Schauspiel
Die "Bacchen" nach Euripides am Theater Basel
Das Theater Basel bietet jetzt mit "Die Bacchen", neu übersetzt von Roland Schimmelpfennig, die Uraufführung eines 2500 Jahre alten Stücks von Euripides. Für die Inszenierung ist Robert Borgmann zuständig. Die Dramaturgie übernimmt dabei Constanze Kargl, die auch erklärt, warum das Thema des Stücks aktueller denn je ist.
Es ist eine der größten und zugleich rätselhaftesten antiken Tragödien. Der griechische Gott des Rausches, der Ekstase und Fruchtbarkeit, Dionysos, sucht die Stadt Theben heim. Dort herrscht König Pentheus, der sich weigert, Dionysos als Gott anzuerkennen. Daraufhin veranlasst Dionysos, dass seine Anhängerinnen, die Bacchen, am König Rache nehmen. "In dem Stück treffen Glauben und Pragmatismus aufeinander", sagt die Dramaturgin Constanze Kargl.
"Obwohl das auch nicht ganz stimmt", wendet sie ein. "Pentheus ist ein sehr irrationaler König, der unglaublich furios und gar nicht so pragmatisch handelt." Für Kargl ist das gesamte Stück rätselhaft. Wenn man von Szene zu Szene lese, verstehe man zwar alles, doch es bleibe immer etwas Unverständnis. "Es gibt nicht eine gültige Lesart der Tragödie", so die Dramaturgin.
Etwas erleichtert das Verständnis wohl die Neuübersetzung von Roland Schimmelpfennig. Er hat "Die Bacchen" ursprünglich im Jahr 2009 für den Theaterregisseur Jürgen Gosch bearbeitet, der aber starb, bevor er die Tragödie inszenieren konnte. Schimmelpfennigs Text blieb liegen – nun hat sich das Theater Basel der schnörkellosen Übersetzung angenommen. "Euripides-Übersetzungen sind oft sehr lyrisch, kunstvoll und entsprechend hermetisch", so Kargl. Der Gegenwartsdramatiker Schimmelpfennig habe einen Text verfasst, der ganz direkt sei, sprechbar und nicht dem Gedicht verpflichtet. Kargl zufolge ist damit eine Übersetzung gelungen, die spielbarer und verständlicher ist, ohne dass Schimmelpfennig das Stück modernisiert oder es in die Gegenwart gezogen habe.
Dennoch ist der Stoff aktueller denn je; das Stück passt in die Zeit, ohne plakativ zu wirken. Dafür sorge der Regisseur Robert Borgmann, so Kargl. "Die Thematik der Tragödie könnte man mit Boko Haram oder dem IS in Verbindung bringen, aber es werden keine entsprechenden Bilder im Hintergrund flimmern." Borgmann entwerfe immer bildstarke Inszenierungen, die den Zuschauer aber nicht in eine Interpretation zwingen würden.
"Es ist in jeder Richtung ein negativer Befund über die Gesellschaft", sagt die Dramaturgin. Das liege auch daran, dass Euripides das Stück im hohen Alter und am Ende der Peloponnesischen Kriege geschrieben habe. "Die damalige Gesellschaft war am Ende, ohne zu wissen, wie es weitergehen würde", so Kargl. Das passe gut zu der Übergangsphase, in der sich die Gesellschaft gerade befinde.
Termine: Basel, "Die Bacchen", Theater,
Schauspielhaus, Premiere: Fr,
11. März, 19.30 Uhr; weitere
Infos unter http://www.theater-basel.ch von Dorothee Soboll
"Obwohl das auch nicht ganz stimmt", wendet sie ein. "Pentheus ist ein sehr irrationaler König, der unglaublich furios und gar nicht so pragmatisch handelt." Für Kargl ist das gesamte Stück rätselhaft. Wenn man von Szene zu Szene lese, verstehe man zwar alles, doch es bleibe immer etwas Unverständnis. "Es gibt nicht eine gültige Lesart der Tragödie", so die Dramaturgin.
Etwas erleichtert das Verständnis wohl die Neuübersetzung von Roland Schimmelpfennig. Er hat "Die Bacchen" ursprünglich im Jahr 2009 für den Theaterregisseur Jürgen Gosch bearbeitet, der aber starb, bevor er die Tragödie inszenieren konnte. Schimmelpfennigs Text blieb liegen – nun hat sich das Theater Basel der schnörkellosen Übersetzung angenommen. "Euripides-Übersetzungen sind oft sehr lyrisch, kunstvoll und entsprechend hermetisch", so Kargl. Der Gegenwartsdramatiker Schimmelpfennig habe einen Text verfasst, der ganz direkt sei, sprechbar und nicht dem Gedicht verpflichtet. Kargl zufolge ist damit eine Übersetzung gelungen, die spielbarer und verständlicher ist, ohne dass Schimmelpfennig das Stück modernisiert oder es in die Gegenwart gezogen habe.
Dennoch ist der Stoff aktueller denn je; das Stück passt in die Zeit, ohne plakativ zu wirken. Dafür sorge der Regisseur Robert Borgmann, so Kargl. "Die Thematik der Tragödie könnte man mit Boko Haram oder dem IS in Verbindung bringen, aber es werden keine entsprechenden Bilder im Hintergrund flimmern." Borgmann entwerfe immer bildstarke Inszenierungen, die den Zuschauer aber nicht in eine Interpretation zwingen würden.
"Es ist in jeder Richtung ein negativer Befund über die Gesellschaft", sagt die Dramaturgin. Das liege auch daran, dass Euripides das Stück im hohen Alter und am Ende der Peloponnesischen Kriege geschrieben habe. "Die damalige Gesellschaft war am Ende, ohne zu wissen, wie es weitergehen würde", so Kargl. Das passe gut zu der Übergangsphase, in der sich die Gesellschaft gerade befinde.
Termine: Basel, "Die Bacchen", Theater,
Schauspielhaus, Premiere: Fr,
11. März, 19.30 Uhr; weitere
Infos unter http://www.theater-basel.ch von Dorothee Soboll
am
Fr, 11. März 2016