Das große Fest der Pferde

In Saignelégier im Schweizer Jura liegt am Wochenende das Glück dieser Erde auf dem Rücken von 400 Freibergern.

D er kleine Ort Saignelégier im Schweizer Kanton Jura wird jedes Jahr an einem Wochenende im August zum Treffpunkt von Pferdebegeisterten. An zwei Tagen werden dann Zehntausende von Besuchern zum Pferdefest "Marché-Concours" erwartet, das an diesem Wochenende stattfindet. Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht der Freiberger - die Schweizer Pferderasse.

Das Juragebirge an der nordwestlichen Grenze des Landes ist die Heimat des kleinen, robusten Pferdes. In keinem anderen Schweizer Kanton werden mehr Pferde gezüchtet und gehalten als im Jura mit seiner sanft hügeligen, grünen Landschaft. Die farbenprächtigen Umzüge mit der Parade von 400 Pferden am Sonntag um 10.45 Uhr und vor allem die Pferde- und Wagenrennen an den beiden Veranstaltungsnachmittagen - am Samstag um 15.15 Uhr und am Sonntag um 15 Uhr - zählen zu den Höhepunkten des Festes. "Früher waren es vor allem die Alten, die sich engagierten", stellt der einheimische Pferdeexperte Hermann Gehrig fest. "Doch heute sind es viele junge Leute, die ihre Freiberger präsentieren."

So eröffnen auch die jungen Reiter die Pferde-Show auf den großen Veranstaltungsplatz. In einer "Ländlichen Quadrille" reiten Mädchen im Dirndl auf Freiberger-Pferden ein. Begleitet werden sie von jungen Männern auf Zweispännern. Dem Publikum führen sie einen Tanz der Pferde und Kutschen vor. Für Begeisterung sorgt erfahrungsgemäß auch das "Ländliche Rennen". Jugendliche Reiter feuern ihre Freiberger wie Jockeys in einem Galopp-Rennen an. Ein Sattel ist nicht erlaubt, eine kleine Gerte schon. Das ist ihr Rennen, der Höhepunkt für die Landjugend.

Von überall in der Schweiz kommen Züchter angereist, um ihre Pferde zu präsentieren. Experten beurteilen 400 Freiberger. Dabei sind sie von vielen Festbesuchern umringt, die ebenfalls einen guten Blick auf die vorgestellten Hengste, Stuten und Fohlen haben möchten. "Die Pferdeausstellung ist für uns Pferdeleute der Jahreshöhepunkt", erzählt der Züchter Pierre-André Cattin. Dabei meint er nicht nur das Geschäft, sondern die ganze Veranstaltung. Denn der Marché-Concours ist nicht nur ein Markt, sondern auch ein authentisches Volksfest, zu dem an diesem Wochenende bis zu 50 000 Menschen in den 2200-Seelen-Ort kommen.

Das Mittagessen wird traditionell gemeinsam eingenommen. Hunderte von Menschen sitzen beim ländlichen Bankett an langen Tafeln. Seit einem Jahrhundert werden dieselben Gerichte serviert: Kalbszunge mit grüner Soße, Rindfleisch, Rotwein und am Ende der berühmte Mönchskopfkäse, Tete du moin - auch ein echter Jurassier. Danach schlendern die Besucher über den Markt, wo Händler alles rund ums Pferd anbieten: Reitkleidung, Pferdesouvenirs, Zaumzeug und Sättel. Den Samstagabend krönt eine Gala. Wenn die Pferde in ihren provisorischen Ställen längst schlafen, tanzen die Reitersleute noch in die Nacht hinein. Am nächsten Morgen müssen sie allerdings zur großen Parade wieder fit sein.

gms/BZ

Marché-Concours Saignelégier (CH) Sa/ So, 7./8. Aug.; Info: [TEL] 004132/9521955 oder 00800/10020030 (kostenlos); im Internet unter http://www.marcheconcours.ch

am Fr, 06. August 2004

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