Wo Kinder zu Naturforschern werden

Wolf- und Bärenpark Bad Rippoldsau-Schapbach

Im Alternativen Wolf- und Bärenpark sagen sich Wolf und Bär gute Nacht.

Äste knacken, bedrohliches Kampfgebrüll dringt an unsere Ohren, dann passiert alles gleichzeitig: Ein großer Braunbär bricht aus dem Gestrüpp, prescht mit Riesenkaracho durch den Wald, treibt etwas vor sich her. Bei näherem Hinsehen sind es drei braungraue Wölfe. Die blasen plötzlich zum Angriff, umkreisen und stellen den Bären. Unter Knurren und Brummen liefern sich die vier einen heftigen, kurzen Kampf, ehe sich die Wölfe trollen. Nur ein paar Meter weiter stehen wir, mit offenen Mündern, Puls auf 220. Sind wir in den Rocky Mountains gelandet?

Nicht ganz, denn zwischen uns und den Tieren ist glücklicherweise ein hoher Zaun, elektrisch doppelt gesichert. Wir sind auch nicht in freier Wildbahn unterwegs, sondern im Alternativen Wolf- und Bärenpark Schwarzwald in Bad Rippoldsau-Schapbach, wo unsere Kinder heute zu Naturforschern ausgebildet werden.

Allerdings könnten sich solche Szenen wie im Schwarzwälder Gehege auch in den Rockys abspielen. "Das ist genau das, was wir wollen, dass Bär und Wolf interagieren. Was für ein Bild! Das erleben wir nicht oft", schwärmt Parkpädagogin Sabrina Schröder. "Spielen die?", fragt die sechsjährige Lu und Schröder erklärt, dass es wohl ein Streit ums Futter sei: "Jurka verteidigt als einzige ihr Futter gegen die Wölfe. Sie ist als Wildbär aufgewachsen und musste um ihr Futter kämpfen."

Dann erzählt sie von Jurka, der Mutter des in Österreich erschossenen Braunbären Bruno. Weil sie von Menschen angefüttert wurde und auf Futterpirsch die Nähe menschlicher Behausungen und deren Mülleimer suchte, ist sie im Bärenpark gelandet. Gemeinsam mit sieben Bären und drei Wölfen lebt sie im zehn Hektar großen Park.

Die Kinder hängen an Schröders Lippen, die während des Rundgangs die Geschichte der Bären erzählt. Da ist der blinde Schapi, ein ausgedienter Zirkusbär, der 15 Jahre lang in einer feucht-kalten Lkw-Garage eingepfercht war und erblindete. Oder Bodo, der auf engstem Betonraum untergebracht war, so dass er heute mit Arthrose kämpft – und deshalb kürzlich in einer spektakulären Aktion betäubt und ins parkeigene Krankenhaus transportiert wurde, um ihn behandeln zu können. Ansonsten leben die Bären vom Menschen unbehelligt in ihrem tiergerechten Zuhause. "Wir sind kein Zoo, sondern ein Tierschutzprojekt", antwortet Schröder auf die von Kindern oft gestellte Frage nach Bärenbabys. "Wir wollen keine Tiere in und für die Gefangenschaft züchten. Bei uns leben Tiere, die aus schlechter Haltung kommen. Sie haben ein schlimmes Leben hinter sich und sollen nun ein paar schöne Tage haben."

Einen schönen Tag haben auch unsere Naturforscher. Auf dem Naturspielplatz machen sie selbst einen auf Wolf und Bär: Wie fühlt es sich an, wie Schapi blind durchs Gelände zu laufen? Wer findet die Tierspuren auf dem Forscherpfad? Die Zeit vergeht wie im Flug und zum Abschluss gibt’s Torte – für die Bären: "Krass, was da alles draufkommt", finden die Jungs. Auf ein Fleischbrühenfladenbrot klatschen Juri und Lu den Honig, Fin verziert mit Katzenfutter, und allesamt dekorieren sie mit Nüssen, Obst, Gemüse und einer Kokosmakrone. Feierlich tragen die Kinder den Appetithappen ins abgesperrte Gehege, in der sich Bär Biggi über das Festmahl hermacht. Draußen vor dem Gitter schließen die Kinder Wetten ab: Was muss zuerst dran glauben? Natürlich die Kokosmakrone.
von Anita Fertl
am Fr, 06. Mai 2016

Info

Wolf- und Bärenpark Schwarzwald

Wo: Rippoldsauer Straße 36,
Bad Rippoldsau-Schapbach

Geöffnet: 10 bis 18 Uhr

Eintritt: 5 Euro, Kinder von 5 bis 16 Jahre 4 Euro, Familien 15 Euro; Naturforscherpass für Kinder: 30 Euro, damit können sie an allen Ferienaktionen teilnehmen; ohne Forscherpass kostet das Ferienprogramm (10-16 Uhr) 15 Euro pro Tag.

Infos: http://www.baer.de  

Autor: anfe

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