2000 Tiere
Zoo von Amnéville-les-Bains
Die beiden haben einen Mordsspaß: Pablo Joury und sein 360 Kilo schwerer Spielkamerad. Es regnet, doch das kann die beiden, die da im großen Becken elegant um die Wette schwimmen, nicht stören. Die Musik ist arg laut, doch das schadet nicht, zumindest nicht Watson. Denn der ist ein ausgewachsener Seelöwe, kann bekanntlich seine Ohren schließen – aber auch seinen Trainer knutschen oder dem Publikum die Zunge rausstrecken. Die Seelöwen-Show im großen Außenbecken mit Glaswänden ist die morgendliche Attraktion im Zoo von Amnéville zwischen Metz und Thionville.
Über 18 Hektar erstreckt sich der Zoo mit seinen rund 2000 Tieren von fünf Kontinenten auf dem Freizeitgelände von Amnéville-les-Thermes, das zu deutschen Zeiten Stahlheim hieß. Etwas außerhalb in einem Wald liegen zahlreiche Freizeiteinrichtungen, wobei der Zoo sich längst in einen Bambusdschungel verwandelt hat, in dem man sich schon mal bei der Suche nach einem bestimmten der zum Teil sehr großen Gehege verlaufen kann.
Zu suchen gibt es einiges: Am Vormittag die Seelöwenshow, um 14 Uhr die Gorilla-Fütterung, eine Stunde später füllen sich die 2000 Plätze der Tigerworld, und um 16.30 Uhr fliegen die Greifvögel durch eine mittelalterliche Arena. Dazwischen werden Pinguine und Flusspferde gefüttert.
In den beiden großzügigen Gorilla-Gehegen lassen die beiden Silberrücken in zwei getrennten Bereichen keinen Zweifel daran, wer Herr im jeweiligen Haus ist – und versetzen den einen oder anderen der kleinen Zaungäste, die sich allzu nahe an die dicke Glasscheibe gewagt haben, mit ihren heftigen Bewegungen in Schrecken.
Neben den beiden Silberrücken sind vor allem die weißen Löwen und die weißen Tiger der Stolz des privaten Zoos, mit dem sich Michel Louis und Jean-Marc Vichard in mehr als drei Jahrzehnten so etwas wie einen ziemlich verrückten Jugendtraum erfüllt haben. Und den fundamentalistischen Kritikern der Zoo-Tierhaltung entgegen halten können, dass alle ihre Tiere aus eigener Aufzucht oder aus Gefangenschaft stammen und sie sich mit erheblichen finanziellen Beträgen an zahlreichen Artenschutzvorhaben beteiligen: von den Wanderfalken in den Nordvogesen bis zu vier Programmen zum Schutz der Tiger von Nepal bis Vietnam. Und dass die weißen blauäugigen Tiger eine echte Art seien und keine gezielte Zucht von Albinos mit allen genetischen Nachteilen, wie bei den rotäugigen Tieren von Siegfried und Roy in Las Vegas.
Wie auch immer: Die neuste Attraktion des Zoos heißt Tigerworld und bietet eine tägliche Dressur-Show mit neun Tieren, zwei davon weiß oder genauer: weiß mit braunen Streifen. Ob klassisch gelb-braun oder weiß mit braunen Streifen – in jedem Fall sind die Tiere eindrucksvoll, ja majestätisch. Für die Tiger-Show hat der Zoo eine imposante Anlage errichtet mit Gehegen und einem 2000 Besucher fassenden festen Zirkus. Außen eine künstliche, südasiatisch anmutende Felsenlandschaft mit Wasserfällen – und innen eine Bar von Las-Vegas-Abmessungen.
Dort ist seit einem halben Jahr jeden Nachmittag der 26 Jahre junge Remy Flachaire als Dompteur zu bestaunen. Es beginnt mit einer französischen Multivisionsshow auf einer 43 Meter breiten Projektionsfläche mit Dschungel und Khmer-Tempel und viel "son et lumière", Ton- und Lichtspielen. Die Show spannt den Bogen vom Säbelzahntiger bis zum Kampf gegen die Ausrottung der in der Natur stark gefährdeten Tiere, ehe Remy mit seinen neun Tigern aus dem Dunkel des Käfigs ans Scheinwerferlicht tritt. Es ist eine ruhige, elegante Nummer, die ohne spektakuläre Aktionen auskommt und stattdessen die Vertrautheit des Dompteurs mit seinen schönen, aber kraftstrotzenden Raubtieren demonstriert. Man glaubt ihm gerne, dass er selbst die drei in Amnéville geborenen Großkatzen mit der Flasche aufgezogen hat. Märchenhaft wie die Show begonnen hat, geht sie zu Ende: Mit künstlichem Schnee, der sanft in die Manege fällt – und mit der Möglichkeit des Gesprächs mit Remy.
Kontakt zu Tieren ist natürlich auch möglich: Auf der "kleinen Farm" dürfen Kinder Ziegen, Schweine, Schafe oder Zwergrinder anfassen oder füttern. Oder endlich mal das legendäre "Murmeltier des Elsass" sehen, den heimischen Feldhamster – wenn er nicht Winterschlaf hält; oder den Autobahnbau rund um Straßburg ausbremst.
von Rolf Müller
Über 18 Hektar erstreckt sich der Zoo mit seinen rund 2000 Tieren von fünf Kontinenten auf dem Freizeitgelände von Amnéville-les-Thermes, das zu deutschen Zeiten Stahlheim hieß. Etwas außerhalb in einem Wald liegen zahlreiche Freizeiteinrichtungen, wobei der Zoo sich längst in einen Bambusdschungel verwandelt hat, in dem man sich schon mal bei der Suche nach einem bestimmten der zum Teil sehr großen Gehege verlaufen kann.
