Kino-Interview
Charlie Hunnam über "Papillon" und den Vergleich mit Steve McQueen
Kann das gut gehen? Ein Remake des Filmklassikers "Papillon", mit dem sich Steve McQueen (1930–1980) endgültig als charismatischer Kinoheld etablierte? Nach 45 Jahren kommt die autobiografisch gefärbte Gefängnisstory nach dem Roman von Henri Charrière erneut auf die Leinwand – mit Charlie Hunnam (38) als Papillon. Markus Tschiedert sprach mit dem Briten.
Ticket: Würden Sie Ihren "Papillon" als Remake oder als Neuinterpretation bezeichnen?
Hunnam: Meine Hoffnung ist, dass wir eine unabhängige Adaption des Originalstoffs geschaffen haben, die sich nicht wie ein Remake anfühlt. Was die Geschichte angeht, sind beide Filme wahrscheinlich vergleichbar, aber was die Sensibilität in der Inszenierung angeht, sind sie dann doch sehr verschieden. Insofern könnte man sagen, es hält sich die Waage zwischen Remake und Neuinszenierung, obwohl ich mir persönlich eine größere Distanz zur ersten Verfilmung gewünscht hätte.
Ticket: Wie haben Sie reagiert, als Ihnen die Rolle angeboten wurde?
Hunnam: Ich habe das Skript, ohne überhaupt darin zu lesen, sofort zur Seite gelegt. Mir erschien es damals überflüssig, einen Film zu drehen, den es im Grunde genommen schon gibt und der auch noch richtig gut ist. Also wurde die Rolle einem anderen Schauspieler angeboten, der zusagte. Das war jemand, den ich sehr bewundere und ich dachte nur, ich hätte das Angebot etwas ernster nehmen sollen. Nach drei Monaten wurde klar, dass sich die Dreharbeiten verschieben würden, und damit war die Rolle wieder frei. Man fragte ein weiteres Mal bei mir an. Aber diesmal sagte ich zu.
Ticket: Eine Idealbesetzung, denn in manchen Szenen wirken Sie wie eine Reinkarnation von Steve McQueen. Können Sie dieses Kompliment annehmen?
Hunnam: Egal, wer die Rolle jetzt gespielt hätte, Steve McQueen ist einer der Größten und unerreichbar. Deshalb musste ich ihn gleich zu Beginn aus meinem Kopf eliminieren. Jeder Gedanke, es besser machen zu wollen oder in seine Fußstapfen zu treten, wurde von mir sofort zerschlagen. Stattdessen konzentrierte ich mich darauf, meinen eigenen Zugang zur Figur zu finden – was eigentlich sowieso der normale Weg ist. Steve McQueen war ein äußerst charismatischer Mann, umso mehr habe ich weder an ihn denken wollen, noch habe ich mir seinen "Papillon"-Film angesehen.
Ticket: Dennoch müssen Sie es sich wohl gefallen lassen, dass der Vergleich mit Steve McQueen mit dem Kinostart von "Papillon" auf jeden Fall kommen wird.
Hunnam: Das steckt natürlich im Wesen der Sache. Der eigentliche Grund, warum ich mich darauf eingelassen habe, ist, dass ich meine eigenen tiefen und dunklen Erfahrungen als Mensch habe. Das ist für mich persönlich wichtig, weil ich meinem Leben damit einen Sinn gebe. Das hat was mit Zielstrebigkeit und Bedeutung zu tun. Ich brauche solche Herausforderungen, sonst würde ich verrückt werden. Warum sage ich das jetzt?
Ticket: Klären Sie uns auf!
Hunnam: Alles, worum es mir geht, sind die Erfahrungen, die ich während des Entstehungsprozesses eines Films mache und wie ich mich dabei fühle. Mir ist der Prozess wichtig, nicht das Endresultat. Zweifellos bin ich mir im Klaren, dass meine Darstellung des Papillon den Vergleich wahrscheinlich regelrecht herausfordert. Ich kann das nachvollziehen, frage mich aber auch, wie viele schon Hamlet gespielt haben. Will man jetzt alle Schauspieler miteinander vergleichen? Da habe ich das Gefühl, mich geht das nichts mehr an. "Papillon" liegt längst hinter mir, und nun kommen neue Projekte.
Ticket: Wie haben Sie sich der Vorstellung genähert, lebenslänglich in einem Gefängnis eingesperrt zu sein?
Hunnam: Man versucht als Schauspieler natürlich, so tief wie möglich in dieses Gefühl zu gehen, aber letztlich ist alles aus einem intellektuellen Prozess heraus doch nur gekünstelt. Ich habe mein Bestes gegeben, aber man kann nicht alles aus eigenen Erfahrungen herausholen, aber wo es möglich war, habe ich es versucht.
Ticket: Zum Beispiel?
Hunnam: Ich habe selbst gehungert, denn das mussten die Gefangenen in Französisch-Guayana tagtäglich ertragen. Ich wollte wissen, wie schmerzhaft es sein kann, hungern zu müssen. Man verliert nicht nur Gewicht, sondern es wirkt sich auch emotional aus. Natürlich habe ich mich dem kontrolliert hingegeben, und verglichen mit dem, was die Männer wirklich durchmachen mussten, ist es gar nichts.
Ticket: Wie viel Gewicht mussten Sie für die Rolle verlieren?
Hunnam: Da wir die Szenen fast chronologisch drehten, konnte ich ganz normal damit anfangen, immer weniger zu essen. Am Schluss hatte ich über 18 Kilogramm abgenommen, allerdings in einer Zeit von neun Drehwochen. Danach habe ich wieder ganz normal gegessen und ließ es mir gut gehen.
