BZ-Tipp: unbekannte Gesichter Afrikas

Ein anderer Blick auf einen großen Kontinent

Ein Begleitprogramm vertieft und ergänzt die Ausstellung "Making Africa" im Weiler Vitra Design Museum.

Am Eingang des Vitra Design Museum fällt ein Graffiti auf. Die Farben und Figuren setzen einen neuen Akzent am gewohnten Weiß des Gehry-Baus. Hinter dieser Irritation steckt Docta, der im Senegal die Gruppe "Graff et Santé" gegründet hat. Mit der Spraydose sensibilisiert diese die breite Masse für Gesundheitsthemen – Bewusstseinsbildung mittels Graffiti: Das erscheint hierzulande fremd. Schon die ersten Eindrücke von "Making Afrika. A Continent auf Contemporary Design", der maßgeblich von der Kulturstiftung des Bundes geförderten aktuellen Ausstellung im Weiler Museum, konterkarieren Klischees, öffnen neue Sichtweisen auf Afrika und weiten den Designbegriff ins Soziale, Ökologische und Politische.

Wie bei vergangenen Ausstellungen wartet das Museum erneut mit einem Begleitprogramm auf, bietet Talks, Vorträge und Filme. In der Reihe gastiert am Donnerstag, 2. April, 18 Uhr, Kunlé Adeyemi vom Architekturbüro NLÉ auf dem Vitra-Campus. Adeyemi ist Gründer von NLÉ, einem der aufstrebenden Architekturbüros Afrikas, das in Amsterdam und Lagos (Nigeria) sitzt. Er stellt seine Projekte vor, darunter das African Water Cities Project, das sich mit Afrikas Küstenregionen im Hinblick auf den Klimawandel und Urbanisierung befasst. Eines der bekanntesten Projekte ist die Makoko Floating School, eine schwimmende Schule in der Lagune von Lagos. Für das Chicoco Radio in Port Harcourt (im Foto) wurde er bei den Regional Holcim Awards 2014 Africa Middle East ausgezeichnet (Eintritt frei, in Englisch).

Drei Wochen später kommt ein weiterer Nigerianer auf den Campus: Ifeanyi Oganwu. Er gründete 2008 in London das Label "Expand Design" und erntete rasch internationale Anerkennung für seine futuristischen Möbel. Am 23. April, 18 Uhr, gibt er Einblicke in die aufwendigen Produktionsmethoden seiner Entwürfe und erklärt, wie er deren Formsprache entwickelt. Der Hocker "Splice" etwa ist mit seinen CNC-gefrästen Aluminiumpanelen das Ergebnis eines langen Entwicklungsprozesses (Eintritt frei, in Englisch).

Beispiele des afrikanischen Kinos sind am 7. Mai, um 18.30 Uhr im Stadtkino Basel zu sehen. "Coz ov moni" (Wegen des Geldes, 2010) ist laut Beschreibung das erste Pidgin-English-Musical der Filmgeschichte und das erste Album des ghanaischen Rap-Dduos Fokn Bois. In dem Science-Fiction-Kurzfilm "Pumzi" (2009) porträtiert die kenianische Filmemacherin Wanuri Kahiu eine Gesellschaft, in der Wasser das kostbarste Gut ist. Inspiriert von wahren Begebenheiten erzählt "Afronauts" (2014) von Frances Bodomo die Geschichte der Zambian Space Academy und deren Versuch, 1969 die amerikanische Raumfahrtmission Apollo 11 zu überholen. Im Anschluss diskutiert Ausstellungskuratorin Amelie Klein mit der Filmemacherin über Entwicklungen im afrikanischen Kino (Eintritt 17 Franken, Filme in Englisch).

Die Rolle von Design und Architektur erörtert der kamerunische Theoretiker des Postkolonialismus Achille Mbembe mit dem Architekten und Autor Manuel Herz, der die parallele Ausstellung "Architektur der Unabhängigkeit" in der Vitra Gallery kuratiert hat, am 28. Mai, 18 Uhr im Talk. Im Fokus steht da die Ära von den 50er- bis in die 70er-Jahre, die ersten Jahrzehnte der Unabhängigkeit vieler Staaten Afrikas, in denen Kunst und Alltagskultur zum Vehikel einer afrikanischen Neuerfindung wurden (Eintritt frei, in Englisch).
von alb
am Mo, 30. März 2015

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