Theater

Martin Mayer inszeniert in Harrys Depot in Freiburg "Großstadtgeschichten"

Martin Mayer inszeniert in Freiburg zwei Einakter von Woody Allen.

Am morgigen Samstag findet im Theater Harrys Depot die Premiere von "Großstadtgeschichten" statt. Gezeigt werden zwei Einakter von Woody Allen. Wir trafen den Regisseur Martin Mayer und die Intendantin der kleinsten freien Spielstätte Freiburgs, Barbara Zimmermann.

Es ist kühl und aufgeräumt in dem kleinen Raum unterhalb der Schauspielbühne, zu der man über eine Außentreppe gelangt. Seit einem Jahr erst gehört der Raum zum Theater Harrys Depot, in dem das Ensemble "Harry hol schon mal den Wagen" spielt. Er wird als zusätzlicher Probenraum und zum Verkauf der Eintrittskarten am Vorstellungsabend genutzt.

Bei den "Großstadtgeschichten" führt Martin Mayer Regie. Er ist kein Unbekannter in Harrys Depot, stand er doch schon vielfach als Schauspieler auf der Bühne und agierte zuletzt in Weil als Regisseur der Komödie "Bonnie und Clyde", die als Gastspiel in Harrys Depot zu sehen war. Danach schlug ihm Barbara Zimmermann vor, Woody Allens Einakter "Der Tod klopft" von 1971 zu inszenieren. Mayer beschloss, "Riverside Drive" (2003) dazu zu nehmen. Ob seine Regiearbeit bei Zimmermann eine einmalige Sache bleiben wird, ist noch nicht klar. Die Prinzipalin wünscht sich in jedem Fall eine vielfältigere Auswahl an Stücken für ihr Publikum. "Großstadtgeschichten" fügt sich dabei nahtlos an "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" – amerikanische Dramen aus dem 20. Jahrhundert –, sticht aber durch sein Format heraus.

Zwischen den beiden Einaktern liegen über dreißig Jahre – sie sind für den Regisseur jedoch trotzdem kompatibel. "Die Absurditäten und die Plots sind zeitlos", sagt Mayer, der sich selbst als großen Fan des US-amerikanischen Komikers Woody Allen bezeichnet.

Im beengten Raum wirken die kleinen Gesten größer

Genaueres möchte der Regisseur allerdings nicht verraten. Schon die Figuren der Einakter haben es in sich, zum Beispiel der in "Riverside" vorkommende neurotische Autor – für den Erfinder des "Stadtneurotikers" Allen ein geradezu idealtypischer Charakter.

"Der Künstler und das Hadern mit seiner Kunst und sich selbst faszinieren mich", sagt Mayer. Außerdem steht in den "Großstadtgeschichten" der leibgewordene Tod auf der Bühne – und ein mysteriöser Fremder, der behauptet, der Autor habe seine Ideen gestohlen. Zwischen diesen skurrilen Figuren entspinnen sich groteske Gespräche, bei denen immer neue Wendungen entstehen. Bereits im November orderte Mayer die Texte, Anfang Januar begann die Probenphase. In Harrys Depot ist er als Regisseur nicht nur für die Inszenierung zuständig, sondern auch für Technik, Werbung, Dramaturgie – eben für alles, was anfällt.

In den Stücken stehen naturgemäß die Dialoge im Vordergrund. Mayer setzt einen weiteren Schwerpunkt auf die Bewegungen seiner beiden Schauspieler. Dominik Berberich und Max Färber bespielen die Bühne, für einen Abend entsteht eine Großstadt im kleinen Harrys Depot.

In dem beengten Raum wirken kleine Gesten größer, das Publikum ist ganz nahe am Geschehen. Trotzdem ist Harrys Depot für Mayer nicht durch die Räumlichkeiten begrenzt. "Mit Fantasie kann man alles hinkriegen", sagt Barbara Zimmermann augenzwinkernd. In den elf Jahren hat sich die Intendantin ein Stammpublikum erarbeitet, das ihr die Möglichkeit gibt, auch mal etwas anderes zu wagen – wie eben "Großstadtgeschichten".

Termine: Freiburg, "Großstadtgeschichten", Theater Harrys Depot.

Premiere: Sa, 9. März, 20 Uhr. Weitere Aufführungen bis 28. April.
http://www.ensemble-harry.de
von Alexandra Riffel
am Fr, 08. März 2019

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