Das war schon eine Herausforderung. Es war mir klar, wenn du das jetzt vergeigst, zeigen die Leute nur noch mit dem Finger auf dich. Ich trällere schon gern mal, aber bin nicht Sänger genug, um das schnell mal aus dem Ärmel zu schütteln.
Ticket: Herr Król, hätten Sie als Panther Baghira auch gern einen Song gehabt, oder waren Sie eher froh, nicht singen zu müssen?
Król: So weit würde ich nicht gehen, es hat sich halt nicht ergeben. Klar hätte ich auch gesungen. Ich bin immer für Neues zu haben.
Rohde: Das ist ja das Schöne an unserer Arbeit. Erst kann man etwas nicht, dann übt man das mit jemand, und mit einem Mal kann man es.
Ticket: Wie einschüchternd war es, dass Ihre Figuren im englischen Original von Bill Murray und Ben Kingsley gesprochen werden?
Król: Ben Kingsley und ich kennen uns, wir standen vor Jahren in Prag für den Film "Anne Frank" vor der Kamera. Ich schrieb ihm gleich eine E-Mail, als das Angebot kam, Baghira in der deutschen Version zu sprechen. Er antwortete sofort: "Natürlich muss du das machen! Keep it in the Family."
Rohde: Bill Murray und ich kennen uns nicht persönlich. Ich weiß nicht mal, ob er überhaupt meinen Namen kennt.
Ticket: Welche Kindheitserinnerungen verbinden Sie mit dem Trickfilm "Das Dschungelbuch"?
Rohde: Wann kam der raus? 1967? Da war ich 12, und seitdem kenne ich den Film.
Król: Man hat sofort die Musik im Ohr und die Bilder vor Augen. Etwa wenn Balu verkleidet mit den Affen tanzen will. Da ruft Baghira: "Jetzt nicht, Balu!" Den Satz hatten wir uns schon als Kinder eingeprägt. Und wenn als Jugendlicher einer in der Kneipe nach Hause gehen wollte, sagten die anderen immer: "Jetzt nicht, Balu" (lacht).
Ticket: In Deutschland ist "Das Dschungelbuch" immer noch der erfolgreichste Film, der je im Kino lief. Wie erklären Sie sich diesen Erfolg?
Król: Was gibt es für Filmstoffe? Im Grunde nur drei Geschichten: "Boy meets Girl", "Hans im Glück" und "Fish out of Water". "The Jungle Book" würde ich zur dritten Kategorie zählen. Sie fasziniert, weil sich hier ein kleiner Junge im Dschungel seinen Platz erstreiten muss.
Rohde: Wobei der neue und der alte Film völlig unterschiedlich sind. Man könnte sie sich hintereinander anschauen und hätte nicht das Gefühl, das Gleiche gesehen zu haben. Man taucht in zwei verschiedene Welten ein.
Król: Rudyard Kiplings "Dschungelbuch" ist kein Roman, wie viele glauben, sondern eine Sammlung von Erzählungen. "The Jungle Book" folgt mehr der literarischen Vorlage, während der Trickfilm frei damit umgeht und fast ein Musical ist.
Ticket: Die Koexistenz zwischen Mensch und Tier ist im neuen Film ein großes Thema. Welchen Eindruck haben Sie, wie gerade wirklich mit den Tieren auf unserem Planeten umgegangen wird?
Rohde: umgegangen!
von tsc
am Fr, 15. April 2016

Info

THE JUNGLE BOOK

Regie: Jon Favreau
Mit Neel Sethi und den deutschen Stimmen von Joachim Król, Armin Rohde, Jessica Schwarz und anderen
106 Minuten, frei ab sechs Jahren

Die Story
Einst hat Panther Baghira den Menschenjungen Mogli gefunden, den er von Wölfen großziehen ließ. Doch nun soll Mogli zurück zu den Menschen, denn der böse Tiger Shir Khan will ihn töten. Unterwegs freundet sich der Junge mit dem Bären Balu an, wird dann aber von Affen entführt.  

Autor: bz

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