Ticket: Kannten Sie die alte Fernsehserie über das Raumschiff Enterprise aus den 60er Jahren?

Zoe Saldana: Meine Mutter sah die Serie als Kind in ihrer Heimat mit spanischen Untertiteln und führte mich sozusagen ein. Ich gehöre eher der Generation an, die mit "Star Wars" groß geworden ist. "Star Trek" verfolgte ich erst, als mir die Rolle der Uhura angeboten wurde.
Ticket: Was bedeutet Ihnen das Science-Fiction-Genre, in dem Sie zur Ikone geworden sind?
Saldana: Unendliche Fantasie und die Erlaubnis, sich auf vielerlei Ebenen und in den verschiedensten Farben und Figuren mit Wahrheiten auseinandersetzen zu können. Wir dürfen uns etwas vorstellen, was eigentlich nicht vorstellbar ist: Das kann etwas Wunderbares sein.
Ticket: Gut 20 Jahre wurde Uhura von Nichelle Nichols gespielt. Spürten Sie einen gewissen Druck, als Sie die Rolle 2009 übernahmen?
Saldana: Ich bin so froh, das machen zu können, was ich immer wollte, und dafür auch noch bezahlt zu werden. Schauspielerin zu sein, die so tun muss, als ob! Klar war da ein Druck, als wir vor sieben Jahren die Charaktere der allerersten "Star Trek"-Serie wieder aufleben ließen, aber gleichzeitig vertrauten wir unserem ersten Regisseur J. J. Abrams, der uns alle Möglichkeiten offen ließ und keine Kopien von uns verlangte.
Ticket: Bereits Nichelle Nichols strahlte in den Sechzigern viel Sexappeal aus. Wie wohl fühlen Sie sich, damit zu spielen?
Saldana: Ich denke, Frauen unserer Generation sind sogar noch aufreizender, weil wir viel mehr zu tun bekommen, worauf ich sehr stolz bin. In den neuen "Star Trek"-Filmen sind Frauen ein wichtiges Element, nicht aufgrund ihrer Schönheit oder in Herzensangelegenheiten, sondern gerade, wenn es um Action geht.
Ticket: Die erste Uhura saß ja anfangs fast nur an Ihrem Pult, drehte sich ab und zu mal um und wendete sie sich dann wieder ihren blinkenden, piependen Knöpfen zu...
Saldana: Genau das hätte J. J. Abrams nie zugelassen. Schon durch seine Serie "Alias – Die Agentin" war er dafür bekannt, dass er großartige Rollen für Frauen schreibt. Die erste Uhura sollte vor allem mit ihrer Schönheit für einen gewissen Sexappeal sorgen. Aber so reduziert sehe ich Frauen von heute nicht wahr, und ich bin dankbar, eine moderne Uhura spielen zu können.
Ticket: Können Sie sich denn unbeschwert einen Film ansehen, in dem Sie mitgespielt haben?
Saldana: Auch wenn ich in der Branche arbeite, lasse ich mir im Kino nicht die Überraschung nehmen. Ich kann einen Film von Anfang bis Ende genießen, selbst wenn ich darin mitspiele. Ich esse Popcorn, lache und weine wie die anderen Zuschauer und vergesse völlig, dass ich ja mir selbst zusehe.
Ticket: Nun dominieren in Filmen wie "Star Trek" die visuellen Effekte, die erst später hinzugefügt werden. Wie viel Fantasie braucht man am Set, wenn oft nicht mehr als eine grüne Wand zu sehen ist?
Saldana: Je öfter man in Filmen mit großem technischen Aufwand mitspielt, desto mehr Freiheiten erlaubt man sich in seiner Vorstellungskraft. Wie groß ist das Ungetüm, das später vor einem steht? Wie laut und angsteinflößend ist es? Von "Fluch der Karibik" über "Avatar" bis zu "Star Trek" habe ich gelernt, das kleine Mädchen in mir einfach spielen zu lassen. Denn ein Kind braucht nicht lange, sich in einer selbst ausgedachten Geschichte zu verlieren, selbst wenn es dabei nur mit leeren Flaschen spielt.

von tsc