Hunnam: Meine Hoffnung ist, dass wir eine unabhängige Adaption des Originalstoffs geschaffen haben, die sich nicht wie ein Remake anfühlt. Was die Geschichte angeht, sind beide Filme wahrscheinlich vergleichbar, aber was die Sensibilität in der Inszenierung angeht, sind sie dann doch sehr verschieden. Insofern könnte man sagen, es hält sich die Waage zwischen Remake und Neuinszenierung, obwohl ich mir persönlich eine größere Distanz zur ersten Verfilmung gewünscht hätte.
Ticket: Wie haben Sie reagiert, als Ihnen die Rolle angeboten wurde?
Hunnam: Ich habe das Skript, ohne überhaupt darin zu lesen, sofort zur Seite gelegt. Mir erschien es damals überflüssig, einen Film zu drehen, den es im Grunde genommen schon gibt und der auch noch richtig gut ist. Also wurde die Rolle einem anderen Schauspieler angeboten, der zusagte. Das war jemand, den ich sehr bewundere und ich dachte nur, ich hätte das Angebot etwas ernster nehmen sollen. Nach drei Monaten wurde klar, dass sich die Dreharbeiten verschieben würden, und damit war die Rolle wieder frei. Man fragte ein weiteres Mal bei mir an. Aber diesmal sagte ich zu.
Ticket: Eine Idealbesetzung, denn in manchen Szenen wirken Sie wie eine Reinkarnation von Steve McQueen. Können Sie dieses Kompliment annehmen?
Hunnam: Egal, wer die Rolle jetzt gespielt hätte, Steve McQueen ist einer der Größten und unerreichbar. Deshalb musste ich ihn gleich zu Beginn aus meinem Kopf eliminieren. Jeder Gedanke, es besser machen zu wollen oder in seine Fußstapfen zu treten, wurde von mir sofort zerschlagen. Stattdessen konzentrierte ich mich darauf, meinen eigenen Zugang zur Figur zu finden – was eigentlich sowieso der normale Weg ist. Steve McQueen war ein äußerst charismatischer Mann, umso mehr habe ich weder an ihn denken wollen, noch habe ich mir seinen "Papillon"-Film angesehen.
Ticket: Dennoch müssen Sie es sich wohl gefallen lassen, dass der Vergleich mit Steve McQueen mit dem Kinostart von "Papillon" auf jeden Fall kommen wird.
Hunnam: Das steckt natürlich im Wesen der Sache. Der eigentliche Grund, warum ich mich darauf eingelassen habe, ist, dass ich meine eigenen tiefen und dunklen Erfahrungen als Mensch habe. Das ist für mich persönlich wichtig, weil ich meinem Leben damit einen Sinn gebe. Das hat was mit Zielstrebigkeit und Bedeutung zu tun. Ich brauche solche Herausforderungen, sonst würde ich verrückt werden. Warum sage ich das jetzt?
Ticket: Klären Sie uns auf!
Hunnam: Alles, worum es mir geht, sind die Erfahrungen, die ich während des Entstehungsprozesses eines Films mache und wie ich mich dabei fühle. Mir ist der Prozess wichtig, nicht das Endresultat. Zweifellos bin ich mir im Klaren, dass meine Darstellung des Papillon den Vergleich wahrscheinlich regelrecht herausfordert. Ich kann das nachvollziehen, frage mich aber auch, wie viele schon Hamlet gespielt haben. Will man jetzt alle Schauspieler miteinander vergleichen? Da habe ich das Gefühl, mich geht das nichts mehr an. "Papillon" liegt längst hinter mir, und nun kommen neue Projekte.
Ticket: Wie haben Sie sich der Vorstellung genähert, lebenslänglich in einem Gefängnis eingesperrt zu sein?
Hunnam: Man versucht als Schauspieler natürlich, so tief wie möglich in dieses Gefühl zu gehen, aber letztlich ist alles aus einem intellektuellen Prozess heraus doch nur gekünstelt. Ich habe mein Bestes gegeben, aber man kann nicht alles aus eigenen Erfahrungen herausholen, aber wo es möglich war, habe ich es versucht.
Ticket: Zum Beispiel?
Hunnam: Ich habe selbst gehungert, denn das mussten die Gefangenen in Französisch-Guayana tagtäglich ertragen. Ich wollte wissen, wie schmerzhaft es sein kann, hungern zu müssen. Man verliert nicht nur Gewicht, sondern es wirkt sich auch emotional aus. Natürlich habe ich mich dem kontrolliert hingegeben, und verglichen mit dem, was die Männer wirklich durchmachen mussten, ist es gar nichts.
Ticket: Wie viel Gewicht mussten Sie für die Rolle verlieren?
Hunnam: Da wir die Szenen fast chronologisch drehten, konnte ich ganz normal damit anfangen, immer weniger zu essen. Am Schluss hatte ich über 18 Kilogramm abgenommen, allerdings in einer Zeit von neun Drehwochen. Danach habe ich wieder ganz normal gegessen und ließ es mir gut gehen.
am
Fr, 27. Juli 2018
Info
Papillon
Regie: Michael Noer. Mit Charlie Hunnam, Rami Malek, Tommy Flanagan, Roland Møller, Eve Hewson u. a., 117 Min. Frei ab 12 Jahren.
Die Story
Henri Charrière alias Papillon (Charlie Hunnam) wird im Frankreich der 30er Jahre zu Unrecht wegen Mordes verurteilt. Seine lebenslange Haftstrafe muss er in der Strafkolonie St. Laurent in Französisch-Guayana absitzen. Mit Hilfe des Fälschers Louis Dega (Rami Malek) versucht er die Flucht – vergebens. Doch Papillon gibt nicht auf.
Autor: bz