Schwung über den Rhein

Die Landesgartenschau öffnet heute nach Irrungen und Wirrungen als "Festival der zwei Ufer".

W enn Baden-Württembergs Ministerpräsident Erwin Teufel heute im Beisein rangähnlicher Kollegen aus Frankreich, die Blütenshow am Rhein eröffnet, liegen Jahre voller Irrungen und Wirrungen und Verrenkungen hinter den Verantwortlichen. Mal stand die geplante Brücke falsch, mal waren die Stadtoberhäupter von Kehl und Straßburg stinksauer aufeinander. Am harmlosesten noch dieses Detail: Weil in Frankreich der Begriff Landesgartenschau gänzlich unbekannt ist und es für Franzosen unfassbar wäre, in einen Park Eintritt zu bezahlen, musste jenseits der Europa-Brücke, die seit dem Wegfall der Zollanlagen Kehler und Straßburger noch enger miteinander verbindet, ein neuer Begriff kreiert werden. Also heißt das 171-Tage-Event, das bis zum 10. Oktober dauert, nun "Festival der zwei Ufer".

Das Pfiffige an der ganzen Sache: Wer eine Eintrittkarte löst (zwölf Euro Erwachsene, weniger zahlen Gruppen, Schulklassen, Jugendliche) und das Gartenschaugelände in Kehl betritt, kann damit auch ohne weitere Kosten über das Ufergelände vis-à-vis flanieren. Und wer für den - sagen wir mal - nicht eben bescheidenen Preis von 85 Euro eine Dauerkarte erwirbt, kann sich hier wie dort tummeln, so oft er will.

Doch das lässt sich jetzt schon sagen: Eine Dauerkarte "rentiert" sich allemal: Ein riesiges Rahmenprogramm mit rund 3000 Veranstaltungen garniert das Blüten- und Pflanzenmeer, das im Lauf der Jahreszeiten immer wieder sein Kleid wechselt und sich von einer anderen Seite zeigt. Straßenmusik, Chöre, Philharmonie, gleich am ersten Sonntag, 9.45 Uhr, ein Gottesdienst mit den Bischöfen Joseph Doré und Robert Zollitsch, Straßen- und Kleinkunst, ein großes Kinderprogramm: Es lohnt sich allemal, mehrfach zum Kehler Grün zu pilgern und von dort einen kurzen Fußmarsch auf die andere Seite zu machen. Denn das ist das Schöne: Die neue, wunderbar filigrane, wenn auch sündhaft teure Fußgänger-und Radfahrerbrücke des Pariser Stararchitekten Marc Mimram schwingt anmutig über den Rhein und legt hier wie dort direkt im Herzen des "2-Ufer-Gartens" an. Alleine die neue Brücke hat mehr als 20 Millionen Euro gekostet. Insgesamt wurden alleine auf Kehler Seite 119 200 Frühlings- und 64 200 Sommerblumen gepflanzt. Der schmucke Weißtannenturm erlaubt in 38 Meter Höhe einen Blick bis zum Schwarzwald. Und zum großen Fest erwartet Kehls OB Günther Petry, ein Optimist, an die zwei Millionen Besucher.

Hubert Röderer

Landesgartenschau Kehl 2004:

Infos im Internet unter ww.lgs-kehl.de

am Fr, 23. April 2004

Badens beste Erlebnisse