Ruhig? Ja! Langweilig? Nein!

In der Adventszeit ist es auch am Bodensee eher besinnlich.

Advent am Bodensee ist eine besinnliche Zeit. In Konstanz findet der große Weihnachtsmarkt statt, St. Gallen erstrahlt im Sternenschein. Wer einen Ort der Ruhe sucht, fährt auf die Mainau – zu schwedischen Spezialitäten und Tieren aus den Tropen.

Keine Frage: Auch im Winter gibt es rund um Europas drittgrößten Binnensee viel zu erleben. An den Ufern herrscht weniger Trubel – Weihnachtsmärkte, Konzerte und Stadtführungen stimmen dafür perfekt auf die festlichen Tage ein.

Zum letzten Mal ist der Bodensee 1963 komplett zugefroren. Die Schifffahrt ruht folglich in den Wintermonaten nicht, die Besucher können mit der Fähre oder dem Katamaran umherschippern. In Friedrichshafen führt der Weg vom Schiff direkt auf den Weihnachtsmarkt, denn seit zwei Jahren beginnt das Budendorf beim Zeppelinmuseum am Hafen.

Die Holzbuden sind geschmückt, in den Zweigen im Platanengarten zwischen Zeppelinmuseum und dem Medienhaus K 42 hängen Tausende kleine Lichter. Der Duft von Glühwein weist den Besuchern den Weg. In den Holzbuden präsentieren sich neben kommerziellen Händlern auch viele Friedrichshafener Vereine und Initiativen. Dicht gedrängt stehen die Kleinsten an der lebendigen Krippe. Der Grund: Um die lebensgroßen Figuren herum staksen echte Schafe durch das Stroh.

Am Ufer des Bodensees entlang führt der Weg zum barocken Schloss der Stadt. Klein, aber fein gibt sich dort der Advent im Schlosshof des Herzogs von Württemberg. Serviert wird Glühwein aus eigenen Trauben, ausgeschenkt in Tassen, die von DxDiane, wie sich die Herzogin von Württemberg als Künstlerin nennt, gestaltet wurden.

Das Haus Württemberg ist nicht das einzige Adelsgeschlecht, das Friedrichshafen bekannt machte: Vor mehr als 100 Jahren eroberte Ferdinand Graf von Zeppelin, der Verrückte vom Bodensee, mit seinen Luftschiffen den Himmel. Die Faszination des Schwebens können Besucher auch im Winter bei einem Rundflug erleben – und das sogar grenzüberschreitend.

Im schweizerischen St. Gallen sind Straßen und Dächer oft schon weiß gepudert, wenn das Bodenseeufer noch ein graues Gewand trägt. Für Weihnachtsstimmung im Stiftsbezirk sorgt die riesige Tanne auf dem Klosterplatz mit ihren 18 000 Lämpchen. Eine besondere Atmosphäre verbreiten im Advent auch 700 filigrane Leuchtsterne, die über den Plätzen und Gassen der "Sternenstadt" schweben.

Dagegen ist die Insel Mainau in den Wintermonaten ein Ort der Stille. "Spaziergänger sind dann oft allein mit den alten und seltenen Bäumen", sagt Stadtführerin Roswitha Frank. In der Abenddämmerung können Besucher die beschauliche Stimmung am besten genießen: einatmen, ausatmen. Die Schritte knirschen dazu auf dem Kies, während die untergehende Sonne den Himmel über dem Bodensee rosarot färbt.

Einige immergrüne Bäume und Winterblüher durchbrechen auf der Mainau die Eintönigkeit. Die meisten Pflanzen allerdings haben die Gärtner winterfest verpackt, die exotischen Palmen sicher im Palmenhaus untergebracht. In der Adventszeit können Besucher dort sonntags ein so genanntes Jul-Büfett mit schwedischen Spezialitäten genießen – eingerahmt von stattlichen alten Mandarinenbäumen und drei Königspalmen.

Im Hof des Barockschlosses lodert ein Lagerfeuer, heißer Glögg blubbert in einem Topf. Schwedische Traditionen werden auf der Insel Mainau großgeschrieben – als Hommage an die Wurzeln der Familie Bernadotte, die dort zu Hause ist. Gegen die Kälte hilft auch ein Besuch im tropischen Schmetterlingshaus. Mehr als 30 Arten aus Asien, Afrika und Amerika schwirren durch die Luft. Das ist ausnahmsweise so gar nicht weihnachtlich.

Im Winter ist der Fährverkehr zur Mainau eingestellt, von Konstanz fährt ein Bus. Zum Weihnachtsmarkt reisen viele Besucher mit dem Schiff an – und erhaschen vom Wasser einen ersten Blick auf den Markt und das Konstanzer Konzilgebäude. Vor 600 Jahren sollte die einzige Papstwahl nördlich der Alpen die Kirchenspaltung mit drei gleichzeitig amtierenden Päpsten beenden und den drohenden Zerfall der katholischen Kirche verhindern. An Heilig Abend um 3 Uhr nachts traf König Sigismund damals zum von ihm einberufenen Konzil in Konstanz ein.

Mittlerweile ist der Markt, direkt am winterlichen Bodenseeufer gelegen, mit 170 Ständen und 450 000 Besuchern pro Jahr der größte am See – und damit sogar größer als der bekannte Christkindlesmarkt in Nürnberg. Den besten Blick auf den See bietet der Glühweinstand auf zwei Etagen im Stadtgarten. Das glitzernde Wasser und die verschneiten Alpen sind aber auch ohne Alkohol einfach berauschend.

Infos: Internationale Bodensee

Tourismus GmbH, Hafenstraße 6,

78462 Konstanz Tel. 07531/ 909490, E-Mail

info@bodensee.eu, http://www.bodensee.eu
von Nicole Jankowski (dpa)
am Fr, 05. Dezember 2014

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