Interview

Elyas M’Barek über Ausländerhass und fremdenfeindliche Kommentare auf Facebook

TICKET-INTERVIEW: Elyas M’Barek über Ausländerhass und fremdenfeindliche Kommentare auf Facebook.

Seit dem Megaerfolg von "Fack ju Göhte" gehört Elyas M’Barek (34) zu den Superstars des deutschen Films. Seine Karriere begann der Sohn einer Österreicherin und eines Tunesiers schon als Teenager. Zuerst in Nebenrollen wie in "Mädchen, Mädchen", dann als Hauptdarsteller in "Türkisch für Anfänger ". In der Komödie "Willkommen bei den Hartmannns" spielt er einen jungen Arzt, der wegen seines fremdländischen Aussehens vom Chefarzt unbewusst gemobbt wird. Markus Tschiedert traf Elyas M’Barek in seiner Heimatstadt München.

Ticket: Wie war das, als Sie das Angebot bekamen, in einem Film mal nicht die Hauptrolle zu spielen?
Elyas M’Barek: Prinzipiell geht es mir nicht um die Größe einer Rolle, sondern um die Qualität eines Drehbuchs, das ich sehr gut und besonders fand. Ich habe mich daraufhin gleich mit meinem Kollegen Florian David Fitz zusammengesetzt, weil er einen ähnlich gewichteten Part im Film spielt. Das war für mich sogar die schönste Idee, dass Florian und ich, die in den letzten Jahren sehr hauptrollenverwöhnt waren, hier mal einen Schritt zurücktreten und die erfahrenen Schauspieler nach vorn zu lassen.
Ticket: Sie spielen einen Arzt, der aufgrund seines fremdländischen Aussehens gemobbt wird. Ist das etwas, was Sie selbst kennen?
M’Barek: Mir passiert das eher weniger, weil ich inzwischen eine gewisse Prominenz habe. Aber ich bin mir sicher, dass ganz viele Leute mit ähnlichem Aussehen wie ich oder einem ebenso fremd klingenden Namen keine Vorteile genießen, sondern eher Vorurteile.
Ticket: Als Kind haben Sie das also viel häufiger zu spüren bekommen?
M’Barek: Ja, klar habe ich das auch schon einmal erlebt. Ich möchte jetzt aber auf keine Einzelfälle eingehen. Aber man muss ja nur hinschauen, was heute in Sachen Ausländerfeindlichkeit bei uns in Deutschland los ist. Wie viele Leute sich dazu berufen fühlen, unter der Gürtellinie zu argumentieren, wenn man sich die ganzen Facebook-Kommentare durchliest. Ich finde das unterirdisch, menschenfeindlich und asozial. Erst neulich wurde jemand dafür zu Recht in den Knast gesteckt.
Ticket: Sie haben wahnsinnig viele Fans auf Facebook. Greifen die sich bei diesem Thema auch schon mal gegenseitig an?
M’Barek: Gott sei Dank nicht! Durch die Filme, die ich in den letzten Jahren drehte, habe ich das Gefühl, dass junge Leute viel weniger Probleme damit haben. Sie wachsen in einer Gemeinschaft auf, in der es relativ normal ist, dass der Klassenkamerad keinen deutschen Vornamen hat. Die fragen nicht, wo kommst du oder deine Eltern her, sondern interessieren sich dafür, wie man als Mensch ist. Die haben ein anderes Bewusstsein entwickelt und sind weniger mit Vorurteilen behaftet.
Ticket: Wie finden Sie es, wie in unserem Land mit Flüchtlingen umgegangen wird?
M’Barek: Also wir Bayern sind im Vergleich zu anderen Bundesländern vorbildlich. Ich bin in München geboren und aufgewachsen und bekomme hier von der Problematik nichts mit, wenn ich nicht gerade den Fernseher einschalte. Ich selbst bewege mich ganz normal durch München und frage mich manchmal, wovor sich manche Leute eigentlich fürchten. Ich respektiere aber deren Meinung und kann nachvollziehen, dass sie verunsichert sind.
Ticket: Aber welches Gefühl haben Sie dazu?
M’Barek: Ich habe das Gefühl, dass gewisse Leute die Debatte nutzen, mal das zu sagen, was sie immer loswerden wollten. Jetzt darf man scheinbar über Ausländer herziehen und über Afrikaner und Araber schimpfen, die man sowieso noch nie mochte. Irgendwie ist das plötzlich salonfähig geworden, und genau das ekelt mich an. Ich verstehe, die Diskussion an sich und dass Leute verunsichert sind. Es ist ja unsere Gesellschaft – und ich möchte auch wissen, wer hier herkommt und mit uns leben möchte. Aber ich finde es falsch, die Flüchtlingsdiskussion zum Anlass zu nehmen um ur-rechte Gedanken herauszuholen und in die Welt zu schreien.




von tsc
am Fr, 04. November 2016

Info

WILLKOMMEN BEI DEN HARTMANNS

Regie: Simon Verhoeven
Mit Florian David Fitz, Elyas M’Barek, Senta Berger, Heiner Lauterbach, Palina Rojinski und anderen
111 Min., ohne Altersbeschränkung

Die Story
Die Hartmanns (Berger,Lauterbach) nehmen einen Flüchtling auf, der es sich im Keller gemütlich machen darf. Als auch noch die längst erwachsenen Kinder (Fitz, Rojinski) wieder einziehen, bricht das Chaos aus...  

Autor: bz

Badens beste Erlebnisse