Theater

Die Immoralisten mit dem Stück "Die kleinen Füchse" in Freiburg

TICKET-INTERVIEW mit Manuel Kreitmeier über das neue Stück der Immoralisten.

Unterhaltsam und trotzdem politisch – die Freiburger Immoralisten zeigen Lillian Hermans "Die kleinen Füchse" (Termine und Tickets) . Der Regisseur Manuel Kreitmeier hat das Theaterensemble 2001 gegründet und war für etwa 50 Inszenierungen verantwortlich. Dorothee Soboll sprach mit ihm über das Familiendrama und die Deformation des Menschen.

Ticket: Herr Kreitmeier, worum geht es in dem Stück wirklich?
Kreitmeier: Auf den ersten Blick ist es ein sehr böses, schwarzhumoriges Stück über eine wohlhabende Südstaatenfamilie, die durch einen geschickten Deal zu noch mehr Geld kommen kann. Übergeordnet geht es um die Deformation des Menschen durch Gier innerhalb eines kapitalistischen Systems. Im Mittelpunkt steht eine Frau, die ihr Leben lang von Männern dominiert wurde: zuerst von ihren Brüdern, denen der Vater das ganze Geld vermacht hat, dann von ihrem Mann, der sie immer kurz gehalten hat. Doch sie möchte selbstbestimmt leben, nach Chicago gehen, Teil der gehobenen Gesellschaft werden. Am Anfang des Stücks könnte sie in eine Firma investieren und glaubt, viel Geld machen und ihren Mann verlassen zu können. Dafür kämpft sie.
Ticket: Wie geht sie dabei vor?
Kreitmeier: Sie hat von ihren Brüdern gelernt, fiese Tricks anzuwenden. Zuerst setzt sie noch ihren weiblichen Charme und Sexappeal als Kampfmittel ein, doch schon bald handelt sie den Männern ebenbürtig und kämpft mit den gleichen Mitteln wie sie. Darauf, und das ist interessant, sind die aber nicht vorbereitet. Doch für die Autorin ging es nicht nur um diese Frauenfigur, sondern vielmehr um eine gesellschaftliche Analyse anhand der Familie als Mikrokosmos. Ihre Figuren sind wilde Tiere – kleine Füchse eben, "die die blühenden Weinreben verwüsten", wie es in dem Zitat heißt, dass Lillian Hellman ihrem Stück voranstellt. Sie war eine sehr linke Autorin, der Kommunisten-Gegner Joseph McCarthy hat ihr in den 1950er Jahren Schreibverbot erteilt. Sie hat das Stück klar aus marxistischer Sicht geschrieben. Aber das Schöne ist, dass sie dafür eine Krimihandlung nimmt. Das Stück ist wahnsinnig unterhaltsam, ein bisschen wie "Der Gott des Gemetzels". Es hat Tendenzen zum Boulevard, aber ist dafür doch zu böse. Es jagt einem einen kalten Schauer über den Rücken.
Ticket: Das Stück spielt um 1900 herum. Wie passt es in die heutige Zeit?
Kreitmeier: Am Ende des Stücks sagt eine der Figuren den Satz: "Im ganzen Land sitzen Hunderte von Hubbards in Zimmern wie diesem hier, und ihnen wird eines Tages dieses Land gehören." Das Stück spielt kurz vor der Blütezeit des Kapitalismus, aber seine Themen sind eigentlich immer aktueller geworden: Neid, Gier, Ausbeutung der Schwachen. Deswegen haben wir ein modernes Bühnenbild gewählt.

Ticket: Wie kommt das Stück wohl in Freiburg an?
Kreitmeier: Das Publikum wird es lieben. Ich denke, dass wir damit ein Stück machen, das unterhaltsam ist und trotzdem sehr immoralistisch und politisch.

Termine: Freiburg, Theater der Immoralisten, Premiere: Do, 3. März, 20 Uhr; weitere Termine: http://www.immoralisten.de
von dso
am Fr, 26. Februar 2016

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