Wurzelig, wild, wunderbar

Das Beste waren die Frischlinge: Eine kleine Familientour oberhalb von Staufen.

Oberhalb der Fauststadt Staufen steht eine kleine Familientour an. Was den Ausflug besonders macht? Ganz schön viel, aber vor allem dies: Wege, Wald und Weitblicke.

Schöner kann eine Wanderung kaum starten: Vom Alfred-Schladerer-Platz in Staufen erreichen wir auf der Schladererstraße im Nu den malerischen Gewerbekanal. Ein kleiner Weg führt uns am Wasserlauf in südlicher Richtung. Auf der anderen Seite ranken Weinreben an alten Gemäuern entlang, der Bach liegt im Schatten, plätschert gemütlich vor sich hin. So schön ist es, dass wir Erwachsenen uns gern einige Minuten niederlassen, während die Kinder unermüdlich Steine und Stöcke ins Wasser werfen, auf dem Mäuerchen balancieren, Feuerkäfer sammeln. Wir sind erst ein paar Meter von unserem Startpunkt entfernt? Egal! Der Weg ist das Ziel.

Schließlich wandern wir los, stoßen bald auf die Richard-Müller-Straße, der wir nach links folgen. An der Kreuzung finden wir die ersten Schilder: Johanneskapelle und Messerschmiedfelsen – dort wollen wir hin. Der Beschilderung folgen wir nun bergauf, verlassen schon bald den Ort Richtung Wald. Wenn die Sonne das Städtchen schon aufheizt, findet man hier Abkühlung im Frühlingsgrün der Bäume.

Wir treffen auf die ersten Stationen des Kreuzweges, der uns hinauf zur Kapelle führen wird. Und immer wieder begegnen wir den Tafeln des Weisheitsbaumpfades, der ebenfalls im Wald verläuft. Ein steiler Anstieg führt uns jetzt hinauf zur Kapelle, über einen kleinen Bogen in westlicher Richtung erreichen wir dieses Kleinod am Waldrand.

Ein wunderbarer Garten umgibt es. Dafür aber haben die Kinder kein Interesse, sie rennen nun voraus, wieder hinein in den Wald. Der Pfad führt eben am Hang entlang, das Laub des Vorjahres raschelt so schön unter den Füßen, lässt sich wunderbar zur Laubschlacht verwenden.

Dann aber weiter, dem ersten Weitblick unserer Tour zu. Durch einen duftenden Lindenwald erreichen wir den Messerschmiedfelsen. Oberhalb der ehemaligen Messerschmiede thront dieser Aussichtspunkt am Eingang des Münstertals. Weit reicht von hier aus der Blick in die Rheinebene und bei guter Sicht bis in die Vogesen. Aber man kann auch herrlich zwischen Felsen und Bäumen herumklettern – und das tun die drei Kinder ausgiebig.

Ebenso ist der schmale, steinige Pfad, den wir nun zum Boeckfelsen einschlagen, aus Kinderperspektive ein echter Klettersteig. Steil führt er bisweilen hinab, windet sich eng um die Wurzeln der knorrigen Eichenbäume, steigt dann wieder an. Bald liegt ein mächtiger Baumstamm quer über dem Weg: Was für ein Kraxelspaß! Wohl dem, der Wanderschuhe an den Füßen hat, sonst wäre der Weg eine anstrengende Angelegenheit.

Irgendwann erreichen wir mitten im Wald einen Kamm, auf dem wir nach rechts weiterwandern und den Boeckfelsen erreichen. Ein prächtiger Ort zum Ausruhen, den Blick durch das Grün der Bäume ins Münstertal schweifen zu lassen, über dem in der Ferne der Belchen thront. Diesmal sind auch die Kinder ein wenig müde, so dass wir uns gemeinsam auf der Bank unser Vesper schmecken lassen.

Gestärkt treten wir den Rückweg an. Der führt zunächst auf dem selben Weg zurück. Diesmal aber bleiben wir auf dem Kamm und erreichen einen breiten Waldweg, dem wir nach links folgen. Nun wandern wir oberhalb des knorrigen Eichenwaldes gemütlich Richtung Staufen. Abwechslungsreich bleibt es trotzdem. Die Erwachsenen freuen sich an den Weißen Waldvöglein, die hier aus dem Waldboden sprießen – eine heimische Orchideenart.

Während wir noch die zarten Blüten bewundern, nehmen die Kinder etwas ganz anderes wahr. "Was ist das für ein Geräusch, Papa?" Stimmt, da tönt ein Schnaufen den Hang herauf, ein leises Grunzen und Quieken. Hört sich ganz nach einem Wildschwein an, finden wir. Tatsächlich: Hundert Meter unter uns erkennen wir die gestreiften Rücken einiger Frischlinge im Wald. "Was machen wir jetzt?" Die Kinder schwanken zwischen Faszination und Sorge. Wo Frischlinge sind, ist auch die Bache nicht weit. "Wir gehen ruhig und langsam weiter", entscheidet Papa. Das tun wir. Das Quieken verklingt, wir haben die Tiere nicht aufgeschreckt.

Immer noch begeistert von dieser nicht alltäglichen Begegnung ziehen die Kinder zufrieden weiter. Bald führt uns ein schmaler Weg wieder links hinein zwischen die Bäume und auf wurzelbewachsenem Pfad zurück zum Messerschmiedfelsen. Auf halbem Weg zur Johanneskapelle steigen wir diesmal links einen kleinen Pfad hinunter. Er führt uns zum Hochbehälter oberhalb der Stadt, von wo aus wir einen fantastischen Blick auf die Burgruine erhaschen und schließlich unterhalb unseren Ausgangspunkt wieder erreichen.
Infos: reine Gehzeit: 2,5 Stunden, 5,5 km; teils schmale, rutschige Pfade; festes Schuhwerk nötig; parken: Alfred-Schladerer-Platz, Staufen (teils kostenpflichtig)

von Silke Kohlmann
am Sa, 08. August 2020

Badens beste Erlebnisse