Unter den Augen der Ahnen

Château d’Osthoffen erlebt friedliche Zeiten.

Ein Gebäude mit so langer Geschichte wie das Château d’Osthoffen ist schon eine Besonderheit. Schon etwa 50 Jahre vor Christus errichteten die Römer an der Stelle des heutigen Schlosses einen Wachturm zum Schutz eines naheliegenden Truppenlagers. Im zwölften Jahrhundert wurde auf den römischen Grundmauern eine neue Burg errichtet, die 1410 nach zehntägiger Belagerung durch den Bischof von Straßburg zerstört wurde. Erst ein Jahrhundert später entschloss sich der Baumeister Jost von Seebach dazu, aus der Ruine wieder ein bewohnbares Gebäude zu machen, das das Erscheinungsbild des Schlosses bis heute prägt. Bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges (1648) erfüllte das Schloss weiterhin überwiegend militärische Zwecke und wurde nur teilweise privat genutzt. Im 18. Jahrhundert wurde das Château d’Osthoffen schließlich vollständig zu einem Wohnhaus umgebaut. In der Französischen Revolution wurden dann auch die letzten Wehr- und Befestigungstürme abgerissen.

Die Familie Grouvel erwarb 1817 das Schloss, restaurierte es und baute unter anderem den zerstörten Süd-Ost-Turm wieder auf. 1870 bis 1871 überstand das Schloss zwar den deutsch-französischen Krieg weitgehend unbeschadet, im Zweiten Weltkrieg trug es dann aber zum bisher letzten Mal in seiner Geschichte größere Schäden davon. Trotz dieser widrigen Umstände blieb das Château die vergangenen 200 Jahre in Familienbesitz.

Heute erinnern nur noch Reste an die kriegerische Vergangenheit des Hauses. Eines dieser Überbleibsel ist der Burgraben, der übrigens nie mit Wasser gefüllt war. Anstatt in einer Festung gastiert man so heute inmitten einer Parkanlage in einem der mit viel Liebe zum Detail eingerichteten Zimmer, die alle die Namen ehemaliger Bewohner des Hauses tragen. Zwar versteht die Familie Grouvel ihr Schloss nicht als Hotel im engeren Sinne, so bieten sie doch keine anonymen Zimmer, sondern eine Nacht in den privaten Gemächern ihrer Vorfahren an. In sieben Zimmern, die meisten davon Doppelzimmer, alle mit Frühstück buchbar, können die Gäste so in die Geschichte der Grouvels eintauchen und unter ihrer Ahnengalerie wandeln.

von pnw
am Mi, 28. März 2018

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