Eine geheime Tür

Nach der Uraufführung in London kommt die Oper "Coraline" ans Theater Freiburg.

Auch das Freiburger Stadttheater trägt einen Beitrag zum am Wochenende zu Ende gehenden Freiburg Festival bei: die Deutschland-Premiere der Fantasy-Oper "Coraline"nach dem gleichnamigen Roman von Neil Gaiman. Die Uraufführung der Koproduktion fand im März in London statt, ab Freitag wird im Großen Haus gespielt.

"Coraline" hat als Werk eine rasante Karriere hingelegt: Der Brite Neil Gaiman (57) veröffentlichte es 2002 als Kinderbuch – obwohl so mancher Erwachsene die Erlebnisse der elfjährigen Coraline im "Horrorhaus" als wenig geeignete Lektüre für Kinder ansahen. Im Jahr 2009 brachte Universal Studios den gleichnamigen Animationsfilm von Henry Selick heraus. Der Film erhielt viele Auszeichnungen und positive Kritiken – obwohl auch hier die Meinungen darüber auseinandergingen, ob er für Kinder geeignet ist, da er viele Ängste thematisiere.

Worum also geht es? Coraline ist mit ihren Eltern in eine neue Wohnung gezogen. Auch in der neuen Umgebung fühlt das Mädchen sich von Mutter und Vater vernachlässigt und allein. Es sind Sommerferien – und während ihre Eltern pausenlos arbeiten, muss sich Coraline selber beschäftigen. Sie lernt die anderen Bewohner des Hauses kennen und muss feststellen, dass das sehr merkwürdige Gestalten sind: Da sind zum einen zwei schrullige alte Theaterschauspielerinnen, Miss Spink und Miss Forcible, sowie ein längst nicht mehr im Zirkus arbeitender Artist, Mr. Bobo, der ein Mäuseorchester trainiert.

Coraline erkundet das Haus weiter und entdeckt im heimischen Wohnzimmer eine geheime Tür. Hinter dieser Tür liegt eine andere Welt – "Alice im Wunderland" lässt grüßen!. Anders als bei den Abenteuern, die Lewis Carroll für Kinder erfand, sieht Coralines neue Welt fast genauso aus, wie ihre alte. Aber eben nur fast: Die "anderen Eltern" kochen fantastisch, sind zugewandt, freundlich und haben Zeit für ihre Tochter.

Auf den ersten Blick scheint also alles besser zu sein in dieser neuen Welt – wenn man mal davon absieht, dass die Menschen dort, wo andere mit Augen sehen, nur Knöpfe haben. Überdies muss Coraline erfahren, dass die "andere Mutter" eine Seelenfängerin ist – und es auf Coraline und ihre wahren Eltern abgesehen hat. Ja, es stellt sich sogar heraus, dass es vor Coraline bereits andere Kinder in dieser Welt gab, die von den Knopfaugen-Gestalten eingefangen wurden ...

Coraline lernt: Mutig ist nur, wer Angst vor etwas hat und es trotzdem tut, und so erfindet das Mädchen ein raffiniertes aber gefährliches Spiel, um sich und ihre Eltern zu retten.

Auf der Suche nach einem "ungewöhnlichen Familienstoff für das Große Haus", erläutert die Freiburger Dramaturgin Tatjana Beyer, habe man durch persönliche Kontakte zur Royal Opera in London erfahren, dass Mark-Anthony Turnage den Auftrag hatte, für "Coraline" die Musik zu komponieren. Auf beiden Seiten war man froh über die Koproduktion, die auch noch andere internationale Partner fand. Die in London geborene Choreographin Aletta Collins führte Regie für die Oper, ihre Assistentin Deborah Cohen, übernahm die szenische Einrichtung in Freiburg. Hier wird "Coraline" mit Freiburger Sängerinnen und Sängern unter der musikalischen Leitung von Fabrice Bollon nun aufgeführt.

Termine: Premiere: Fr., 15. Juni, Großes Haus, 19.30 Uhr. Weitere Termine zu finden unter: http://www.theater.freiburg.de Empfohlen ab zehn Jahren.
von Heidi Ossenberg
am Fr, 15. Juni 2018

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