Auf Tuchfühlung mit dem Wunder

Ausgezeichnet: Weiler Buchhändler Kastl veranstaltet regelmäßig Lesungen, Diskussionsabende, Vorträge, Konzerte.

"Lesen heißt mit einem fremden Kopfe, statt des eigenen, denken", hat der Philosoph Arthur Schopenhauer schon im 19. Jahrhundert gewusst und er war keineswegs der Erste, der das erkannte. Bücher im Allgemeinen und die Literatur im Besonderen bieten denen, die sie nutzen (können), seit Jahrhunderten nicht nur Unterhaltung, sondern öffnen Fenster, bieten Aussichten auf fremde, andere Perspektiven. Das gilt übrigens auch im digitalen Zeitalter. Der Weiler Buchhändler Irimbert Kastl, der inzwischen auch in Lörrach eine Filiale unterhält, durfte für sein (auch im eigenen Interesse) entwickeltes Engagement für diese Lesekultur dieser Tage bereits zum zweiten Mal eine Auszeichnung beim Deutschen Buchhandelspreis entgegennehmen.

Ein wichtiges und auch für die Auszeichnung zentrales Element dieser Leseförderung ist das reichhaltige, facettenreiche Veranstaltungsangebot mit Lesungen, politischen oder philosophischen Diskussionen, Vorträgen, Aktionen und Konzerten, die Kastl in seinen Buchhandlungen und an öffentlichen Orten wie den Stadtbibliotheken in Lörrach und Weil am Rhein organisiert.

Das Herbstprogramm wartet darüber mit bekannten Namen auf. So stellt der aus TV und Radio bekannte Literaturkritiker Denis Scheck neue Bücher vor (2. November). Auch Boris Palmer kommt zum Vortrag (14. November); der Tübinger Oberbürgermeister und grüne Rebell spricht unter der Überschrift "Wir können nicht allen helfen" über den weiterhin kontrovers diskutierten Umgang mit den globalen Migrationsbewegungen. Raum erhalten auch regionale Vertreter – der in Lörrach lebenden Fotograf, Autor und Mediengestalter Raimund Kagerer etwa, der sein neues Buch "Nachlese" vorstellt (5. Oktober). In die Gruppe der Regionalen gehört auch Herbert Seilnacht, der mit Lörracher Zeitzeugen ein Buch veröffentlicht hat, das Flucht und Vertreibung deutscher Familien aus Ostpreußen, Schlesien und dem Sudetenland am Ende oder kurz nach dem Zweiten Weltkrieg auf Basis eigenen Erlebens dokumentiert (9. Oktober).

Last but not least bietet das Programm Debütanten wie Daniela Engist, die nach Jahren in multinationalen Konzernen mit "Kleins große Sache" ihren Romanerstling veröffentlich hat (20. Oktober) oder den Dramatiker Lukas Holliger. Nach den Erzählminiaturen "Glas im Bauch" von 2015 hat der gebürtige Basler mit "Das Kürzere Leben des Klaus Halm" seinen ersten Roman vorgelegt, die Geschichte eines arbeitslosen Filmvorführers, der seine Fantasien auf Klaus Halm projiziert (29. November). "Lesen ist ein großes Wunder", befand die österreichische Erzählerin Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach einst. Das Programm der Buchhandlung Kastl bietet gute Gelegenheiten, das zu erfahren.

und Reservierung unter: www. buchkastl.de
von alb
am Fr, 22. September 2017

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