Züri vertreibt den Winter

Wenn der Böögg am Wochenende beim Sechseläuten verbrannt wird, beginnt der Frühling.

edes Jahr feiern die Zünfte Zürichs und die Bevölkerung mit Begeisterung ihr traditionelles Frühlingsfest: das Sechseläuten. Die Feierlichkeiten beginnen bereits heute Abend auf dem Lindenhof mit der offiziellen Eröffnung des Sechseläuten-Wochenendes und dem Start der Aktivitäten des Gastkantons.

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Seit Jahrhunderten heißt das Frühlingsfest der Zünfte Zürichs "Sechseläuten", weil früher ab Frühlingsbeginn, bei der Tag-und-Nacht-Gleiche um den 20. März, die Feierabendglocke am Großmünster abends um 6 Uhr den Arbeitsschluss verkündete. Im Winterhalbjahr wurde der frühen Dämmerung wegen nur bis 5 Uhr gearbeitet. Dieses froh erwartete Ereignis, der Wechsel vom in Zürich besonders trüben Winterhalbjahr zur hellen Jahreshälfte, feierten die Zünfter bei Speis, Trank, Reden und gegenseitigen Besuchen auf ihren Zunftstuben.

Die beiden Umzüge, der Kinderumzug am Sonntag und der Zug der Zünfte zum Feuer am Montag, entwickelten sich gegen die Mitte des 19. Jahrhunderts. Ihre heutige Form entstand im Laufe der letzten hundert Jahre. Zusammen mit dem dritten Brauchtum, dem Verbrennen des Bööggs, sind es die farbenfrohen, fröhlichen, öffentlich sicht- und erlebbaren Teile des Festes. Böögg heißt der weiße Strohmann, der öffentlich als symbolische Wintervertreibung verbrannt wird. Dieser einst weit verbreitete heidnische Frühlings-Feuerbrauch wurde seit der Reformation jahrhundertelang von Zürcher Knabenvereinen weitergeführt und 1892 durch das Zentralkomitee der Zünfte Zürichs übernommen.

Dieses Jahr ist der Kanton Graubünden Gast. Die Bündner präsentieren sich "'s Züri" vier Tage lang von ihrer besten Seite und werden dabei selbst zu Gastgebern. Während des ganzen Sechseläutens reiht sich im eigens auf dem Lindenhof errichteten "Zunfthaus zum Steinbock" Programmpunkt an Programmpunkt. Der Sonntag gehört den Kindern: Am farbenträchtigen Kinderumzug um 14.30 Uhr nehmen mehr als 2000 Kinder teil.

Höhepunkt am Montag ist der Zug der Zünfte um 15.15 Uhr. Mehr als 7000 Teilnehmer in historischen Kostümen, 500 Pferde, 28 Musikkorps sowie 50 Wagen und Kutschen formieren sich zu einem Zug. Ziel des Umzuges ist der Sechseläuten-Platz vor dem Opernhaus. In dessen Mitte steht auf einem Scheiterhaufen der "Böögg". Punkt 18 Uhr wird der Holzstoß angezündet, und die berittenen Zünfter galoppieren unter den Klängen des Sechseläuten-Marsches um das aufflackernde Feuer.

Der "Böögg" - ganz aus Watte und reichlich mit Knallkörpern gefüllt - ist das Symbol für den Winter: Je schneller sein Kopf Feuer fängt und explodiert, desto schöner soll der Sommer werden.

Mit großem Erfolg reisten im vergangenen November mehr als 900 Zürcher Zünfter nach London und beteiligten sich an der Parade zur Einsetzung des neuen Lord Mayor's von London. Das Echo aus London war groß. Im Gegenzug werden nun der Lord Mayor und seine Delegation dem Sechseläuten einen Besuch abstatten. Ebenfalls eingeladen wurden sechs hohe Offiziere des Houshold Cavalry Regiments.

rm

Sechseläuten: Zürich, Freitag bis Montag, 16. bis 19 April; Infos im Internet unter

http://www.sechselaeuten.ch der Umzug am Montag wird live übertragen: Schweizer Fernsehen SF 1, von 15.45 bis 18.30 Uhr.

am Fr, 16. April 2004

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