Zu suchen gibt es einiges: Am Vormittag die Seelöwenshow, um 14 Uhr die Gorilla-Fütterung, eine Stunde später füllen sich die 2000 Plätze der Tigerworld, und um 16.30 Uhr fliegen die Greifvögel durch eine mittelalterliche Arena. Dazwischen werden Pinguine und Flusspferde gefüttert.
In den beiden großzügigen Gorilla-Gehegen lassen die beiden Silberrücken in zwei getrennten Bereichen keinen Zweifel daran, wer Herr im jeweiligen Haus ist – und versetzen den einen oder anderen der kleinen Zaungäste, die sich allzu nahe an die dicke Glasscheibe gewagt haben, mit ihren heftigen Bewegungen in Schrecken.
Neben den beiden Silberrücken sind vor allem die weißen Löwen und die weißen Tiger der Stolz des privaten Zoos, mit dem sich Michel Louis und Jean-Marc Vichard in mehr als drei Jahrzehnten so etwas wie einen ziemlich verrückten Jugendtraum erfüllt haben. Und den fundamentalistischen Kritikern der Zoo-Tierhaltung entgegen halten können, dass alle ihre Tiere aus eigener Aufzucht oder aus Gefangenschaft stammen und sie sich mit erheblichen finanziellen Beträgen an zahlreichen Artenschutzvorhaben beteiligen: von den Wanderfalken in den Nordvogesen bis zu vier Programmen zum Schutz der Tiger von Nepal bis Vietnam. Und dass die weißen blauäugigen Tiger eine echte Art seien und keine gezielte Zucht von Albinos mit allen genetischen Nachteilen, wie bei den rotäugigen Tieren von Siegfried und Roy in Las Vegas.
Wie auch immer: Die neuste Attraktion des Zoos heißt Tigerworld und bietet eine tägliche Dressur-Show mit neun Tieren, zwei davon weiß oder genauer: weiß mit braunen Streifen. Ob klassisch gelb-braun oder weiß mit braunen Streifen – in jedem Fall sind die Tiere eindrucksvoll, ja majestätisch. Für die Tiger-Show hat der Zoo eine imposante Anlage errichtet mit Gehegen und einem 2000 Besucher fassenden festen Zirkus. Außen eine künstliche, südasiatisch anmutende Felsenlandschaft mit Wasserfällen – und innen eine Bar von Las-Vegas-Abmessungen.
Dort ist seit einem halben Jahr jeden Nachmittag der 26 Jahre junge Remy Flachaire als Dompteur zu bestaunen. Es beginnt mit einer französischen Multivisionsshow auf einer 43 Meter breiten Projektionsfläche mit Dschungel und Khmer-Tempel und viel "son et lumière", Ton- und Lichtspielen. Die Show spannt den Bogen vom Säbelzahntiger bis zum Kampf gegen die Ausrottung der in der Natur stark gefährdeten Tiere, ehe Remy mit seinen neun Tigern aus dem Dunkel des Käfigs ans Scheinwerferlicht tritt. Es ist eine ruhige, elegante Nummer, die ohne spektakuläre Aktionen auskommt und stattdessen die Vertrautheit des Dompteurs mit seinen schönen, aber kraftstrotzenden Raubtieren demonstriert. Man glaubt ihm gerne, dass er selbst die drei in Amnéville geborenen Großkatzen mit der Flasche aufgezogen hat. Märchenhaft wie die Show begonnen hat, geht sie zu Ende: Mit künstlichem Schnee, der sanft in die Manege fällt – und mit der Möglichkeit des Gesprächs mit Remy.
Kontakt zu Tieren ist natürlich auch möglich: Auf der "kleinen Farm" dürfen Kinder Ziegen, Schweine, Schafe oder Zwergrinder anfassen oder füttern. Oder endlich mal das legendäre "Murmeltier des Elsass" sehen, den heimischen Feldhamster – wenn er nicht Winterschlaf hält; oder den Autobahnbau rund um Straßburg ausbremst.
von Rolf Müller
am
Fr, 06. November 2015
Info
Zoo von Amnéville
Adresse: Rue du Tigre 1, F-57360 Amnéville-les-Thermes
Anfahrt: Von Straßburg über die A 4 und die A 31 bis zur Ausfahrt 37 (von Freiburg 260 Kilometer)
Öffnungszeiten von April bis September 9.30 bis 19.30 Uhr,
an Sonn- und Feiertagen bis 20 Uhr; Oktober bis März von 10 Uhr bis Sonnenuntergang.
Eintrittspreise: 35 Euro für Kinder ab zwölf Jahren und Erwachsene, von drei bis elf Jahren 29 Euro, Kinder unter drei Jahren kostenlos. Zweitageskarten 52,50 bzw. 43,50 Euro. Zooführer auf Deutsch sechs Euro
Infos unter Tel. 0033/387/702 560, im Internet auf Deutsch unter http://www.zoo-amneville.com
Autor: rm