"Wir filmten direkt auf Schloss Elmau"
Seit Barack Obama 2009 ins Weiße Haus zog, wird auch der US- Präsident in Filmen öfter von Afroamerikanern gespielt. Nach Morgan Freeman ("Deep Impact"), Dennis Haysbert ("24") und Jamie Foxx ("White House Down") ist es nun Samuel L. Jackson, der im Actionthriller "Big Game" zum mächtigsten Mann der Welt aufsteigt. Der 66-Jährige wurde durch "Pulp Fiction" zum Star und hat als Comichelden-Anführer Nick Fury eine Daueranstellung in fast allen Marvel-Verfilmungen. Markus Tschiedert traf ihn zum Interview.
Ticket: Schauplatz von "Big Game" ist Finnland, gedreht wurde aber in Bayern, wo kürzlich auch der echte US-Präsident zum G-7-Gipfel war...
Samuel L. Jackson: Ja, genau dort, wo auch wir waren: Wir filmten direkt auf Schloss Elmau. Ich hatte Spaß, dort zu drehen und jeden Tag in den Lift zu steigen, um in die Berge zu kommen. Ich fand es sehr inspirierend, wer sich dort alles herumtreibt. Bergwanderer, Leute, die ihre Hunde ausführen, und sogar Rollstuhlfahrer konnte man da oben treffen. Drei Wochen auf Schloss Elmau zu wohnen, war natürlich großartig. Da gibt es einen tollen Spa-Bereich, und nach einem anstrengenden Drehtag habe ich mich dort gern verwöhnen lassen.
Ticket: Da konnten Sie sicherlich auch Ihr Deutsch aufbessern...
Jackson: Sie meinen, um mehr als "Guten Tag" sagen zu können? Nein, das war gar nicht nötig, alle sprachen Englisch.
Ticket: "Big Game" ist eine europäische Co-Produktion. Haben Sie anfangs gezögert, da mitspielen zu wollen?
Jackson: Überhaupt nicht! Ich mochte den Plot und freute mich, eine Coming-of-Age-Story miterzählen zu können. Im Grunde genommen ist es ein Familienfilm mit viel Action und einem Jungen, der dabei viel über sich selbst lernt.
Ticket: Hatten Sie Spaß, mal einen US-Präsidenten spielen zu dürfen?
Jackson: Was mir daran gefiel, dass sich der Mann mit der größten Macht der freien Welt plötzlich in einer Situation wiederfindet, die ihn absolut machtlos macht. Aber er bekommt die Chance, einem Kind Selbstbewusstsein und Lektionen fürs Leben zu vermitteln. Dadurch findet auch er heraus, wer er eigentlich ist und was er kann.
Ticket: Würde Barack Obama der Film gefallen?
Jackson: Wahrscheinlich, ich weiß aber nicht, ob er ihn überhaupt zu sehen bekommt. Ich glaube allerdings, dass er widerstandsfähiger ist als ich. Er ist physisch sehr fit und schafft mit Sicherheit mehr Liegestützen als ich.
Ticket: Auf der Leinwand sieht es aber so aus, als wäre Ihre Rolle vor allem körperlich anstrengend...
Jackson: Na ja, für den Stuntman war es harte Arbeit. Für mich selbst wurde es gefährlich, als ich in der Kühltruhe rausgeworfen wurde und dachte, sie würden mich jetzt wirklich killen. Es endete damit, dass mein Schlüsselbein brach, als ich aus der Truhe rausgeworfen wurde.
Ticket: Mögen Sie riskante Actionszenen, in denen immer etwas Gefahr mitschwingt?
Jackson: Im Gegenteil! Ich erwarte ein sicheres Umfeld. Auf die Kinozuschauer muss es dann natürlich so wirken, als wäre es wirklich gefährlich gewesen.
Ticket: Wie mutig sind Sie denn?
Jackson: In welcher Hinsicht?
Ticket: Zum Beispiel, aus einem Flugzeug zu springen...
Jackson: Warum sollte ich so etwas tun? Warum sollte ich aus einem perfekt dahinschwebenden Flugzeug springen? Niemals! Das Riskanteste, was ich je gemacht habe, war Gerätetauchen, aber auch damit habe ich aufgehört.
Ticket: Erstaunlich ist, dass Sie mit 66 immer noch so aussehen wie vor 20 Jahren. Was hält Sie jung?
Jackson: Ich bin ein Vampir (lacht)! Nein, das sind wohl die guten Gene und dass wir alle in den letzten Jahren gelernt haben, wie man sich ernährt, fit und gesund bleibt. Hinzu kommt, dass ich gute Make-up-Spezialisten habe, die mir Tipps für meine Haut geben. Ich höre auf sie und nehme all diese Nachtcremes.
Ticket: Sie spielen einen US-Präsidenten, der auch an sich zweifelt. Kennen Sie das Gefühl?
Jackson: Das kennt jeder Schauspieler, der eine Rolle nicht bekommen hat. Mein Weg, damit klarzukommen, war stets, die zu bedauern, die mich abgelehnt haben. Aber wie den meisten Schauspielern geht es mir bis heute so, dass ich mich frage, was kommt, wenn die nächsten Filme im Kasten sind. von tsc
am
Mi, 17. Juni 2015
BIG GAME
Regie: Jalmari Helander
Mit Samuel L. Jackson, Onni Tommila, Mehmet Kurtulus, Jim Broadbent Ray Stevenson, Felicity Huffman u. a.
91 Minuten, frei ab 12 Jahren
Die Story
Die Air Force One wird über Finnland von Terroristen attackiert. US-Präsident William Moore (Samuel L. Jackson) muss Hals über Kopf in einer Rettungskapsel fliehen und landet mitten im Wald. Der 13-jährige Oskari (Onni Tommila) findet ihn dort und ist wenig beeindruckt, ein so hohes Tier vor sich zu haben. Er hat seine eigene Mission, will Moore dann aber helfen, der das Opfer eines Komplotts geworden ist.
Autor: bz